Lenninger Tal
Unglücklich

Dümmer kann es eigentlich gar nicht laufen. Da mühen sich Gemeinde und Landratsamt in Lenningen seit Monaten vergeblich um eine Unterkunft für Flüchtlinge und werden nun endlich in einem Firmengebäude fündig. Doch selbst Rat und Verwaltung überfordern die im Raum stehenden Zahlen von weit über 100 Menschen, die hier auf engem Raum wohnen sollen. Ein geändertes Bauplanungsrecht, das dem Landratsamt ermöglicht, auch in Gewerbegebieten Flüchtlingsunterkünfte anzusiedeln, macht es der Behörde leichter, Asylbewerber unterzubringen. Wie vertrackt die Situation aber ist, wenn Wohngebiete angrenzen, wird in Lenningen überdeutlich, denn wie bei den beiden zuvor ins Auge gefassten Standorten gehen die Anwohner auf die Barrikaden.

Mit dem Umbau abzuwarten, bis geklärt ist, wie viele Flüchtlinge in dem Haus unterkommen werden, hätte der Anstand geboten. Darum schert sich der Investor offensichtlich genauso wenig wie um die Firma, die in dem Gebäude seit Jahren ansässig ist. Das Gebaren ähnelt dem Vorgehen in Denkendorf, wo sich ebenfalls mehrere Betriebe aus einem Gebäude, in das Flüchtlinge einziehen sollen, „rausgeekelt“ fühlen. Dass Landratsämter gezwungen sind, mit derlei Investoren zusammenzuarbeiten, die sich mit dem Strom an Asylbewerbern eine „goldene Nase“ verdienen und dabei völlig unsensibel agieren, leuchtet dem Normalbürger nicht ein.

Es steht wohl fest: Im Oberen Sand wird eine recht große Unterkunft für Flüchtlinge kommen. Jetzt braucht es neben hauptamtlichen Betreuern gemeinsame Überlegungen in der Gemeinde, wie die Asylbewerber am besten integriert werden können. Gefragt sind Vereine ebenso wie die Verwaltung. Sich aus Furcht vor dem Fremden abzuschotten, ist sicher der falsche Weg.ANKE KIRSAMMER