Warum nicht mal „out of the box“ denken? Unkonventionelle und kreative Ideen außerhalb des Üblichen – auch darum ging es beim ersten Gewerbeforum in Holzmaden, zu dem Bürgermeister Florian Schepp rund 50 Gäste in der Gemeindehalle begrüßen konnte. Den Anfang machte Uwe Striegel, Geschäftsführe des Holzmadener IT-Unternehmens ECS, mit einem Impulsvortrag zur Idee einer regional begrenzten „Cloud“, in der örtliche Unternehmen keine Angst haben müssen, aus fernen Ländern abgehorcht zu werden.
Mit den Landtagsabgeordneten Dr. Natalie Pfau-Weller (CDU), Andreas Schwarz (Grüne) und Andreas Kenner (SPD) diskutierte der Schultes anschließend auf dem Forum unter einem riesigen
Wassersaurier aus der Urzeit über die drängenden Probleme der Zukunft: Nicht nur IT-Sicherheit, auch Mobilität, Energiegewinnung und Flächenverbrauch wurden diskutiert.
Klingt einfach, ist kompliziert
Und zum Thema Mobilität und Energie hatte der Holzmadener Unternehmer Robert Pfnür vom gleichnamigen Holzbau-Betrieb auch gleich eine Idee, die er nicht dem Forum, sondern dem Teckboten erklärte: „Warum plant man auf der Bahnstrecke Kirchheim-Weilheim nicht einen Fahrradweg mit einem Solardach“, fragt er. Das sei nicht nur billiger als Bahnsteige zu bauen und Schienen zu verlegen, sondern auch umweltfreundlicher. Außerdem sei man mit dem Fahrrad viel flexibler als mit der Bahn. Doch wie so oft haben einfach klingende Ideen ihre Tücken: „Die Eisenbahnstrecke ist planungsrechtlich abgesichert. Sprich, hier kann nicht einfach so ein Radweg gebaut werden. Im Regionalplan und im Regionalverkehrsplan ist diese Strecke für den Eisenbahnverkehr vorgesehen“, erklärt Andreas Schwarz auf Anfrage des Teckboten.
Dann geht es um Digitalisierung. Anekdotenreich kann Andreas Kenner seine langjährige Erfahrung als Kommunal- und Landespolitiker einbringen, vor allem , wie ihn einmal Finnen veräppelten. „Das ist super bei Euch, wie in einem Heimatmuseum“, erzählt er unter allgemeinem Gelächter. Die Runde ist sich einig: Der Datenschutz ist bei aller Berechtigung der größte Hemmschuh in Deutschland. Auch der Protest gegen Funkmasten würde viel aufhalten. Das „Holzmadener Modell“ mit der eigenen Cloud fände er gut.
Flächenfraß und Entwicklung
Ein heißes Eisen ist auch das Thema Flächenverbrauch. „Hört der Flächenverbrauch irgendwann mal auf? Und wenn nicht, was passiert dann?“, fragt Florian Schepp in die Runde. Denn der Konflikt liegt für ihn auf der Hand: „Ich will auch Gewerbetreibende im Ort behalten.“ Anne Kenner bestätigt ihn: „Investoren sagen mir, bei Baden-Württemberg machen wir einen Umweg.“ Und der führt in andere Bundesländer. Ein „kreativer Umgang mit Flächen“ sei in einem Ballungsraum wie Stuttgart notwendig. Allerdings sei der Vorrang für die Wettbewerbsfähigkeit kommunaler Unternehmen nicht mehr Konsens, stellt der erfahrene Politiker fest. Und dann zitiert der Oppositionspolitiker im Landtag sogar den grünen Ministerpräsident: „Wir können uns eine Deindustrialisierung nicht leisten."
Nachverdichtung und vertikale Stadtplanung mahnt Andreas Schwarz. Mehr Flexibilität in den Bauvorschriften wünscht sich die CDU-Abgeordnete Natalie Pfau-Weller. „Wir wollen den Kommunen die Möglichkeit geben, etwas auszuprobieren.“ Aber ökologisches Bauen ist teuer. „Wie viel können wir den Menschen zumuten“, fragt sie sich. Einig ist man sich, dass Genehmigungsprozesse schneller werden müssen.
Windkraft und Landwirtschaft
Wenig Grund zur Freude bereitet derzeit auch das Thema Energie. „Bei der PV sind wir nicht vorbildlich als Gemeinde“ räumt Florian Schepp ein. Die kleinste Gemarkung im Landkreis Esslingen hat allerdings auch ein Platzproblem: Fotovoltaik oder Windkraft auf den Feldern bedeutet noch weniger Fläche für die Landwirtschaft.
Andreas Schwarz bittet, Photovoltaik an Auf- und Abfahrten der Autobahnen und auf Lärmschutzwänden zu unterstützen, Andreas Kenner würde auch Kirchen und Fachwerkhäuser mit einbeziehen und den Denkmalschutz großzügiger auslegen. „Allein mit grüner Energie werden wir es nicht schaffen, den künftig noch größeren Energiehunger zu stillen“, wirft Natalie Pfau-Weller ein. Die Menschen müssten stärker mit Förderprogrammen zum Ausbau ihrer Energieerzeugung motiviert werden. „Wir können nicht etwas fordern von den Menschen, bevor wir es selbst nicht schaffen.“