Region. Am Heidengraben-Zentrum startet der Kelten-Erlebnis-Pfad. Acht Stationen finden sich auf dem rund sechs Kilometer langen Weg, der durch das spätkeltische Oppidum führt. Schön gestaltet und bepflanzt, laden die Infoplätze dazu ein, vor Ort den Kelten nachzuspüren. Jede Station widmet sich einem Thema. Ein kurzer Text gibt Auskunft, den es auch in Blindenschrift gibt. Mit den Händen lassen sich auf den Metallplatten auch die entsprechenden Beispiele dreidimensional erfühlen, etwa die Hügelgräber in der Landschaft oder die Anordnung eines Herrenhofs mit Ställen, Gärten und Weiden. Wer einen Knopf drückt, hört auch eine kleine Geschichte aus dem Leben der Kelten. Start ist ganz in der Nähe des Zentrums, aber jede Station steht für sich, weshalb die Wanderer auch beim Parkplatz neben der Straße Richtung Grabenstetten losmarschieren können.
Beim offiziell ersten Halt steht man mitten im Gräberfeld. Ein Vater erzählt seinem Sohn von der Bedeutung dieses besonderen Orts. Das Gräberfeld entstand schon in der frühkeltischen Hallstattzeit, ab 800 vor Christus. „Es war ein Kultareal schon 1000 Jahre bevor die Elsachstadt erbaut wurde. Über Generationen wurden auf diesem Kultplatz bedeutende Familien begraben“, sagt Tanja Breitenbücher von der Geschäftsstelle des Heidengrabenzentrums.
Dem wichtigen Thema Wasser ist Station zwei gewidmet. Über den Vulkanschloten bildeten sich im Gegensatz zu dem vorherrschenden Kalkuntergrund kleine Seen. Im Winterhalbjahr lieferten sie brauchbares Trinkwasser, im Sommer war es häufig ungenießbar. Brunnen über solchen geologischen Besonderheiten lösten das Problem. Weiter geht es auf dem Feldweg am Maisfeld entlang zu „Ackerbau und Viehhaltung“. Es war die Lebensgrundlage der Kelten. Acht verschiedene Getreidesorten bauten sie an, zwei Drittel davon Gerste – Bier floss auch damals schon die Kehlen hinunter. Hülsenfrüchte und Ölpflanzen wurden angebaut, ebenso Lein für Kleidung. „Die Kelten waren berühmt für ihre Pferde“, erzählt Tanja Breitenbücher. Andere Nutztiere waren Rind, Schwein, Schaf und Ziege, Hund und Huhn.
Vom Feldweg neben der Kreisstraße geht es nach rechts am Waldrand entlang zu Station vier, „Siedlung und Gehöft“. Bis 150 vor Christus lebten die meisten Kelten in ländlichen Siedlungen. Durch Impulse aus dem Mittelmeerraum begannen sie große stadtartige Befestigungen wie die Elsachstadt zu bauen. Kurz vor dem Erdwall, einst eine mächtige Mauer aus Pfosten und Steinen, gibt es Infos zum „Tor der Stadt“. Hier befand sich Tor A der Elsachstadt, der am besten erhaltene Zugang. Es bestand aus einer etwa 20 Meter langen Torgasse, die zangenförmig auf das vermutlich zweistöckige Torhaus zuführte. Station sechs liegt mitten in den Feldern und gibt Auskunft über „Handel und Handwerk“. Eine gefundene Schnellwaage für Lasten bis 200 Kilogramm zeigt, welche Mengen umgesetzt wurden. Für ihre Schmiedekunst waren die Kelten berühmt und ihre Wollstoffe in Rom begehrt.
Um an Station sieben bei Tor B im Osten zu kommen, muss man die Karte lesen können, denn an der entscheidenden Wegkreuzung fehlt der entsprechende Hinweis, doch ein Papierkorb weist den Weg, wo links abgebogen werden muss. Ansonsten ist der Pfad gut ausgeschildert. Am Fuß des Walls erzählt eine Keltin von ihrer weiten Reise auf die Alb, die sie auf Flüssen, Ochsenkarren und zu Fuß unternahm. Der zwischen den beiden Flusssystemen Donau und Rhein gelegene Heidengraben spielte eine wichtige Rolle im Fernhandelsnetz. Von hier geht es zurück zum Heidengraben-Zentrum – entweder auf dem gleichen Weg oder entlang der mitunter lauten Kreisstraße. Das letzte Stück muss bis kurz vor Station acht „Mauern und Tore“ auf derselben Strecke zurückgelegt werden. Vom Zangentor F ist es bis zum Parkplatz nicht mehr weit. Der Wall des gesamten Heidengrabens war elf Kilometer lang und hatte acht Tore. Tor F ist das größte. Schon von weitem hat es einen imposanten Anblick geboten, sind sich die Fachleute einig. Auch die Ausrichtung auf die Grabhügel war ihrer Ansicht nach geplant.
Die Blütezeit war kurz. Die germanischen Stämme der Kimbern und Teutonen zogen zwischen 113 und 101 vor Christus gleich zweimal durch Südwestdeutschland in Richtung Frankreich und Italien. Ihnen schlossen sich keltische Stämme an, wie auch an Station vier zu hören ist. 200 Jahre nach den Kelten bauten die Römer dort einige Gutshöfe, ehe im frühen Mittelalter Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben entstanden.
Wer will kann sich kostenfrei die multimediale App „Kelten-Erlebnis-Pfad“ herunterladen. Außerdem finden sich immer wieder entlang des Erlebnispfads schon lange bestehende Infotafeln, die unterschiedliche Aspekte beleuchten.
Parken am „Draufsichtsturm“
Die Parkplatzsuche erweist sich als ein bisschen tricky. Automatisch steuern Ortskundige den Burrenhof an. Dort gibt es zwar Parkplätze, sie sind bis auf die Behindertenparkplätze jedoch ausschließlich für Gäste der Gastwirtschaft reserviert. „Aus Umweltschutzgründen und Genehmigungsvorgaben liegt unser offizieller Parkplatz P2 für Besuchende beim Heidengrabenturm. Der Fußweg zum Heidengrabenzentrum beträgt 600 Meter und führt hinter dem Burrenhof entlang der Balancierbrücke zum Zentrum“, informiert die Homepage.
„Der Heidengrabenturm ist ein Draufsichtsturm und kein Aussichtsturm“, erläutert Tanja Breitenbücher. Ihr ist bewusst, dass viele Besucherinnen und Besucher enttäuscht sind, weil sie davon ausgehen, von dort oben einen ähnlichen Fernblick wie vom Römerstein bei Donnstetten oder dem Roßbergturm bei Gönningen zu haben. Der Heidengrabenturm soll den Besuchern dagegen einen Überblick über die Größe der einstigen Keltensiedlung, deren strategische Lage und die damit eng verknüpfte Topografie verschaffen. ih