Zwischen Neckar und Alb
Unterensingen bremst Pipeline-Pläne

Trasse Die Pläne des Flughafens für eine Kerosin-Pipeline liegen noch immer auf Eis. Die Trassenführung ist der Gemeinde Unterensingen zu nah an einem Wohngebiet. Nun stehen neue Gespräche an. Von Elisabeth Maier

Wir brauchen Unterensingen für die Kerosin-Pipeline“, sagt Flughafendirektor Georg Fundel. Ohne die Zustimmung der Gemeinderäte lasse sich das Projekt nicht verwirklichen, so der Flughafenchef. Die Leitung wird an das Central European Pipeline System (CEPS) angeschlossen. In der Nachbarstadt Wendlingen verläuft bereits ein Teil dieses europaweiten Leitungsnetzes. Die Unterensinger hatten mit einer Stimme Mehrheit gegen das Vorhaben votiert. Seitdem liegt es auf Eis. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Pipeline“, sagt Bürgermeister Sieghart Friz. Er hält es für richtig, das Kerosin für die Flugzeuge nicht länger über die Straße zu transportieren. „Es ist gut, wenn eine Alternative zu den Gefahrguttransporten gefunden wird“, sagt der Verwaltungschef. Probleme haben die Unterensinger allerdings mit der Trassenführung. „Nach den derzeitigen Plänen führt alles sehr nah an einem Wohngebiet vorbei.“ Da dort bereits sehr viele Kabel und Leitungen verlegt seien, sehen die Gemeinderäte Probleme. Mit einer etwas weiter entfernten Trasse könnten sie sich nach den Worten von Friz dagegen anfreunden. Er könnte sich vorstellen, die Trasse am Rand des Naturschutzgebiets laufen zu lassen. Das gehe zwar nicht ohne die Zustimmung des Landratsamtes und des Regierungspräsidiums, „aber für den Bau der ICE-Trasse wurde das Naturschutzgebiet schließlich auch reduziert“.

Der Flughafen werde in den ersten Monaten des Jahres 2017 das Gespräch mit den Unterensingern suchen, bestätigt Flughafen-Pressesprecher Johannes Schumm. Die Planer hätten weitere Trassenvarianten geprüft. Die Experten loten im Vorfeld der Gespräche aus, welche Führung der Trassen rechtlich überhaupt möglich ist. Darüber werde man dann mit den Unterensingern diskutieren.

Neben Unterensingen sind auch Neuhausen, Denkendorf, Filderstadt, Ostfildern, Köngen, Wendlingen und Oberboihingen von der Kerosin-Pipeline tangiert. Diese Kommunen haben dem Flughafen aber bereits alle die Zustimmung zu dem Projekt gegeben. Da das Tanklager in Heilbronn Ende des Jahres 2017 schließt, stehen die Flughafenbetreiber unter einem gewissen Zeitdruck. Bislang werden etwa zwei Drittel des Kerosins mit Lastwagen aus Heilbronn in die drei Tanks des Flughafens gebracht, ein Drittel wird vom Hafen in Plochingen auf die Filder transportiert. „Heilbronn hat uns signalisiert, dass das Tanklager möglicherweise ein Jahr länger in Betrieb bleiben könnte, wenn sich mit Unterensingen eine zeitnahe Lösung abzeichnen sollte.“

Für Flughafendirektor Fundel liegen die ökologischen und die ökonomischen Vorteile einer Kerosin-Pipeline ganz klar auf der Hand. Dadurch werde nicht nur der Ausstoß von sehr viel Kohlendioxid vermieden. Die Feinstaub-Emissionen würden reduziert, und außerdem bringe man die schweren Lastwagen mit Gefahrgut von den Straßen. 13 000 Fahrten sind derzeit jedes Jahr für die Versorgung des Stuttgarter Flughafens erforderlich. Auch wirtschaftlich rechnet sich das Projekt aus der Sicht Fundels. Die Energiekosten seien geringer und das Flugbenzin schneller verfügbar. Außerdem habe die Kerosin-Pipeline ein sehr hohes Fassungsvermögen.