Lenninger Tal
Ursprünglicher Plan kommt zum Zug

Bau Die Eigentümer und Pächter von Feldern in Brucken hatten sich eine andere Gestaltung des Bahnübergangs gewünscht. Die Behörden halten an ihrer Variante fest und verweisen auf den Naturschutz. Von Anke Kirsammer

Die Landwirte hatten gehofft, Gehör zu finden, doch das Wirbeln hat nichts genutzt: Der neue Bahnübergang 200 Meter nördlich des Bruckener Haltepunkts wird so gestaltet, wie von der Bahn ursprünglich vorgesehen. Der Zeitplan ist allerdings längst nicht mehr zu halten. „Der vollständige Umbau verschiebt sich nach 2023“, sagt ein Bahnsprecher. Bis dahin müssen die Landwirte einen Umweg über den Bahnübergang an der Owener Schleifmühlestraße in Kauf nehmen, wenn sie ihre Äcker und Wiesen jenseits der Bahnlinie bewirtschaften möchten.

 

Bei unserem
Vorschlag wäre
der Eingriff kleiner
gewesen.
Arnim Kächele
Der Unterlenninger Biobauer versteht
die Entscheidung der Behörden nicht.

 

Als im Frühjahr klar war, wie der neue Bahnübergang in Brucken gestaltet werden soll, waren die Landwirte auf die Barrikaden gegangen. „Die Äcker werden verschnitten“, hatte der Unterlenninger Biobauer Arnim Kächele geschimpft. Der neue, teils auf einem Damm gelegene Weg sei zu steil und zu gefährlich. Die Bahn hatte zugesagt, den Vorschlag der Landwirte zu prüfen. Wie der Pressesprecher mitteilt, hat ein Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Gemeinde und der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts stattgefunden. Jede andere, von der Planung der DB abweichende Route würde mehr Eingriffe in Flächen verursachen, darunter auch in schützenswertes Biotop, so lautet das für die Landwirte ernüchternde Fazit. „Am Bahnübergang kommt keine andere Gestaltung in Frage“, betont der DB-Sprecher. Die Entscheidung versteht Arnim Kächele nicht. „Bei unserem Vorschlag wäre der Eingriff kleiner gewesen“, sagt er. Statt nach dem Übergang den Hang direkt anzusteuern, hatten er und die anderen Landwirte favorisiert, auf einem Wiesenweg ein Stück parallel zu den Schienen zu fahren und erst dann nach links zu schwenken. Sauer stößt ihm auch auf, dass die Landwirte keine Chance hatten, bei dem Gespräch dabei zu sein. „Wir haben uns darum bemüht, aber die Bauern hat man zuhause gelassen“, sagt Kächele vergrätzt.

Geplant war, den neuen Übergang im Frühsommer umzugestalten, bevor es an den barrierefreien Umbau der Bahnhöfe ging. Damit sollten die Landwirte nach der Schließung des Bahnübergangs am Haltepunkt eine andere Möglichkeit zur Überfahrt der Gleise haben. Wegen des Einspruchs verzögere sich das nun, erklärt der Bahnsprecher. Die meisten Betroffenen hätten sich derweil entschlossen, das benötigte Gelände abzutreten. Noch in diesem Jahr soll der Wegebau großteils umgesetzt werden. Am umstrittenen Übergang finden bereits Vorarbeiten statt. Abgeschlossen seien sie aber erst 2023. Dass er und andere Landwirte so lange die Umleitung über Owen nehmen müssen, bringt Arnim Kächele auf. „Das kostet nicht nur Sprit und Reifen, sondern auch Zeit. Da bin ich eine halbe Stunde länger unterwegs als bisher.“

Sichtschutz abgesägt

Ebenfalls im Clinch mit der Bahn liegt Rolf Attinger. Dessen Haus, das er als Zweitwohnsitz nutzt, liegt direkt am Bruckener Haltepunkt. Als er kürzlich nach ein paar Stunden von einem Besuch zurückkam, traute er seinen Augen nicht: Seine Sichtschutzwand war abgesägt, der Garten offen. Glücklicherweise sei sein Hund nicht ausgebüxt. „Der Projektleiter der Bahn hatte mir nur gesagt, dass die Wand zurückgesetzt werden muss, wenn sie mit dem Bagger ins Gehege kommt“, sagt der Bruckener. Genaueres sollte noch geklärt werden. Vier Tage später wurde er vor vollendete Tatsachen gestellt. „Um flexibler zu sein, haben die Arbeiter den Sichtschutzzaun ein wenig früher zurückgebaut“, räumt der Bahnsprecher ein.

Bislang war der Übergang 200 Meter unterhalb des Bruckener Haltepunkts nur mit einem Andreaskreuz gekennzeichnet. Nun wird er mit Platz für wartende Fahrzeuge in großem Stil umgebaut und mit Halbschranken ausgestattet. Fotos: Carsten Riedl

Noch mehr ärgert sich Rolf Attinger darüber, dass das Wartehäuschen vor seinen Garten rückt. Weil der Bahnsteig im Zuge des barrierefreien Umbaus 80 Zentimeter nach oben verlegt wird und das Wartehäuschen 2,70 Meter hoch ist, hat der Bruckener damit künftig eine 3,50 Meter hohe Glaswand vor sich. Das Grundstück, auf dem das Häuschen aufgestellt wird, gehört der Bahn. 100 Jahre lang durfte die Familie einen Streifen davon in den eigenen Garten integrieren. „Es ist völlig okay, dass die Bahn es jetzt selbst nutzt“, sagt er. Was ihn aber auf die Palme bringt, ist die Höhe des Wartehäuschens und dass er über das Vorhaben im Vorfeld nicht informiert wurde. Hinzu kommt die Sorge, dass es vorbei ist mit der Idylle, denn erfahrungsgemäß diene die Haltestelle Jugendlichen als Treffpunkt. Und er fürchtet um seine Privatsphäre. An einer Infoveranstaltung, die 2018 stattgefunden hatte, hatte er teilgenommen. Da seien Dinge wie die Verlegung der Übergänge zur Sprache gekommen. Von einer Verlegung des Wartehäuschens sei nicht die Rede gewesen.

Mit dem Absägen des Zauns haben Arbeiter den Bruckener eines Tages vor vollendete Tatsachen gestellt.

Laut Bahn wurden die Anwohner per Postwurfsendung über das Bauvorhaben informiert. „Details“, wie der Standort des Wetterschutzhauses seien darin nicht aufgeführt gewesen. Für den neuen Standort hatten laut Pressesprecher Umweltschutzgründe den Ausschlag gegeben, da auf der anderen Seite des Haltepunktes Bäume stehen. Wie der Sprecher erklärt, habe der Gemeinderat zum Entwurf 2018 sein Okay gegeben. Aus den Plänen, die im Rathaus ausgelegen hätten, seien der Standort und die Höhe des Wetterhäuschens eindeutig hervorgegangen. Die Projektleitung bemühe sich nun um eine Lösung für einen Sichtschutz.