Bei den Wandertouren geht es den Leuten um die Gemeinschaft“, glaubt Uwe Mutschler. Der Wald- und Wanderführer tourt schon seit sechs Jahren mit privaten Gruppen über die Wege der Schwäbischen Alb. Dabei hat er festgestellt: „Unheimlich viele Leute sind allein und wollen einfach nur unter Menschen kommen. Die Natur steht dabei im Hintergrund.“ Dadurch kommen auch Leute mit ihm ins Grüne, die so gar nicht dem Typus „Naturbursche“ entsprechen. Zu diesen Kandidaten gehört auch eine junge Frau, die dank Uwe Mutschler das Wandern für sich entdeckte. Mittlerweile ist sie nicht nur Wanderfan, sondern auch Mutter. Dank ihres neuen Hobbys stehen nun Bücher wie „Wandern mit Kindern“ in ihrem Regal. „Schau, da hast du richtig was bewegt“, meinte seine Frau dazu, erzählt Uwe Mutschler.
mit der Natur aufzuwachsen.
Um die aufkeimende Leidenschaft seiner Begleiter nicht zu ersticken, achtet Uwe Mutschler bei seinen Führungen stets darauf, es mit der Menge an Informationen nicht zu übertreiben. „Gute Stimmung und ein paar Infos über Natur und Umwelt“, heißt sein Rezept. Wie viel er seinen Wandergenossinnen und -genossen tatsächlich über Flora und Fauna erklärt, hängt letztendlich davon ab, ob er eine Führung oder eine Tour leitet. „Auf den Touren wird wenig erklärt, dafür laufen wir weit“, sagt Uwe Mutschler. Gerade plant er eine Tour, die sich an der Entstehung Baden-Württembergs orientiert. Der Weg führt natürlich auf den Hohenneuffen. „Wir starten in Neuffen, dann geht es über die Weinberge bis zum Hohenneuffen. Von dort aus wandern wir den Albtrauf entlang über Erkenbrechtsweiler zur Bassgeige. Das Jubiläum ist ein toller Aufhänger“, erklärt der Wanderexperte voller Vorfreude. Ein völlig anderes Erlebnis sind die Führungen. „Da gehen wir anhand eines Themas ein paar Ecken auf relativ kleiner Fläche ab“, sagt Uwe Mutschler. An den ausgewählten Stellen erklärt der Wanderführer dann seinen Begleitern Themen wie Waldökologie und Waldnutzung oder schaut sich mit ihnen bestimmte Pflanzen und Bäume an. „Innerhalb von zwei Stunden laufen wir dann gerade einmal ein bis zwei Kilometer“, betont Uwe Mutschler.
Der Wanderführer erklärt, dass der Unterhaltungsfaktor das wichtigste bei den Ausflügen in die Natur ist. Neben einer lustigen Ansprache begeistert er sein Publikum auch mit Liedern. Von „Auf der schwäbsche Eisebahne“ über „Die alten Rittersleut“ bis hin zu „Der Ritter Kurt von Ochsenwang“ hat er viele Volkslieder im Repertoire.
Wichtig ist ihm auch, dass er und seine Begleiter keine Spuren in der Natur hinterlassen. „Ich erkläre den Leuten, dass sie nicht im hohen Gras rumlaufen sollen. Und unser Müll hat im Wald auch nichts verloren. Einer wollte mal seine übrigen Hähnchenschlegel für den Fuchs da lassen. So etwas mag ich gar nicht“, sagt er – und zum ersten Mal wird das freundliche Gesicht ernst.
Schöner Abschluss ist ein Muss
Uwe Mutschler weiß, dass Wandern zurzeit hoch im Kurs liegt: Immer mehr Menschen verbringen ihre Freizeit in der Natur und nutzen das vielfältige Angebot an Wanderwegen rund um die Schwäbische Alb. Er ist allerdings davon überzeugt, dass der Trend ins Grüne schon vor der Pandemie geboomt hat, „aber das Interesse an der Natur ist mit Corona schon gestiegen“, meint er. Wanderneulingen rät er zum obligatorischen festen Schuhwerk, aber auch dazu, am Anfang kürzere Strecken zu wählen. „Das ist nicht so anstrengend. Und – ganz wichtig – man hat ein Erfolgserlebnis.“ Außerdem empfiehlt er den Naturbesuchern, sich mit der Gegend zu beschäftigen und sich Natur, Kulturlandschaft und Bauten wie Kirchen anzuschauen. Ein absolutes Muss ist laut Uwe Mutschler ein schöner Abschluss des Ausflugs, beispielsweise ein gemeinsames Essen an einer Grillstelle.
Bisher hat er seine Touren und Führungen ehrenamtlich durchgeführt, doch das soll sich nun ändern: Die Lockdowns hat Uwe Mutschler genutzt, um sich als Wander- und Naturführer zertifizieren zu lassen, um seine Leidenschaft nun ganz offiziell auszuleben. Zum Waldführer hat er sich an Peter Wohllebens „Waldakademie“ ausbilden lassen. Voraus ging eine Ausbildung zum Wanderführer beim Schwäbischen Albverein und Schwarzwaldverein. Als Abrundung folgte die Ausbildung als Naturführer beim NABU. Gelernt hat er dabei nicht nur den Umgang mit Karte und Kompass, sondern auch, wie man mit Gruppen umgeht und sie führt. Wer erwartet hat, dass nur Flora, Fauna und Ökologie auf dem Stundenplan stehen, der irrt. Auch unterschiedliche Baustile musste Uwe Mutschler lernen. Das entspricht auch dem Naturverständnis des Neidlingers. „Natur und Bauten gehören zusammen. Beide sind elementare Teile der Frage: Wo kommt der Mensch her?“ Darin finde man auch die Antwort, wie es mit der Welt, der Verschmutzung und dem Klima so weit kommen konnte. „Zu viele haben noch nicht begriffen, dass wir so nicht weitermachen können“, mahnt er.
Schmackhaftes aus Wald und Wiesen
Uwe Mutschler achtet darauf, dass seine Begleiterinnen und Begleiter besonders im Naturschutzgebiet auf den Wegen bleiben und die Wald- und Wiesenbewohner in Ruhe lassen. Außerdem gibt er Acht, dass niemand seinen Müll zurücklässt.
Der Naturführer weiß auch, dass im Wald und auf den Wiesen allerlei Leckereien wachsen. Neben Bärlauch, der gerade Saison hat, nennt Uwe Mutschler Spitzwegerich, Schafsgarbe, Gänseblümchen und Bucheckern als Essbares aus der Natur.
Löwenzahn ist übrigens komplett essbar. Uwe Mutschler verrät ein besonderes Rezept: Ein paar Löwenzahnknospen sammeln und sie mit Speck in der Pfanne anbraten. Blätter oder Blüten machen sich außerdem hervorragend im Salat. kd