Zwischen Neckar und Alb
Vegane Köchin tritt in Esslingen zur OB-Wahl an

Politik Gabriela Letzing ist unabhängige Kandidatin und will das neue Stadtoberhaupt von Esslingen werden. Von Greta Gramberg

Esslingen. Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger (SPD) verlässt seinen Posten ein Jahr vor Ende der Amtszeit – und Gabriela Letzing, in der Stadt vor allem als Betreiberin eines veganen Bistros in der Heugasse bekannt, möchte seine Nachfolgerin werden. Sie tritt im Gegensatz zu ihren Konkurrenten – Matthias Klopfer (SPD), Vittorio Lazaridis (Grüne), Martin Auerbach (Linke) und Daniel Töpfer (CDU/Freie Wähler/FDP) – ohne Rückenwind durch eine Gemeinderatsfraktion an. Und ist bislang die einzige Frau im Rennen um die Rathausspitze. In ihrer Kampagne mit dem Titel „JA zu UNS“ beschreibt sich die 55-Jährige als Partnerin der Bürgerinnen und Bürger und des Gemeinderats. Die Menschen in Esslingen seien verunsichert durch die Coronapandemie. „Es ist wichtig, dass wir wieder Vertrauen zueinander finden.“

Es habe sie enttäuscht, dass alle Kandidaten bis auf Martin Auerbach nicht in Esslingen leben – und es ausschließlich Männer sind. Ihr ist bewusst, dass es ein Nachteil im Wahlkampf für sie sein kann, dass keine Partei für sie trommelt. Dennoch glaubt die gebürtige Bochumerin – die an Esslingen die Weinberge und das mittelalterliche, mediterrane Flair der Altstadt schätzt, dass sie Rückhalt in der Bürgerschaft erfährt. „Ich habe das Gespräch und den Dialog mit den Menschen gesucht“, erzählt die Kommunikationsdesignerin, die sich gegen das etablierte Parteiensystem ausspricht. Unterschiedliche Wahlkampfstrategien, unterschiedliche Konzepte und Ansätze trennten die Menschen, was einer Demokratie nicht dienlich sein könne, schreibt sie auf ihrer Webseite. Ihr eigenes Programm hat Letzing auf fünf Zielgrößen ausgerichtet, die sie, sollte sie gewählt werden, nach acht Jahren an der Rathausspitze erreicht haben will: Fülle, Frieden, Gerechtigkeit, Gesundheit und Freiheit. Wie sich das in konkreten Projekten niederschlägt, dem möchte die Wahlesslingerin nicht vorgreifen, die sich am Wortteil „Meisterin“ im Begriff Oberbürgermeisterin stört. „Mein großer Wunsch ist, den Leuten zu dienen und ihnen zu helfen, statt über sie zu bestimmen“, sagt sie. Letzing will mehr Bürgerbeteiligung in die Stadtpolitik einführen, ihr Konzept auf eine „Bedarfsanalyse“ hin erstellen. Dabei sollen Wertschätzung und Akzeptanz die Kommunikation in der Stadt prägen. „Ich stehe natürlich auch für Nachhaltigkeit“, sagt die einstige Inhaberin eines veganen Bistros.