Konzept
Veganes Restaurant im Salemer Hof?

Das Gebäude in der Nürtinger Altstadt bleibt im Besitz der Stadt. Mit einem Architekturbüro sowie der Stuttgarter Gastronomin Tanja Goldstein haben sich Interessenten für eine Anmietung gefunden.

Für den als Kulturdenkmal geschützten Salemer Hof in Nürtingen gibt es erste Interessenten, die Räume mieten wollen. Foto: Jürgen Holzwarth

„Der Salemer Hof wird nicht verkauft.“ Mit dieser Nachricht kam Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich in dieser Woche im Sitzungssaal des Rathauses recht schnell rüber, was offensichtlich zu einer entspannten Stimmung unter den rund 40 Interessierten beitrug. „Einige Monate zuvor hatte das Thema noch hohe Wogen geschlagen. Das denkmalgeschützte Gebäude wird derzeit für Teile des Nürtinger Amtsgerichts genutzt, der Pachtvertrag endet jedoch spätestens Ende nächsten Jahres. Die Stadt hatte deshalb mit einem Gemeinderatsbeschluss das Gebäude öffentlich ausgeschrieben, um zu erkunden, ob es Kaufinteressenten gibt. Gegen eine Veräußerung sprach sich eine Initiative aus der Bürgerschaft aus. Die Befürchtung war, dass durch einen privaten Nutzer der Charakter des als Kulturdenkmal geschützten Gebäudes zu sehr leiden könnte.

 

Es ist ein tolles Gebäude an einem tollen Ort.

Tanja Goldstein, Stuttgarter Gastronomin

 

Fridrich räumte ein, dass man mit dem Thema etwas früher an die Öffentlichkeit hätte gehen können, betonte aber, dass die Entscheidung stets offen gewesen sei. Die Markterkundung brachte allerdings auch keinen Kaufinteressenten, wie es sich Bernd Schwartz, der Leiter des städtischen Amtes für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung, erhofft hatte. Jedoch kristallisierten sich einige wenige Interessenten heraus, die sich vorstellen konnten, mehr oder weniger Gebäudefläche anzumieten.

Einer davon ist die Nürtinger Architektengemeinschaft Arabzadeh.Schneider.Wirth, die aus dem alteingesessenen Architekturbüro Weinbrenner, Kuby und Rehm hervorgegangen ist und seinen Sitz immer noch im Nürtinger Stadtteil Roßdorf hat. Dort zeichne sich aber ebenfalls ein Ende des Mietverhältnisses ab, erklärte Afshin Arabzadeh. Man wolle aber mit 30 bis 40 Mitarbeitern möglichst in Nürtingen bleiben, habe man in der Stadt doch viele, gerade auch denkmalgeschützte Objekte architektonisch bearbeitet und fühle sich heimisch. Arabzadeh bestätigte, dass man sich gut vorstellen könne, sowohl in dem historischen Altbau aus der Mitte des 13. Jahrhunderts als auch in dem Anfang der 1980er-Jahre erstellten und damals schon als Bürogebäude konzipierten Anbau etwa 700 Quadratmeter Nutzfläche anzumieten. „Nach einer ersten Durchsicht halten wir den Aufwand für einen Umbau überschaubar“, so der Architekt.

Gastronomin zeigt Interesse

Insgesamt stehen laut Amtsleiter Schwartz rund 1400 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Allerdings ist der große Saal im Dachgeschoss des historischen Altbaus barrierefrei nur schwer zu erschließen. Im Erdgeschoss dagegen wünsche sich auch die Stadt einen Mehrwert sowohl für die Stadt selbst ebenso wie für die Bürgerschaft, betonte der Oberbürgermeister. Eine interessante Option brachte Fridrich selbst ins Spiel. Tanja Goldstein betreibt in Stuttgart das Lokal Heaven’s Kitchen, das nicht nur wegen seiner veganen Küche, sondern auch wegen seines Nachhaltigkeitskonzeptes Aufmerksamkeit weit über die Grenzen der Region hinaus erlangte und auch mit dem Deutschen Gründerpreis bedacht wurde. Ihr hat es die Kulisse der Nürtinger Schauseite am Neckar angetan, weshalb sie sich bereits für ein anderes Objekt am Stadtbalkon interessiert hatte. Daraus wurde nichts, doch Fridrich hatte sie auf dem Zettel und machte sie nun neugierig auf den Salemer Hof.

„Es ist ein tolles Gebäude an einem tollen Ort“, schwärmte die Gastronomin. Auch wenn sie die Räumlichkeiten noch nicht von innen gesehen habe, könne sie sich ein Engagement dort gut vorstellen. Sie möchte ihr Konzept gerne weiterverbreiten. Dazu zähle nicht nur das Speisenangebot. Sie und ihr Team legten großen Wert auf Nachhaltigkeit, angefangen von den regionalen Produkten und selbst hergestellten Zutaten bis hin zur Verwertung von organischen Abfällen in einer hauseigenen Kompostieranlage. Auch die auf ihre Belegschaft zugeschnittenen, flexiblen Arbeitszeitmodelle nannte sie beispielhaft.