„Mehr für uns ist besser für alle“. Mit dieser Parole untermauerten die Streikenden, die sich am Dienstag, 4. Februar, auf dem Kirchheimer Marktplatz versammelt hatten, lautstark ihre Forderungen. Nachdem es bei der ersten Verhandlungsrunde zwischen den Arbeitgebenden und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Ende Januar zu keiner Einigung gekommen war, hatte letztere zum Streik aufgerufen und vor dem Rathaus zu einer öffentlichen Kundgebung eingeladen. Erschienen waren mehrere Dutzend Mitarbeitende aus verschiedenen Zweigen des öffentlichen Sektors, darunter die Kindertagesstätten, die Stadtverwaltung, die Medius-Kliniken und die Gemeinde Lenningen.
Den nächsten Streik wird es geben.
Doreen Bormann, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi
Unter anderem hatte die Gewerkschaft höhere Löhne, mehr Urlaubstage sowie Zuschläge für Überstunden und belastende Tätigkeiten gefordert. „Am 24. Januar gab es die Möglichkeit, die Dinge besser zu machen“, verkündete Doreen Bormann, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi, in ihrer Ansprache. „Die Arbeitgebenden haben diese Chance nicht genutzt.“
Stattdessen sei von einer schwierigen Haushaltslage und einem eng sitzenden Korsett die Rede gewesen. Diese Dinge, so Bormann, kämen den Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst nur allzu bekannt vor – etwa an der Supermarktkasse, an der Zapfsäule oder wenn die nächste Stromrechnung hereinflattere. Auch habe es geheißen, dass der Fachkräftemangel lediglich Führungskräfte und besondere Spezialisten betreffe. „Waren die in letzter Zeit mal in einer Kita, einem Rathaus oder im betreutem Wohnheim?“, fragte Bormann in die Runde. „Ich kann es mir nur schwer vorstellen.“ Schließlich, so betonte die Gewerkschaftssekretärin, würden diese Missstände nicht nur für die Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst zu Defiziten führen, sondern auch für die Bürgerinnen und Bürger, die diese Dienste in Anspruch nehmen.
Auch Dirk Wisotzki von der Medius-Klinik Kirchheim sieht Handlungsbedarf. Als schwerwiegende Belastung empfindet er den Personalmangel und das zumindest teilweise daraus resultierende Stresslevel, mit dem die Mitarbeitenden in ihrem Arbeitsalltag zu kämpfen haben: „Wir haben das Problem, dass wir sehr hohe Frequenzen von Pflegefällen haben, bei denen wir an unsere Grenzen kommen.“ Auch wünscht er sich eine bessere Kommunikation zwischen Ärzten und Pflege und mehr Anerkennung für das Pflegepersonal.
Doreen Bormann stellte klar, dass man alles daran setzen müsse, eine echte und nachhaltige Entlastung zu schaffen, „damit die, die noch da sind, bleiben wollen und die, die gegangen sind, wiederkommen“.
Bei der nächsten Verhandlungsrunde Mitte Februar erwarte man von den Arbeitgebenden ein Gegenangebot, „das diesen Namen auch verdient“. Andernfalls sehe man sich zum unbefristeten Erzwingungsstreik gezwungen. Doreen Bormann ist sich sicher, dass eine harte Tarifrunde bevorsteht: „Den nächsten Streik wird es geben.“