Tarifverhandlungen
Verdi kündigt Streiks an

Im öffentlichen Dienst beginnt am heutigen Freitag die Tarifrunde. Vor dem Auftakt informierte Verdi Neckar-Fils-Alb über die Forderungen und mögliche Arbeitsniederlegungen. 

Ab der kommenden Woche kann es auch im Kreis Esslingen zu Arbeitsniederlegungen kommen. Symbolfoto: Adobe Stock/kareba

Am Freitag beginnen die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) verhandelt mit dem Bund und der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände über Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Im Kreis Esslingen vertritt die Gewerkschaft eigenen Angaben zufolge rund 17.600 Beschäftigte bei Kommunen, im Landratsamt, bei kommunalen Ver- und Entsorgungsbetrieben, bei der Arbeitsagentur, bei den kommunalen Kliniken und bei der Sparkasse.

Zum Verhandlungsauftakt lud Verdi Neckar-Fils-Alb vorab zum Pressegespräch ins Gewerkschaftshaus in Esslingen ein. „Wir haben sehr umfangreiche Forderungen“, sagte Bezirksgeschäftsführer Benjamin Stein. Er griff einige Eckpunkte heraus und erläuterte sie.

Mehr Geld und mehr Freizeit

Die Gewerkschaft fordert, das Entgelt der Beschäftigten um acht Prozent zu erhöhen, mindestens aber um 350 Euro im Monat. Auszubildende, Studenten und Praktikanten sollen 200 Euro im Monat mehr bekommen. Außerdem soll über die Höhe von Zuschlägen und Zulagen für besonders belastende Arbeit und über Arbeitszeitthemen verhandelt werden. Nach Ansicht von Verdi gelte es zum einen, einen Inflationsausgleich für die Beschäftigten zu bekommen, zum anderen wettbewerbsfähig zu Privatunternehmen zu sein – gerade in Zeiten von Personalknappheit. Der Tarifvertrag solle für zwölf Monate gelten.

Als zusätzliche Last gelte die hohe Arbeitsdichte. Eine Befragung unter den Gewerkschaftsmitgliedern hat laut Verdi ergeben, dass zahlreiche Beschäftigte statt einer Kürzung von Wochenstunden sich mehr freie Tage wünschen. Deshalb fordere Verdi für Beschäftigte drei, für Gewerkschaftsmitglieder vier zusätzliche freie Tage im Jahr, berichtete Stein.

Überhaupt rege die Gewerkschaft an, ein „Meine-Zeit-Konto“ einzurichten, über das Beschäftigte souverän verfügen könnten. Am Ende eines Ausgleichszeitraums sollen diese selbst entscheiden können, ob sie Mehrarbeit samt Zuschlägen ausbezahlt bekommen oder zusätzliche freie Zeit abfeiern wollten. Letzteres könne zum Beispiel für weniger Wochenstunden, für freie Tage oder für Freistellungsphasen genutzt werden. „Das steigert die Attraktivität des öffentlichen Diensts“, sagte Stein. Als Vorbild dienten Post und Bahn, die eine vergleichbare Regelung hätten.

Stein geht davon aus, dass die Arbeitgeber bei der ersten Verhandlungsrunde am Freitag noch kein Angebot vorlegen werden. Ab Mitte der kommenden Woche sei deshalb mit Warnstreiks zu rechnen, beginnend in „kleineren Kommunen“, so Stein. Wo und wann genau der öffentliche Dienst bestreikt werden soll, will die Gewerkschaft vorher bekannt geben. „Wir wissen, dass viele Bürger betroffen sind, und wollen ihnen die Chance geben, nach einer Alternative zu suchen“, sagte er.

Sollten Kollegen unter Druck gesetzt werden, nicht zu streiken, behalte man sich vor, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Ein Notdienst, etwa in Kliniken oder beim Winterdienst, sei von Gewerkschaftsseite aus gewährleistet. „Die Aufrechterhaltung des Kita-Betriebs ist aber kein Notfall“, sagte Stein. 

 

Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 17. und 18. Februar vorgesehen, die dritte für den Zeitraum vom 14. bis 16. März. 

Als wichtigste von der Tarif­runde betroffenen Betriebe führt Verdi unter anderem das Landratsamt, die Verwaltungen in Esslingen, Nürtingen, Plochingen, Kirchheim oder Wendlingen inklusive Kitas, die Sparkasse, die Medius-Kliniken in Ruit, Nürtingen und Kirchheim und das Klinikum Esslingen auf.