Zwischen Neckar und Alb
Verteidigung fordert Freispruch

Gericht Windreich-Prozess: Anwälte des Wolfschlugener Unternehmers Willi Balz kritisieren Staatsanwaltschaft scharf.

Wolfschlugen. Die Staatsanwaltschaft hatte vergangene Woche eine Freiheitsstrafe für Willi Balz von fünf Jahren und drei Monaten gefordert. Sie sieht den Vorwurf der Insolvenzverschleppung und weitere Delikte als bewiesen an.

Balz’ Pflichtverteidiger hingegen sehen Balz zu Unrecht auf der Anklagebank. „Er musste sich hier anhören, er habe Unternehmen betrogen, die nachweislich mit ihm Millionen verdient haben“, sagt Alexander Schork. Es sei kein strafrechtlich relevanter Schaden entstanden. Dies sei auch daran zu erkennen, dass eine Investorenfirma und eine Bank, die angeblich betrogen worden seien, noch heute auf Balz’ Sachverstand zurückgriffen und mit ihm weiterarbeiteten.

Die Verteidiger schilderten Balz als „Selfmademan“, der mit der Entwicklung von Windparks schon Jahre vor dem Reaktorunglück von Fukushima auf Offshore-Windkraft gesetzt habe.

Mehrfach nannte die Verteidigung den Umgang der Staatsanwaltschaft mit Balz skandalös. Schork sagt zu Beginn seines Plädoyers, er fühle sich an Wilhelm Buschs Geschichte von Max und Moritz erinnert: „Was seitens der Staatsanwaltschaft mit Willi Balz gemacht wurde, steht deren Schabernack in keiner Weise nach.“ So sei Balz als „Trickbetrüger“ dargestellt worden, als „Pleitier“, der sich übernommen habe und der den Wert seiner Projekte unrealistisch eingeschätzt habe. „Es wurde ein völlig unzutreffendes Bild von Willi Balz entworfen“, so Schork. Windreich-Projekte hätten noch heute einen Marktanteil von 25 Prozent.

Urteil Anfang Dezember

Während die Staatsanwaltschaft betont hatte, Balz habe in allem wissen müssen, was er tat, sehen die Verteidiger auch seine Berater, Vorstandsmitglieder und Wirtschaftsprüfer in der Verantwortung. Knapp 20 Millionen Euro habe das Unternehmen in den Jahren 2012 und 2013 für Berater ausgegeben. Der Wirtschaftsprüfer sei mehrmals pro Woche im Unternehmen gewesen. Balz habe sich als Ingenieur auf diese Urteile verlassen dürfen. Die Verteidiger führen an, dass das Verfahren gegen sieben Mitangeklagte gegen Geldauflage eingestellt worden ist: „Willi Balz soll für identische Vorwürfe ins Gefängnis. Wie soll man das jemand erklären?“, sagte Alexander Schork.

Das letzte Wort bei der Verhandlung hatte der Angeklagte. Er schließe sich den Ausführungen seiner Verteidiger an, sagte Balz. Er entschuldige sich bei allen, die bei ihm ihren Job oder Geld verloren haben. „Ich habe nicht getäuscht und betrogen. Ich habe gehaftet und gebürgt.“ Das Urteil soll am Mittwoch, 2. Dezember, verkündet werden. Henrik Sauer