Lenningen. Der Betreiber des Kalksteinbruchs an der Grabenstetter Steige, Wolfgang Moeck, hatte extra noch die Wettervorhersage des Stuttgarter Flughafens konsultiert: Es sollte zur Feierstunde nicht regnen. So standen dann mehr oder weniger geländetauglich gekleidete Gäste an der oberen Kante des Steinbruchs auf der Albhochfläche. Sie lauschten den Ansprachen mit einem Blick „in den Bauch der Schwäbischen Alb“, wie Peter Röhm, Präsident des Industrieverbands Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE), das Steinbruchpanorama nannte.
Anlass dieses Ortstermins war die Besiegelung eines Partnerschaftsvertrags zwischen dem Geo-Park Schwäbische Alb und dem ISTE. Dieser unterstützt den Geo-Park künftig mit 20 000 Euro jährlich. „Das reicht zwar nicht für eine Personalstelle“, gab Röhm zu, sei aber „ein ordentlicher Schluck aus der Pulle.“ Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hätten sich Steinbrüche und andere Abbaustätten zu „Hotspots der Biodiversität“ entwickelt. Das bedeutet, dass es dort eine ganz spezielle Vielfalt und Zusammensetzung von Pflanzen- und Tierarten gibt. Das soll künftig noch besser publik gemacht werden. Schließlich ließe sich heutzutage ohne Rücksicht auf die Umwelt nicht mehr wirtschaften.
Einen besonderen Tag für die Schwäbische Alb und ein „unglaubliches Potenzial“ erkennt der Reutlinger Landrat Thomas Reumann in der neuen Qualität der Partnerschaft zwischen Geo-Park und Wirtschaft. Es brauche „Kümmerer“, die die Sache auch konzeptionell voranbringen. „Es dreht sich ja nicht nur um Geld. Es sollen auch Netzwerke entstehen“, wünscht er sich, genauso wie ein sensibleres Bewusstsein für Geologie und Erdgeschichte. Dazu beitragen sollen Aktionen wie das rollende Klassenzimmer, Geoerlebniszentren und die Geokoffer, die als mobile Gesteinssammlungen Schüler aller Schularten über das Thema informieren sollen.
Der Geschäftsführer des GeoParks, Dr. Siegfried Roth, bezeichnete den Partnerschaftsvertrag schließlich als „Meilenstein in der Vereinsgeschichte“. Der Geo-Park Schwäbische Alb ist einer der größten Geo-Parks überhaupt. „Wenn in Tuttlingen die Sonne untergeht, geht sie gleich danach in Aalen wieder auf“, scherzte er. Aber tatsächlich hat die Schwäbische Alb auf einer Fläche von 6 600 Quadratmetern die meisten Höhlen, unterschiedliche Fossilienarten, Eiszeitkunst und einen besonderen Naturraum zu bieten. Die Steinbrüche beherbergen oft sehr seltene Arten wie Wanderfalke oder Uhu und dienen als Rückzugsräume für andere geschützte Tiere und Pflanzen.
Wie schon früher Herrscher besondere Ereignisse mit Freudenschüssen kundtaten, stand Wolfgang Moeck dem in nichts nach. Eigens zu diesem Anlass und zur Freude der Gäste ließ er im Steinbruch eine Felswand sprengen. Mit einem lauten „Wumm“, viel Staub und dem Bergmannsgruß „Glück auf“ wurde der Vertrag somit endgültig besiegelt.
Der Wetterbericht sollte übrigens Recht behalten – zumindest so lange bis der Partnerschaftsvertrag in trockenen Tüchern war. Danach begann es pünktlich zu regnen.
