Besser hätte der Abend für die Ehrenamtlichen nicht verlaufen können: ein Sommerabend wie gemalt in einmaliger Kulisse im Freilichtmuseum Beuren, ein unterhaltsamer Impuls - und dann noch Leckeres zu Essen und zu Trinken mit regionalen Produkten. Das waren die Zutaten für den Dankeschönabend für Engagierte in der Arbeit mit Geflüchteten aus Kirchheim, Lenningen, Owen, Weilheim und Holzmaden.
Noch nach 19 Uhr waren die Schattenplätze vor dem Haus aus Öschelbronn, dem neuen Eingangsbereich des Museums, heiß begehrt. Bei Bierstangen, Secco und Mineralwasser kamen die 125 Ehrenamtlichen locker miteinander ins Gespräch. Davor schon sorgte die Punkteverteilung für lockeres Geplauder. Neben dem Namensschild durfte sich jeder eine Farbe der Wahl in Punktform ans Revers „bebben“ - was später noch von Bedeutung werden sollte.
Knapp eine Stunde nach Beginn der Veranstaltung lud Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker zur Begrüßung ins Haus Öschelbronn ein. Sie zeigte sich immer noch beeindruckt, wie schnell die Bürger bei der Flüchtlingswelle 2015 mit angepackt haben, weil die staatlichen Organe überfordert waren. „Ohne viel zu reden, wurde frische Unterwäsche gesammelt, die gebrauchte eingesammelt und daheim gewaschen“, sagte sie. Die Zustände in der Kreissporthalle werde sie nie vergessen. „Sie haben Verantwortung übernommen“, zollt sie den Engagierten weiterhin großen Respekt - auch für ihr Durchhaltevermögen. „Die Früchte Ihrer Arbeit sehen sie vielleicht erst in ein paar Jahren“, sagte sie.
Schon nach wenigen Sätzen flogen die Sympathien Inge Hafner, Sozialwissenschaftlerin und ehemalige Altenhilfeplanerin im Landkreis Esslingen entgegen. Sie war für den „Impuls“ zuständig und konnte glaubhaft versichern, sehr gerne vor dieser Gruppe zu reden. „I schwätz gern. Über das Thema kann ich locker ein, zwei Stunden reden - wurde aber auf 20 Minuten runtergehandelt“, stellte sie sich vor. Inge Hafner war maßgeblich bei der Einführung der Volunteers im Landkreis beteiligt. „Das Wort Volunteer kommt aus Amerika. Als wir den Begriff ins Schwäbische übersetzt haben, sind zwei Seiten rausgekommen“, zeigte sie die Komplexität auf. Es gehe nicht darum, Lücken mit billigen Arbeitskräften zu füllen. „Das war keine neue Sparidee, sondern wir waren um die Werte bemüht“, so Inge Hafner, die mittlerweile im (Un-)Ruhestand in Neuhausen lebt. Menschen bräuchten Sinnerfahrung, sinnhaftes Tun, ein Miteinander und vieles mehr. „Das ist das einzige Schriftwerk im Landratsamts in dem eine Glücksverheißung drin steht.“
Nichts anderes sei in den Asyl AKs passiert. Es haben sich neue Gruppen gebildet, deren Mitglieder ähnliche Wertvorstellungen haben. „Aber natürlich hat es auch dort intern geknallt. Es gibt die Fraktion der Fürsorglichen, und die, die Flüchtlinge zur Selbstständigkeit bringen wollen“, weiß sie aus Erfahrung, denn auch sie engagiert sich in Neuhausen in der Flüchtlingsarbeit. Doch nicht nur da, auch mit dem Beurener Freilichtmuseum gibt es seit Neuestem eine enge Verbindung: Der Saal ihres elterlichen Anwesens, die „Wilhelmshöhe“ in Geislingen, wird gerade aufgebaut. Im Rahmen der Eröffnungstage im September hält sie einen Vortrag, bei dem auch Wirtshauslieder nicht zu kurz kommen.
Gudrun Müller, Koordinatorin für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe bei der Stadt Kirchheim, löste die Sache mit den Punkten auf. Grün und Gelb durften sich zu einzelnen Gruppen formieren, und zur halbstündigen Kurzführung durchs Museum starten. Blau und Rot durften im Haus bleiben - für sie war das Buffet bereits vorbereitet. Am Ende wurde das Versprechen eingehalten: Alle waren satt und voll mit Eindrücken und Informationen über die alten Häuser in Beuren.