Die Vereinsstruktur bleibt – Wirtschaftlich scheint der Kreisjugendring stabilisiert
Verwaltungsrat soll KJR kontrollieren

Für die künftige Struktur des finanziell gebeutelten Kreisjugendrings Esslingen (KJR) zeichnet sich ein Kompromiss ab. Die Vereinsstruktur mit den Jugendverbänden bleibt erhalten, künftig wird jedoch ein Verwaltungsrat den KJR kontrollieren. Kontrolle und Vetorecht sollen sich aber auf die Finanzen beschränken, inhaltlich sollen KJR-Vorstand und Mitgliederversammlung den Kurs vorgeben.

Kreis Esslingen. Im vergangenen Jahr war der Kreisjugendring auf die Nothilfe von Kreis und Kommunen angewiesen, um das Defizit auszugleichen, das überraschend ans Tageslicht gekommen war. Mängel in der Buchhaltung und fehlende Kostenkontrolle bei Projekten hatten dazu geführt. Die Pleite ist abgewendet. Der Jahresabschluss 2015 werde „deutlich besser“ als anvisiert, sagt Geschäftsführer Ralph Rieck. Eine halbe Million Euro Defizit war die Zielmarke, jetzt scheint es in Richtung null zu gehen. Neben den Kommunen mit ihrer Solidaraktion habe der KJR selbst kräftig zur Konsolidierung beigetragen, betont Rieck. Die Belegschaft habe Urlaub abgebaut und zum Teil darauf verzichtet. Dadurch habe man die Rückstellungen auflösen können, die das buchhalterische Defizit mit verursacht hatten.

Trotz Urlaubsabbau sei am Angebot für die Jugendlichen nichts gestrichen worden, sagt Rieck. In der Geschäftsstelle habe man durch verzögerte Wiederbesetzung von Stellen Geld gespart. Höhere Entgelte für die Freizeitheime haben die Einnahmen verbessert. Rieck: „Wir hatten nie die Grundhaltung: Am Ende zahlt doch der Landkreis.“

Seit Mitte Februar sitzt im Wendlinger Büro auch ein kaufmännischer Geschäftsführer, der den KJR auf Kurs halten soll. Joachim Adam (54) ist Ralph Rieck gleichberechtigt zur Seite gestellt. Mit den bisherigen Beschlüssen sei der KJR wieder gut aufgestellt, sagt Adam. Auf dem Konsolidierungskurs liegen aber noch Hindernisse.

„Wermutstropfen“ nennt Rieck die von den Kommunen gekündigten Verträge. Wendlingen hat die vom KJR betriebene Schulsozialarbeit gekündigt, Ostfildern vorsorglich das ganze Paket. Neuhausen will neu verhandeln, auch in Reichenbach und Plochingen wird noch diskutiert. Für die Kinder- und Jugendförderung in Ostfildern hat der KJR fast 50 Mitarbeiter eingestellt. Sollte Ostfildern nicht bei der Stange bleiben, sei die Geschäftsstelle in Wendlingen überdimensioniert, sagt Rieck.

Jürgen Zimborski, Abteilungsleiter im Sozialbereich in Ostfildern, beschwichtigt: Man wolle einfach wissen, wie viel der Service für Ostfildern den KJR tatsächlich koste. Für 2015 müsse er eine Spitzabrechnung vorlegen. Man könne keine Verwaltungspauschale von 15 Prozent akzeptieren, ohne vorher eine transparente Abrechnung zu sehen.

Nach der Beinahe-Pleite wollen der Landkreis und die Vertrags-Kommunen den KJR organisatorisch nicht einfach weiterlaufen lassen wie bisher. Die Struktur müsse einem Unternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Umsatz angepasst werden, heißt es. Darüber wird seit Monaten diskutiert. Es zeichne sich nun ein Kompromiss ab, sagt KJR-Vorsitzender Dieter Pahlke. Man bleibe ein Verein und werde keine GmbH.

Die Mitgliederversammlung mit den Jugendverbänden sei weiterhin das höchste Organ. Es wird aber ein Verwaltungsrat eingerichtet, in dem der Landkreis und die Kommunen die Mehrheit haben. Es sei unstrittig, dass dieser Verwaltungsrat weitgehenden Einblick und Kontrollfunktionen brauche. Er soll mit einem Vetorecht ausgestattet werden, könnte also Projekte stoppen, wenn er glaubt, die finanzielle Basis sei nicht garantiert. Dennoch glauben Pahlke und sein Geschäftsführer Rieck, dass die pädagogische Arbeit vom Vereinsvorstand gestaltet wird. Als freier Träger der Jugendverbände könne man „nicht hinnehmen, dass ein Verwaltungsrat auch in die inhaltliche Arbeit eingreift und damit die Vielfalt der Jugendarbeit im Landkreis einschränkt“, so Dieter Pahlke. Wolle der Landkreis bestimmen, was im Jugendhaus laufe, müsse er die Arbeit aus dem Landratsamt heraus steuern. Pahlke: „Dann ist aber das bewährte System der freien Trägerschaft mit seinen ortsbezogenen Angeboten tot – das will hoffentlich niemand.“

Am 6. April soll die Mitgliederversammlung die neue Geschäftsordnung des Kreisjugendrings beschließen. Pahlke ist zuversichtlich, dass eine Mehrheit für die neue Satzung zustande kommt.