Weilheim. Alltag herrscht noch längst nicht wieder beim Sozialen Netz Raum Weilheim. „Wir haben Ende Mai, Anfang Juni aber langsam wieder mit Besuchen angefangen“, berichtet Rosemarie Bühler, Leiterin der Koordinationsstelle des Vereins. „Gruppen bieten wir aber noch nicht wieder an.“
Im März und April hatte die Anlaufstelle für hilfe- und pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige erst einmal alle Angebote eingestellt - das „Café Lebenslust“ für Menschen mit Demenz, den „Schönen Nachmittag“ und eben auch die Hausbesuche der Ehrenamtlichen.
Die Folgen stimmen Rosemarie Bühler traurig. „Viele ältere Menschen vereinsamen und sind todunglücklich mit den Abstandsregeln in den Pflegeheimen.“ Um für ein bisschen Farbe in deren Leben zu sorgen, haben die Mitarbeiter des Sozialen Netzes in der Zeit Briefe geschrieben oder mit den Menschen telefoniert, soweit es ging. „Aber dann kamen immer mehr Anfragen, ob die Besuche nicht doch wieder stattfinden können“, erzählt Rosemarie Bühler. Auch immer mehr ehrenamtliche Mitarbeiter erkundigten sich, wann es endlich wieder losgeht. „Also haben wir beschlossen, wenigstens wieder mit den Einzelbesuchen zu starten“, so Bühler. „Natürlich mit Abstand, unter Beachtung der geltenden Hygieneregeln, in Einvernehmen mit allen Beteiligten - und immer in dem Bewusstsein, dass es ein Restrisiko gibt.“ Mit dem können aber offenbar vor allem ältere Menschen gut umgehen. So bekam Rosemarie Bühler öfters zu hören: „Wir haben den Krieg überlebt - da lassen wir uns doch jetzt von Corona nicht unterkriegen.“
Wenn möglich, finden die Besuche und Treffen im Freien statt, zur Not kommt ein Mundschutz zum Einsatz. Trotzdem steht es jedem Mitarbeiter frei, ob er seine Tätigkeit wieder aufnehmen möchte oder nicht. „Viele von unseren Ehrenamtlichen gehören ja auch schon zur Risikogruppe“, sagt Rosemarie Bühler.
Nicht alle wagen sich jetzt schon wieder raus. Den Betreuungsbedarf decken kann der Verein deshalb im Moment nicht. „Und es kommen sogar auch neue Anfragen“, berichtet Rosemarie Bühler. Aktiv neue Mitarbeiter anwerben möchte sie jetzt gerade aber nicht: „Da ist es nicht die richtige Zeit dafür.“ Auch empfindliche Einnahmenverluste muss der Verein hinnehmen. „Aber wir setzen einfach auf all die netten Leute, die uns unterstützen“, so Bühler. Bianca Lütz-Holoch