Noch in der vergangenen Woche hat Christian Maresch, der Gründer von Tante-M, entspannt erklärt, dass die teils leeren Regale im Tante-M in Schopfloch auf die schwächere Nachfrage in den Sommerferien zurückzuführen seien und die Geschäftsbeziehung zum beliefernden Bäcker ohne besonderen Grund zu Ende gegangen sei, wie das im Wirtschaftsleben nun mal so sei.
Die Version von Heinrich Beck, dem Inhaber des „BeckaBeck“ aus Römerstein und bisherigem Lieferanten des Schopflocher Tante-M, hört sich ganz anders an: „Die Rechnungen wurden schon seit längerem nicht bezahlt“, sagt Beck. Christian Maresch habe in mehreren Gesprächen beteuert, dass das Geld überwiesen sei und in den nächsten Tagen da sein müsse, sagt Beck. Von Mareschs Verhalten ist der Lieferant enttäuscht. Es gehe einfach nicht, dass man seine Rechnungen über längere Zeit nicht zahle. Auf Nachfrage hat Christian Maresch jetzt geantwortet: „Eigentlich möchte ich dazu keine große Stellung mehr nehmen, außer dass die Zahlungen zwischenzeitlich geregelt sind und dass es zeitnah wieder Backwaren in der Schopflocher Filiale geben wird.“
Der Schopflocher Ortsvorsteher, Gunter Berger, ist ratlos: „Das Angebot im Tante-M ist schon sehr reduziert. Ich hätte gedacht, dass sich Herr Maresch mal meldet, aber das ist nicht passiert.“ Trotz mehrmaliger Versuche, konnte der Ortsvorsteher diesen auch seinerseits nicht erreichen. Berger betont: „Das ist wirklich sehr schade – das Konzept der Märkte kann ich nur loben.“
Gerade im Sommer hätten sonntags viele Radfahrer dort Halt gemacht und sich mit Getränken, Müsliriegeln oder einem Eis eingedeckt. Das Sortiment sei extra darauf angepasst worden. Wer am Wochenende grillte, konnte sich entspannt mit Senf, Ketchup und allem, was man sonst noch brauchte und beim Wocheneinkauf vergessen hatte, eindecken. Das Angebot des Schopflocher Tante-M-Ladens habe sich längst herumgesprochen, sodass auch viele von außerhalb dort einkaufen würden.
Zweifel an Zahlungsmoral
Für Schopfloch sei der Tante-M eine wirklich tolle Sache. Ob er auf Dauer Bestand haben kann, zweifelt Berger vorsichtig an. „Ich weiß nicht, ob die Ehrlichkeit nicht auf der Strecke geblieben ist. Ich bin mal in den Tante-M und dann ist mir ein Kunde mit einer Tüte voll Backwaren entgegengekommen und an der Kasse vorbei gegangen.“ Er wisse natürlich nicht, ob der Kunde nicht schon beim Reinkommen gezahlt habe und sich erst dann die Backwaren genommen hat. Er könne aber auch nicht damit anfangen, die Leute zu kontrollieren. Der Ortsvorsteher würde es zutiefst bedauern, wenn der Tante-M seine Zelte abbrechen müsste.
Bereits Ende August hat der Tante-M in Sirchingen seine Türen geschlossen, teilt die Ortsvorsteherin Dorothea Koch mit. „Wir konnten Herrn Maresch zum Glück davon überzeugen, die Filiale erst einen Monat später zu schließen“, sagt Koch. Eigentlich sollte die Filiale schon am 31. Juli geschlossen werden. Das habe Christian Maresch aber erst eine Woche vorher mitgeteilt, erklärt Koch. Durch die Verlängerung hätten die Kunden zumindest noch die Möglichkeit gehabt, das Guthaben auf den Kundenkarten auszugeben.
Der Schopflocher Tante-M wird seit Mai 2023 von der Lenninger Metzgerei Ehni beliefert. Der Inhaber, Jochen Ehni, erklärt: „Wir beliefern die Filiale und vier weitere auch heute noch, ich habe mein Lieferverhalten aber auch von Anfang an konsequent an die Zahlungseingänge angepasst.“ Obwohl es manchmal etwas holprig lief, habe er daher auch keine Außenstände. Einen Umsatzrückgang habe er dennoch bemerkt, deshalb habe er seine Lieferungen reduziert. Neben der Filialen in Schopfloch beliefere der Metzger unter anderem auch die Tante-M-Läden in Wittlingen, Hengen und Zainingen. Sie würden keine Backwaren mehr erhalten, weshalb auch weniger Kunden einkaufen würden. Zudem ist dem Lieferanten aufgefallen, dass die Firmierung der Tante-M-Läden vor rund sechs Wochen von Tante-M-Chrisma GmbH in Tante-M GmbH geändert wurde. „Chrisma“ habe hierbei wahrscheinlich für Christian Maresch gestanden. Seit dem sei Christian Maresch auch nicht mehr als Geschäftsführer eingetragen.