Kreis. Magere Flachland-Mähwiesen sind Lebensräume, die sich durch eine besonders hohe Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten auszeichnen und an der Farbenpracht ihres vielfältigen Blütenreichtums gut zu erkennen sind. Sie entstehen nach jahrzehntelanger extensiver Nutzung als Heuwiesen, werden ein bis zwei Mal jährlich gemäht und mit Stallmist gedüngt.
In Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Stuttgart hat die untere Naturschutzbehörde des Landkreises das Spenderflächenprojekt im Naturschutzgebiet „Wiestal mit Rauber“ in Kirchheim durchgeführt. Das Grünland wurde über einen langen Zeitraum extensiv bewirtschaftet, die gewünschten Kräuter haben sich aber dennoch nicht angesiedelt. Benachbarte kräuterreiche Flächen haben bei dem Projekt als Spenderflächen gedient. Diese werden für die Mahdgutübertragung genutzt. Dabei wird von artenreichen Wiesen, den „Spenderflächen“, das Mahdgut als Mulchdecke auf die zu entwickelnden Flächen ausgebracht, die Samen der Pflanzen fallen dann auf die Empfängerfläche. An die Spenderflächen werden höchste Ansprüche gestellt. Sie müssen artenreich bis sehr artenreich sein und viele typische Kräuter aufweisen.
Zudem wurde in diesem Jahr Saatgut durch Wiesendrusch von artenreichen FFH-Mähwiesen im Stadtgebiet von Aichtal gewonnen. Ein Mähdrescher hat die Samen der Wiesen gedroschen. Das so gewonnene Saatgut dient ebenso der Verbesserung des Artenreichtums kräuterarmer Wiesen. Die Mahdgutübertragung und das Wiesendruschprojekt gemeinsam mit ortsansässigen Landwirten und einem vom Landkreis beauftragten Unternehmer ist auf Langfristigkeit ausgelegt, es kann einige Jahre dauern, bis sich die artenreichen Grünländer entwickeln. Die Landwirte leisten mit ihrem freiwilligen Engagement einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Grünlandpflanzen und gegen das Insektensterben, denn die meisten Wildbienen und Schmetterlinge sind auf blütenreiche Wiesen angewiesen.
Das durch das Projekt gewonnene Saatgut ist außerdem bestens zur Reparatur der zunehmenden Schwarzwildschäden auf geschützten Grünlandflächen geeignet. Werden die Wildschäden nicht sachgerecht repariert, führt dies zu Artverschiebung und Artenverlusten und zum Verlust von FFH-Mähwiesen. Nicht so, wenn geschädigte Flächen schnell mit regionalem Saatgut repariert werden. Dank des Projekts „Wiesendrusch“ kann das dabei gewonnene regionale Saatgut eines Biobetriebes kostenfrei in begrenzten Mengen zur Regulierung von Schwarzwildschäden auf FFH-Mähwiesen bestellt werden. pm