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Villa Merkel soll sich offener zeigen

Galerie Die Zukunft der Villa Merkel wird im Esslinger Gemeinderat immer wieder diskutiert. Nun wurde eine neue Nutzungs­perspektive entwickelt. Von Alexander Maier

Unter Kennern internationaler Gegenwartskunst genießt die Esslinger Villa Merkel hohes Ansehen. Doch vor Ort hält die Resonanz der Ausstellungen mit der hohen Reputation in Fachkreisen selten Schritt. Die Folge: Die Besucherzahlen sind ausbaufähig, im Gemeinderat gibt es immer wieder Debatten über die Zukunft der städtischen Galerie. Die Kulturamtsleiterin Alexa Heyder und das Team der Villa haben nun Nutzungsperspektiven für die Galerie, den Merkelpark, das Bahnwärter- und das Gärtnerhaus entwickelt. Manches lässt sich kurzfristig mit überschaubarem Aufwand realisieren, für anderes liegt der Zeithorizont in den Jahren bis 2028. Das Ziel der Stadt ist klar: „Es soll erkennbar sein und transparent gemacht werden, was im Haus passiert. Das Gebäude soll den offenen Spirit der Kulturarbeit auch nach außen vermitteln.“ Bei alledem ist derzeit noch Luft nach oben. Denn die Bahnlinie trennt Villa und Innenstadt, eine düstere Unterführung wirkt alles andere als einladend. Und längst nicht jedem ist beim Blick auf die einstige Fabrikantenvilla klar, dass er es mit einem offenen Haus der Kunst zu tun hat. Deshalb soll die Villa Merkel ihre Offenheit besser zeigen – etwa durch Banner, Beflaggung und bessere Beschilderung.

Fenster beleuchten

Fahrradständer und verbesserte Beleuchtung am Haus und im Umfeld könnten kurzfristig für mehr Attraktivität sorgen. Langfristig soll die Infrastruktur für Familien und Menschen mit Behinderung verbessert und die seit einer kleinen Ewigkeit diskutierte Möglichkeit, eine von außen sichtbare Gastronomie zu etablieren, realisiert werden. Und indem die Fenster genutzt werden, um Ausstellungen durch Licht, Fotos und Videos nach außen zu tragen, könnten die Angebote besser sichtbar werden.

Dass das Gebäude mit seinem Flair eine Attraktion an sich ist, möchte die Stadt besser nutzen. Die Villa soll eine „Brücke zur Kunst“ werden, neue Zielgruppen erschließen und Barrieren abbauen. Aufenthaltsbereiche sollen definiert werden, die einen Besuch ohne Eintritt und Konsumzwang erlauben. Veranstaltungen mit Kooperationspartnern könnten neues Publikum ins Haus führen. Das Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm soll intensiviert werden – durch Führungen, Kunstgespräche und Skulpturen-Spaziergänge. Solche Angebote sollen zudem besser zu gut frequentierten Zeiten im Park passen.

Dort, wo die Fabrikantenfamilie Merkel einst ihren Swimmingpool hatte, könnte ein attraktiver Aufenthaltsbereich im Freien mit Pop-up-Gastronomie entstehen. Die düstere Unterführung soll einladender werden – gern mit Mitteln der Kunst. Ähnliches hatte man in den 1990er-Jahren mit einer Installation des US-Künstlers Joseph Kosuth bereits versucht, nach wiederholten Zerstörungen aber wieder aufgegeben. Das benachbarte Bahnwärterhaus, das früher Ausstellungsort für regionale Kunst war, zuletzt aber aus dem Fokus geriet, könnte zum Kreativlabor werden. Der Merkelpark soll attraktiver werden, wovon auch die Villa profitieren könnte. Und schließlich will die Stadt die Möglichkeiten, die das einstige Gärtnerhaus bietet, für eine höhere Attraktivität nutzen.

Gedanken zusammengetragen

„Wir haben die Welt nicht neu erfunden, aber viele Gedanken zusammengeführt, die die Attraktivität der Villa steigern können“, erklärte Kulturamtsleiterin Alexa Heyder, als sie das Konzept nun im Kulturausschuss vorstellte. Ein mögliches Förderprogramm habe sie bereits im Blick. Jörg Freytag (Grüne) fand: „Die Villa schreit danach, dass wir etwas tun.“ Und Christa Müller (SPD) sagte: „Wenn es gelingt, möglichst viel zu realisieren, ist die Villa ein kultureller Leuchtturm in unserer Stadt.“ Eberhard Scharpf (Freie Wähler) wünscht sich, „dass es rasch erste Impulse gibt“. Trotz der gewünschten Belebung brauche der Merkelpark weiterhin ruhige Bereiche. Herbert Schrade (CDU) legt Wert darauf, dass die Stadt im Bemühen um eine attraktivere Unterführung nicht nachlässt und „eine Gastronomie nicht zulasten der Ausstellungsflächen geht“. Johanna Renz (Linke) findet, die Unterführung biete sich für eine künstlerische Gestaltung durch Graffiti an. Und sie wünscht sich in der Villa freien Eintritt für Kinder und Jugendliche.