Das Coronavirus verunsichert Urlaubswillige. Denn diese fragen sich: „Wo ist es noch sicher?“ Franz Buck bietet in seinem Weilheimer Reisebüro Bus- und Radreisen an und kennt das Problem: „Die Menschen sind zögerlich“, berichtet er. Problematisch sieht der Geschäftsführer die undifferenzierte Angst der Menschen. Viele meiden das ganze Land Italien, obwohl nur nördliche Regionen von dem Virus betroffen sind. „Wir sind aber auf der ganz anderen Seite an der Adria unterwegs“, erklärt er.
Die angebotenen Reisen sind gut gebucht, doch Franz Buck befürchtet, dass Kunden zu verängstigt sein könnten, um die Tour anzutreten. Seit dieser Woche gehen vermehrt Rücktrittsanfragen ein. Das Reisebüro begegnet der Angst der Kunden mit Verständnis. Die Mitarbeiter wollen beruhigen und ein gutes Gefühl vermitteln, indem Kulanz bei den Stornogebühren gewährleistet wird. „Die Kunden sollen die Sicherheit haben, dass eine Stornierung heute wie morgen zu den gleichen Konditionen möglich sein wird“, erklärt Franz Buck.
Selbstverständlich will das Unternehmen seine Kunden genauso wenig in gefährliche Gegenden schicken wie seine Busfahrer und Reiseleiter. Doch die Mitarbeiter haben bisher keine Bedenken. Sie bedauern vor allem, dass „alles über einen Kamm geschert wird“. Zusätzlich zu jeder Reinigung, der die Busse nach einer Reise grundsätzlich unterzogen werden, hat das Unternehmen jeden Bus mit einem Desinfektionsmittel ausgestattet, damit sich die Reisenden jederzeit die Hände reinigen können. Gleichzeitig nimmt das Reisebüro die Angst vor dem Virus mit Humor: Seit Kurzem steht ein Schild in dem Weilheimer Unternehmen, das mit einem Augenzwinkern auf die hoch infektiöse Krankheit eingeht. Franz Buck hofft, dass sich das Virus mit den wärmeren Tagen verabschiedet, denn für Reisebüros ist die Planung in dieser Lage sehr schwierig.
Auch Mareike Neuffer, der Inhaberin des Reisebüros Lenninger Tal in Owen, ist die Unsicherheit der Kunden bekannt. Zögerlich seien sie geworden, berichtet sie.
Denn eine Stornierung kann viel Geld kosten, wenn keine Reisewarnung des Auswärtigen Amts besteht. Viele Veranstalter bieten nun an, dass Buchungen, die bis April eingehen, bis knapp vor Reiseantritt kostenlos storniert werden können - und das ohne Begründung, berichtet die Inhaberin des Owener Reisebüros.
Langfristig wird weiter gebucht
Aber auch Umbuchungen werden angefragt. „Kunden, die eine Kreuzfahrt gebucht haben, wollen ihre Innenkabine gegen eine Balkonkabine tauschen“, berichtet Mareike Neuffer. Diese Kunden sorgen sich, dass sie über einen längeren Zeitraum in den Schiffen eingesperrt werden könnten, wie es den Touristen auf dem japanischen Kreuzfahrtschiff erging. Die Aussicht auf ein bisschen frische Luft scheint zu trösten.
Andere Kunden hingegen werden von der Airline zur Planänderung gezwungen: „Flüge von Geschäftskunden nach Hongkong wurden storniert. Die Kunden können nun ihren Flug umbuchen - kostenlos“, berichtet die Inhaberin des Reisebüros.
Vor allem die Reisen innerhalb der nächsten Monate scheinen von der nervösen Stimmung betroffen zu sein, denn „langfristig wird nach wie vor gebucht“.
Auch die Kirchheimer Reisebüros sind von der unsicheren Lage betroffen. „Verglichen mit den letzten Jahren sind die Anfragen um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen, und es wird täglich schlimmer“, berichtet Dilara Karagöz. Laut der Geschäftsführerin des Teckcenter-Reisebüros betrifft der Buchungsrückgang alle Länder. Doch eine Logik ist nicht zu erkennen: Während die meisten Reisenden Italien meiden, hat ein Kunde eine Reise nach Rom gebucht, die er in nicht einmal zehn Tagen antreten wird. Das Reisebüro stornierte für einen Kunden eine Reise nach Ägypten mit beachtlichen Stornierungskosten, im Gegenzug gingen vermehrt Buchungen für das Land am Roten Meer ein.
Auch Robin Straub hat das veränderte Buchungsverhalten bemerkt. „Die Kunden sind in Hab-Acht-Stellung“, berichtet der Leiter des Reisebüros First. „Der Virus ist auch bei uns angekommen“, sagt er und erklärt: „Thailand wäre zu dieser Zeit eigentlich ein beliebtes Ziel, doch die Leute weichen Richtung Karibik aus.“
Die Reisebranche ist leidgeprüft, findet er. SARS oder die Vogelgrippe haben ähnliche Krisen ausgelöst, und die Nachwehen der Pleite von Thomas Cook sind noch nicht ganz vorbei. „Aber wir lernen aus der Vergangenheit“, sagt Robin Straub kämpferisch. Er selbst hat selbst keine Angst vor einer Reise in fremde Länder: „In zwei Wochen fliege ich auf die Kanarischen Inseln“, freut er sich.