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Vis-à-vis der Visagistin aus Kirchheim

Porträt Schon von Kindesbeinen an war Sarah Rabel fasziniert von Kostümen und Make-up. Ihre Leidenschaft hat sie zum Beruf gemacht. Von Katharina Daiss

Der Schminkkoffer ist ordentlich sortiert, dennoch platzt er fast aus allen Nähten. Selbst im Deckel sind noch etliche Fläschchen und Tuben untergebracht. „Und das ist nur der Koffer fürs Make-up“, lacht Sarah Rabel. Für einen kurzen Besuch ist sie wieder in der Heimat in Kirchheim. Sie kommt frisch vom Tegernsee, dort hatte der FC Bayern München ein Shooting. Am nächsten Tag steht schon die nächste Reise nach Berlin an. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt da nicht. Manchmal ist sie monatelang unterwegs, doch Sarah Rabel ist sehr glücklich dabei.

Strahlend berichtet sie, wie sie als kleines Mädchen den Cirque du Soleil besuchte und nur Augen für die faszinierenden Kostüme und das außergewöhnliche Make-up hatte, während ihre Familie die Artisten bestaunte. „Ich wusste nicht, wo mich das hinführen wird, aber damals wurde der Samen gepflanzt“, sagt sie ernst.

Nach dem Schulabschluss hat sie im Salon des Stuttgarters Arndt Ullmann das Handwerk des Friseurs gelernt und ließ sich an einer Make-up-Schule in München zur Visagistin ausbilden. Nach den Ausbildungen hat sie in Paris gearbeitet, denn „man entwickelt das beste Verständnis für Geschmack und Trends dort, wo Mode eine große Rolle spielt“. Also wagte sich die junge Kirchheimerin an die Sets von Paris, wo sie erstmals selbstständig Aufträge an Land zog. Mit 24 Jahren hat sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. „Der erste, der mich dann gebucht hat, war Ralph Steckelbach. Vor allem für Sportsachen hat er Modeshots in seinem großen Studio in Kirchheim gemacht“, erinnert sich die 37-Jährige und ist heute noch dankbar, wenn sie an ihre Anfänge in der Heimat zurückdenkt.

Doch diese Zeit hat die Kirchheimerin nun lange hinter sich. Mittlerweile steht sie bei der größten Vermittlungsagentur des Landes unter Vertrag und ist ständig ausgebucht. „Am liebsten wäre ich an zwei Orten gleichzeitig, das ist manchmal unheimlich schwer zu jonglieren. Die Terminplanung ist bei mir eine echte Tragödie“, lacht sie bitter. Sie arbeitet viel für Profisportler wie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft oder den Formel-1-Rennfahrer Nico Rossberg. Auch die Social-Media-Phänomene „Lisa und Lena“ begleitet sie oft. Für Marken wie Hugo Boss und Escada schwingt die Hair-und-Make-up-Artistin ebenfalls den Pinsel. „Ganz klar: Man muss fleißig und loyal sein, das gilt für jeden Beruf“, erklärt sie ihren Erfolg und fährt fort: „Es gehört aber auch immer Glück dazu - und das hatte ich in vielen Dingen. Beispielsweise darin, wen ich kennengelernt habe. Man muss Chancen erkennen und sie auch wahrnehmen. Und man muss durchhalten.“

Sarah Rabel ist immer die erste und letzte am Set. Bevor das Shooting losgeht, trifft sie sich mit dem Kunden. Zuerst werden Haut und Haar gepflegt, erst dann legt sie das Make-up auf und frisiert den Kunden. Ein bis zwei Stunden dauert das. Geht es für den Kunden auf den roten Teppich, ist Sarah Rabels Arbeit nach dem Schönmachen getan. Schminkt sie aber für ein Shooting, bleibt sie die gesamte Zeit dabei. „Ich steh immer parat und frische auf“, sagt sie. Wenn die Fotos im Kasten sind, schminkt sie ihre Kunden ab. Erst dann hat sie ihren Auftrag erfüllt.

Vor allem wenn sie Menschen für längere Zeit begleitet, entsteht Vertrautheit. „Natürlich unterhält man sich. Da ist es auch wichtig, dass man gemeinsame Werte hat. Man erzählt sich normale Sachen, beispielsweise wie der Urlaub war. Besonders bekanntere Kunden erzählen sehr gern von ihren sozialen Projekten“, berichtet Sarah Rabel. Ihr ist wichtig, zu betonen, dass die Gespräche zwar interessant sind, sie aber nie etwas weitererzählen würde. Denn Diskretion ist Gold wert in der Branche, in der Träume wahr werden. „Was du auch tun willst: Mach es, weil du es liebst, weil es dir Spaß macht, weil du dafür brennst“, rät sie. „Ich habe fast jeden Tag Menschen auf meinem Stuhl sitzen, die niemals gedacht hätten, dass ihr Traum nur annähernd wahr werden könnte.“