Entsetzte Gesichter und Sprachlosigkeit herrschen auf der Bühne und im Publikum, als Michael Hartwig, gespielt von Rainer Waldenmaier, die benutzte Feinripp-Unterhose seines Kumpels Klaus Keller, gespielt von Frank Schlichter, vom Küchenschrank klaubt. Dass es deswegen nicht zum Eklat kommt, hängt an der Zeitnot, die Michael, Klaus und der dritte im Bunde, Armin Kaiser alias Robert Winter, haben. Was mit einem Streitgespräch bei einem gemütlichen Abend beginnt, endet mit einer Wette und vogelfreien Ehemännern. Die Kardinalsfrage: Wovon ernähren sich Männer, wenn die Frauen außer Haus sind?
Die Schlierbacher Theaterstub‘ schaffte mit nur drei Schauspielern, drei Schauspielerinnen und zwei Bühnen den vollbesetzten Farrenstall zur Premiere am Freitagabend zum Kochen zu bringen. Während die Frauen mit spritzigen Dialogen glänzten, waren es bei den Männern insbesondere die visuellen Reize, die das Publikum begeisterten. Von Tag zu Tag versank die Bühne der Männer-WG mehr im Chaos. War es zuerst nur der Küchentisch, der sich unter der Last von leeren Bierflaschen, Pizzakartons und Chipstüten bog, kam innerhalb kürzester Zeit der Fußboden mit dazu. Kein Wunder bei den exzessiven Gelagen, die sich die Männer täglich gaben. Da fiel schon das Kaffeekochen schwer und spülen wurde zur Meisterdisziplin.
In nur zwei Stunden konnten die Reihe miterleben, wie unterschiedlich Männer und Frauen mit ihrer Freiheit umgehen. Begeisterung machte sich breit, als Robert mit dem Bügelbrett kämpft – und verliert. Schnappatmung hingegen gab es für die bösen Kommentare von Kathrin Keller, gespielt von Eva-Maria Waldenmaier, die von der ersten Minute an rigoros vom Schlimmsten ausgeht.
Wie bei einem Tennismatch flogen die Dialoge zwischen den Bühnen hin und her. Wer den Faden verlor, konnte sich an den hellen Scheinwerfern orientieren, die Giovanni Capozio punktgenau aufleuchten ließ.
Doch nicht nur für das Theaterstück gab es tosenden Applaus, auch für die Hänger und Pannen. Denn selbst die Souffleuse Anna Waldenmaier konnte nicht jede Stelle retten. Doch die Bühnenprofis ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Ob Vodafone oder Teckbote, spontan wurden andere Elemente mit eingebaut und zeigten deutlich, hier sind wortgewandte Männer und Frauen am Start.
Kein Wunder, durften sie doch in ihrer Muttersprache sprechen, der schwäbischen Mundart. Eine besondere Leistung, denn das Stück „Putzfrauen und Waschlappen“ ist eigentlich in Hochdeutsch geschrieben. Doch dafür ist die Theaterstub‘ berühmt. Einzig Svenja Neumärkter mit Hannoveraner Wurzeln musste hin und wieder Worte tauschen, weil der schwäbische Zungenschlag für sie manchmal eine Herausforderung darstellte.
„Putzfrauen und Waschlappen“ ist ein Stück von Rolf Sperling und zeigt überspitzt den Geschlechterkampf. Mitwirkende sind in diesem Jahr Svenja Neumärker, Eva-Maria und Rainer Waldenmaier, Nadine Küper, Armin Kaiser und Frank Schlichter. Hinter einem Vorhang versteckt sich Anna Waldenmaier als Souffleuse, für die Maske ist Ivonne Maurer zuständig und Licht und Ton verantwortet Giovanni Capozio. Damit aber nicht genug, denn schließlich wartet auf die Theaterbesucher nicht nur geistige Nahrung. Für die Bewirtung ist der Albverein Schlierbach mit Unterstützung vom Chörle Schlierbach verantwortlich.
Wer Lust auf das Stück bekommen hat, muss sich allerdings gedulden, denn die geplanten Termine sind alle ausverkauft.