Zwischen Neckar und Alb
Volks- und Raiffeisenbanken: Schmaler Ertrag trübt die Wachstumsfreude

Bilanz Die sieben Geldinstitute im Kreis schließen 2021 bei Krediten und Anlagen mit sattem Plus ab. Doch das Zinsdauertief macht ihnen mit schwindenden Gewinnmargen zu schaffen.

Kreis. Trotz der Pandemie gab es sowohl bei den Krediten als auch bei den Anlagen ein starkes Wachstum. Dieses Plus schlug sich allerdings nicht annähernd im Ertrag nieder. Diese beiden Seiten hat die Bilanz der sieben Volks- und Raiffeisenbanken im Landkreis Esslingen für das Geschäftsjahr 2021. Hauptgrund für die niedrigeren Gewinnmargen ist das anhaltende Zinstief. Weil die Inflation ein Dauerthema bleiben werde, müsse die Europäische Zentralbank (EZB) endlich eine Zinswende einleiten, forderte Karlheinz Pitter, Vorstandsvorsitzender der Bernhauser Bank, beim Bilanzpressegespräch der Bezirksvereinigung (BZV). Heinz Fohrer, Vorstandssprecher der Volksbank Mittlerer Neckar und Chef der BZV, blickte trotz der schwierigen Rahmenbedingungen zufrieden zurück auf 2021. Die Wachstumszahlen zeigen, „dass wir sehr nah bei unseren Kunden sind“. Obwohl die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im zweiten Halbjahr merklich an Fahrt verloren habe, sei die Kreditvergabe deutlich gestiegen, nach den vorläufigen Zahlen im Vergleich zu 2020 um 7,8 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Ein Treiber des Kreditwachstums sei der Wunsch nach den eigenen vier Wänden. Die Kundeneinlagen inklusive der Wertpapiere wuchsen um 7,6 Prozent auf 11,4 Milliarden Euro. Das betreute Kundenvolumen steigerten die Genossenschaftsbanken um 7,6 Prozent auf über 18,5 Milliarden Euro. Die Nähe zu den Kunden mit 64 Filialen und 30 SB-Stellen im Landkreis ist nach den Worten von Karlheinz Pitter mehr denn je das Erfolgsrezept der genossenschaftlichen Banken. Gerade in die Beratung habe man weiter investiert.

Ihren Zinsüberschuss konnten die Genossenschaftsbanken zwar mit 1,2 Prozent geringfügig steigern, allerdings schrumpft die Zinsmarge aufgrund der lang anhaltenden Niedrigzinsphase. Der Provisionsüberschuss, Erträge aus dem Zahlungsverkehr und Vermittlungsgeschäft, legte um 0,8 Prozent auf 52,8 Millionen Euro zu und damit weniger als in den Vorjahren. Als Grund nannte Schmelzle ein BGH-Urteil zur Regelung der Preis- und Textänderungen, die in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen verankert sind. Die Genossenschaftsbanken mussten ihre Preise auf die 2018 gültigen zurücksetzen und das Preis- und Leistungsverzeichnis sowie den Preisaushang mit ihren Kunden noch einmal neu vereinbaren. Insgesamt beschäftigten die Volks- und Raiffeisenbanken 1156 Mitarbeiter, 17 weniger als 2020.

In die Zukunft blickt BZV-Chef Fohrer optimistisch. Große Inves­titionen stünden für die weitere Digitalisierung an. In einem der bevölkerungsreichsten Landkreise Deutschlands mit niedriger Arbeitslosenquote, hoher Kaufkraft und einer starken Wirtschaft mit einem ausgewogenen Mix an Firmen sehe man weitere Wachstumschancen für die Genossenschaftsbanken. Harald Flößer