Weilheim · Lenningen · Umland
Volksbank Mittlerer Neckar: Gute Bilanz in Erwartung der Zinswende

Jahresbilanz Die Volksbank Mittlerer Neckar konnte ihren Gewinn steigern und wird voraussichtlich vier Prozent ­Dividende zahlen. Das kommende Jahr steht im Zeichen des Umzugs. Von Thomas Zapp

Hier soll ab 2025 die Verwaltung sitzen: Der Neubau der Volksbank in Wendlingen nimmt Gestalt an. Foto: Markus Brändli

Veränderungen gehören für die Volksbank Mittlerer Neckar zu den Geschäftsrisiken, seien sie geologischer oder wirtschaftlicher Natur. Für eine größere Veränderung sorgt die Bank allerdings selbst: So ist für Anfang 2025 der Umzug in die neue Zentrale nach

 

Ich hoffe und gehe davon aus, dass wir uns nächstes Jahr in Wendlingen treffen.
Markus Schaaf, Vorstandssprecher

 

Wendlingen geplant. Rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus derzeit acht Standorten werden in das rund 15 000 Quadratmeter große Gebäude wechseln, dessen Bau rund 60 Millionen Euro kostet. Der Neubau wird nach seiner Fertigstellung nicht nur fast komplett klimaneutral Strom erzeugen, unter anderem dank zahlreicher Solarmodule an der Außenfassade, und durch eine Erdwärmepumpe beheizt, sondern für die Mitarbeiter wird es einen eigenen Kinderbereich mit ausreichend Platz für Betreuung geben.

Denn Mitarbeiter sind eine knappe Ressource, das weiß auch Vorstandssprecher Markus Schaaf. Aktuell 729 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 39 Azubis, beschäftigt die Volksbank Mittlerer Neckar. „Aus dem Fachkräftemangel ist ein Mitarbeitermangel auf allen Ebenen geworden“, sagt Schaaf. Die Zahl der Quereinsteiger habe aber zugenommen und man habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Der räumliche Umzug bildet dann den Abschluss der Fusion mit der VR Bank Hohenneuffen. Aber, so betont Markus Schaaf, es wird keine Änderungen bei der Zahl der Filialen geben, für die Privatkunden werden die Ansprechpartner in Kirchheim oder Esslingen wie gewohnt vor Ort sein. „In Wendlingen werden vor allem technische und interne Aufgaben gebündelt. „Es wird dort nicht einmal einen Geldautomaten geben“, sagt Markus Schaaf. Dafür zieht im Erdgeschoss die Polizei ein. Überhaupt wird die Zahl der Geldautomaten derzeit noch einmal überprüft, angesichts von immer wieder auftretenden Sprengungen, wie im vorigen Jahr in Nabern oder kürzlich im Esslinger Neckar-Center. Eine Option könnte sein, den Zugang zu den Automaten von 23 bis 5 Uhr zu sperren. Die Bedeutung von Bargeld nehme ohnehin ab, es werde mehr digital bezahlt. „Der digitale Euro kommt, er ist politisch gewollt“, betont Markus Schaaf. 

Trotz des „dämpfenden Wirtschaftsumfelds“ hat die Volksbank Mittlerer Neckar ihr Kundengeschäft ausgeweitet. „Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds ist das abgelaufene Jahr erfreulich verlaufen“, sagt Markus Schaaf. Nach Steuern bleibt ein Jahresüberschuss von 8,3 Millionen Euro übrig, für die Vertreterversammlung am 3. Juni wird eine Dividende in Höhe von vier Prozent vorgeschlagen.

Ein weiteres Indiz dafür ist die Kreditvergabe, die man um 188 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gesteigert und damit 4,1 Milliarden Euro erzielt hat. Die Steigerung gehe allerdings vor allem auf Firmenkunden zurück, denn die Nachfrage nach Baufinanzierungen sei stark gesunken. Die Ursachen sind bereits seit Längerem bekannt: stark rückläufiger Wohnungsneubau, gestiegene Zinsen und Abschwächen der Inflation.

Die Kaufzurückhaltung bei Immobilien sorgt auch für einen der wenigen Minuswerte in der Bilanz: einen Rückgang von 6,1 Prozent beim Provisionsüberschuss. „Es mangelt an Käufern“, sagt Vorstandsmitglied Thomas Krießler, zumindest stünden Immobilien länger im Verkauf. Das habe auch mit notwendigen Sanierungen zu tun. Eine renovierte Immobilie in guter Lage finde nach wie vor ihre Käufer. Interessant sind seine Überlegungen zum Kaufverhalten: Die Preis-Einkommens-Schere sei heute nicht schlechter als in den 80er-Jahren, im Gegenteil. Aber die Ansprüche der Käuferinnen und Käufer an die Größe des Wohnraums sind gestiegen, ebenso wie andere Haushaltsausgaben für den Lebensstandard, wie Mobiltelefone. 

Angesichts erwarteter sinkender Zinsen zur Jahresmitte raten die Vorstandsmitglieder zu längerfristigen Geldanlagen. Derzeit gebe es eine inverse Zinsstruktur, doch das sei vorübergehend: „Dass Tagesgeld höhere Zinsen bringt als Festgeld, wird sich wieder umdrehen. Die Frage ist nur, auf welchem Niveau?“, sagt Vorstandsmitglied Eberhard Gras. Daher solle man jetzt gut überlegen. „Vor 20 Jahren hätte man sich über diese Zinsen jetzt gefreut“, sagt er. 

 

Die Volksbank 2023 in Zahlen
(in Klammern der Vergleich zum Vorjahr)

Bilanzsumme 2023:
5,7 Milliarden Euro (+1,2 Prozent)

Betriebsergebnis:
49,9 Millionen Euro vor Bewertung (+6,4 Prozent)

Gesamtkundenvolumen: 12,6 Milliarden Euro (+3,4 Prozent)

Kundenkredite:
4,1 Milliarden Euro (+4,8 Prozent)

Kundeneinlagen:
4,4 Milliarden Euro (+0,4 Prozent)

Zinsüberschuss:
93,9 Millionen Euro (+9 Prozent)

Provisionsüberschuss:
35,8 Millionen Euro (-6,1 Prozent)

Verwaltungsaufwand: 80,2 Millionen Euro (+3,9 Prozent)

Mitglieder:
106 882 (-3,3 Prozent)

Spenden- und Sponsorengelder:
430 000 Euro

Anzahl der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter:

720, davon 39 Azubis (725/37)

Betreute Kinder
in der neuen Zentrale in Wendlingen: 9   pm