Den Eintrittspreis für das Freibad sparen, den bereits überlaufenen Badesee meiden und dennoch im frischen Wasser abkühlen? Diesen Wunsch haben bei den aktuellen Sommertemperaturen vermutlich viele Menschen. Doch wer da auf die Idee kommen sollte, Abkühlung im Neckar zu suchen, der sei gewarnt: Der Fluss ist kein offizielles Badegewässer, das Schwimmen darin kann zu Durchfall, Bindehautentzündung, Hautausschlag und anderen Beschwerden führen.
Dass die Wasserqualität des Neckars nicht besonders gut ist, ist seit Längerem bekannt. Hygienische Probleme gibt es nach Angaben des Landesgesundheitsamtes hauptsächlich durch die Einleitung von Abwasser aus Kläranlagen – im Einzugsbereich des Neckars, der als sogenannter Vorfluter fungiert, sind das immerhin rund 500. In Proben wurden unter anderem E.-coli-Bakterien sowie das Norovirus gefunden. Nach Angaben eines Sprechers des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums liegen den Behörden zwar „keine Erkenntnisse darüber vor, wie hoch im Einzelnen die Abwasserbelastung des Neckars ausfällt, im Besonderen bei Trockenwetterabfluss“. Aus Erfahrung wisse man jedoch, dass gerade in lang anhaltenden, trockenen Hitzephasen die Abwasserbelastung der Vorfluter ansteigen könne – und der Sauerstoffgehalt im Wasser sinke. Aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes rate man generell vom Baden in Fließgewässern ab, betont der Ministeriumssprecher.
Grundsätzlich verboten ist das Bad im Neckar aber nicht. Walter Braun, der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Neckar, beobachtet gar: Es wird tatsächlich häufig im Fluss gebadet. „Das ist ein Trend aus den Corona-Lockdown-Zeiten.“ Wer auf eigene Verantwortung in die Fluten steigt, sollte jedoch die Gefahren nicht unterschätzen. So ist das Baden oder Schwimmen in der Nähe von Wehr- und Schleusen- und Kraftwerksanlagen, Hafeneinfahrten und Brücken aufgrund von Schiffsbetrieb und Strömungen lebensgefährlich und deshalb dort untersagt.
Beim aktuellen Niedrigwasser sei die Binnenschifffahrt auf dem Neckar dank der 27 Schleusen zwischen Plochingen und Mannheim weiterhin möglich. „Die Anzahl der Schiffe ist in etwa gleich“, stellt Braun fest. Sie würden aber angesichts der geringen Wasserstände deutlich weniger Fracht befördern. Die Schiffe hätten laut Braun eigentlich rund 478 000 Tonnen Güter auf dem Wasserweg transportieren können, bis jetzt seien aber nur 101 000 Tonnen verschifft worden. Auch Freizeitkapitäne bekommen die angespannte Situation zu spüren. Sportboote werden normalerweise in Gruppen oder zusammen mit Großfahrzeugen geschleust. Denn für sie allein ist der Aufwand zu groß: In eine Schleusenkammer passen immerhin mehr als 11 000 Kubikmeter Wasser. Um Wasser zu sparen, würden Sportboote derzeit zurückgestellt und Kanuten nicht mehr geschleust, berichtet Braun. Stehpaddler müssten ohnehin draußen bleiben. Stand-up-Paddling ist auf dem Neckar durchaus erlaubt. Und die Zahl der Paddlernimmt nach Brauns Einschätzung stetig zu.