Weilheim · Lenningen · Umland
Vom Glauben, Zweifeln und Hoffen

Konzert Der Liedermacher Christoph Zehender und Klaus-André Eickhoff sowie der Multi-Instrumentalisten Gernot Blume sorgen in der Notzinger Jakobuskirche für einen kurzweiligen Abend. Von Katja Eisenhardt

Draußen schüttet es an diesem Abend wie aus Kübeln, der Wind pfeift durch die Straßen. Im Inneren der beleuchteten Jakobuskirche ist davon nichts mehr zu hören und zu spüren. Es herrscht eine einladende und ruhige Stimmung. Pfarrer Luca Bähne begrüßt das zahlreich erschienene Publikum: „Das ist eigentlich ein Wetter für einen gemütlichen Sofaabend. Trotzdem sind Sie hier. Am Ende des Konzerts werden Sie wissen, warum.“

Tatsächlich dürfte es dafür sogar nur wenige Lieder benötigt haben, blickt man nach den ersten Klängen in die zufriedenen Gesichter in den Reihen. „Und trotzdem - vom zweifelnden Glauben und gläubigem Zweifeln“ haben Christoph Zehender, Klaus-André Eickhoff und Gernot Blume ihr gemeinsames Programm zur Passionszeit genannt. In den tiefgründigen Texten von Zehender, seines Zeichens Journalist, Moderator, Texter und Theologe sowie Liedermacher und Pianist Eickhoff geht es um aktuelle Themen und den Umgang damit, aber auch um innere Konflikte und den persönlichen Glauben gehen, der in schwierigen Situationen einerseits helfen, andererseits aber auch in Frage gestellt werden kann.

Gernot Blume, von Haus aus Musikwissenschaftler, Komponist, Musiker und Multi-Instrumentalist, begeistert dabei als musikalische Ausnahmeerscheinung. Während des Konzerts wechselt er zur Begleitung fließend zwischen neun Instrumenten: Im Gepäck hat Blume an diesem Abend verschiedene Flöten, einen Bass, eine Concertina, Mandoline, Geige und Harfe. Begeisterten Applaus wird es zwischendurch für ein eindrucksvolles Solo an der Harfe geben. Mit den geflüsterten Worten eines jüngeren Besuchers treffend ausgedrückt: „Das ist schon krass.“

„Es ist alles zuviel, ich weiß. Es ist ok, du musst jetzt nichts“, singt Klaus-André Eickhoff zum Einstieg. Das Stück handelt von der Schwierigkeit des Loslassen und sich-Fallenlassens, von einer Person, die immer alles im Griff behält, sich niemals schont oder gar kraftlos zeigt. Eine Situation, in der sich sicher schon viele einmal wiedergefunden haben. „Überhaupt ist längst alles zuviel, die aktuell schrecklichen Bilder der Welt, dann die letzten zwei Jahre mit Corona“, spannt Eickhoff den Bogen zu aktuellen Themen. Vieles habe man lange als selbstverständlich angesehen.

Eickhoff singt vom Brunchen gehen, vom Kino- oder Stadionbesuch, vom Wälzen des Reisekatalogs. Gerade in Zeiten der Pandemie sei uns aber schmerzlich bewusst geworden, „dass das was selbstverständlich war, nicht selbstverständlich war.“ Nicht mehr selbstverständlich ist es ganz aktuell auch in Frieden zu leben, ergänzt Christoph Zehender, der sich selbst mit seinen 61 Jahren zu einer Generation zählt, die noch nie selbst so nah mit einem Krieg konfrontiert war.

Angesichts solcher teils unbegreiflichen Situationen könne es schon einmal passieren, dass der Glaube ins Wanken gerate, dass Zweifel und viele Fragen aufkommen: „So viele Menschen leiden, wieso kann Gott das nicht vermeiden?“, singt Zehender. Und trotz allem laute am Ende die Botschaft: Gott ist da und er ist treu, auch wenn man manchmal neu auf ihn zugehen, ihn suchen und neue Zuversicht gewinnen muss. Überhaupt die Glaubenssätze, er habe da ja immer mal wieder einen hinter sich gelassen, lässt Klaus-André Eickhoff das Publikum wissen. Zur Diskussion freigeben wolle er etwa die Frage, ob Gott tatsächlich für jeden von uns einen Plan fürs Leben habe. Er persönlich zweifle da ja ab und an schon, wenn das Leben einfach mal wieder passiere, eher planlos wirke und sich viele neue Fragen auftäten, erklärt Eickhoff, „wie sieht‘s bei euch aus?“ Das Suchen und Finden, das Glauben und Zweifeln, das Hinterfragen der eigenen Ansprüche - die Themen der Lieder sind mitten aus dem Leben gegriffen, bringen zum Nachdenken und machen auch Mut, neu zu denken, neu zu glauben.

Nicht enden will der Applaus nach dem gut zweistündigen musikalischen Gesamtkunstwerk des eingespielten Trios, das beim ein oder anderen Refrain sogar textsicher vom Publikum unterstützt wurde. Nach zwei Zugaben zur Liebe und zum Glauben ist der gelungene Konzertabend schließlich vorbei und auch vor den Kirchentüren hat sich der Sturm gelegt, es ist wieder ruhig auf Notzingens Straßen.