Ende Februar 2015 gingen im Bäcker-Café Bernauer in Notzingen nach rund 50 Jahren endgültig die Lichter aus. Mitte der 60er-Jahre hatte die ehemalige Seniorchefin Ehrentraud Bernauer das Geschäft gemeinsam mit ihrem Mann aufgebaut. Bei der Schließung vor zehn Jahren war sie bereits 86 Jahre alt und wurde schon seit Ende der 80er-Jahre von ihrem Sohn Markus unterstützt. Seit Jahresanfang tut sich nun wieder was im Gebäude in der Silcherstraße.
Das junge Ehepaar Vanessa und Benjamin Schmitz hat das Gebäude mit vier Wohnungen sowie den Räumlichkeiten des ehemaligen Bäcker-Cafés im Erdgeschoss gekauft und weitgehend bereits renoviert. In eine der Wohnungen sind die beiden mit ihren zwei Kindern selbst eingezogen, die anderen Wohnungen sind bereits oder werden noch vermietet. Die frühere Backstube der Bäckerei Bernauer haben sie im Zuge der Sanierung zu ihrer neuen Küche samt großem Pizzaofen umfunktioniert. Dort bereitet Benjamin seinen Pizzateig für die Events vor, für die der Catering-Service gebucht wird. Auch die Antipasti-Platten, Bagels oder Desserts werden dort vorbereitet. „Was wir aus den noch nicht renovierten früheren Verkaufs- und Caféräumlichkeiten vorne an der Straße machen, wissen wir noch nicht genau. Ideen gibt es aber schon mehrere“, erklärt Vanessa.

Idee entstand in der Pandemie
„BAPI“ (Bagels und Pizza) haben Vanessa und Benjamin Schmitz ihr Catering-Unternehmen genannt, dessen Idee während der Corona-Jahre entstanden ist. „Ursprünglich hatten wir auch für unsere eigene Hochzeit nach einem Caterer dieser Art gesucht, aber keinen gefunden. Nur die ‚klassischen‘ Foodtrucks, die nicht so richtig gepasst haben“, erzählt Vanessa. Durch die Pandemie und dann auch die beiden Schwangerschaften sei aus der großen Hochzeitsfeier letztlich nichts mehr geworden. Die Idee fürs „BAPI“-Catering, das neben den Pizzen und Bagels unter anderem auch Antipasti-Platten und Desserts im Angebot hat, vorwiegend für Hochzeiten oder Firmenevents, habe sich nach und nach entwickelt, erzählt Benjamin, der mittlerweile Profi in der Herstellung eines „echten neapolitanischen Pizzateigs“ ist. „In der ersten Zeit der Pandemie ist unser Urlaub in Italien ausgefallen. Ich wollte für Vanessa dann zumindest einen schönen italienischen Abend zu Hause mit allem Drum und Dran gestalten, dazu zählte auch eine selbst gemachte Pizza“, so der 34-Jährige.

Der gute Wille sei da gewesen, so richtig geklappt habe es mit dem Teig anfangs allerdings noch nicht. „Ich bin dann ehrgeizig geworden und habe immer weiter an meinem Pizzateig getüftelt“, berichtet Benjamin. „Eine sinnvolle Investition war in dem Zusammenhang ein guter Pizzaofen.“ Mit der Folge, dass die Familie und Nachbarn öfter mal als Versuchskaninchen fürs Ergebnis der Tüftelei herhalten mussten. „Ich habe da richtig Spaß daran gefunden und sogar einen Master-Kurs bei einem bekannten Pizzabäcker direkt in Neapel gemacht, um das von Grund auf zu lernen“, erzählt Benjamin.
Für den perfekten Pizzateig komme es auf mehrere Details an, angefangen von der Umgebungstemperatur bis zu dessen Gehzeit: „Das ist schon ein bisschen nerdig“, sagt Benjamin und lacht. Vanessa ist mittlerweile in Vollzeit bei „BAPI“ eingestiegen, ihr Mann arbeitet hauptberuflich weiterhin im Außendienst von Coca-Cola. Gastroerfahrung hatten beide bereits vor ihrer Gründung im Mai 2022 gesammelt: „Wir haben das Café Sweet ’n’ Salty in Kirchheim, mittlerweile führt es aber meine Mutter, das ging parallel nicht mehr“, erzählt Vanessa, die aus einer italienischen Gastronomenfamilie stammt. Bei „BAPI“ haben sie für die Einsätze auf Hochzeiten oder sonstigen Events heute 14 Minijobber im Team.
Die Nachfrage ist hoch
„Im Januar 2023 waren wir mit einem Stand auf einer Hochzeitsmesse, danach war der Kalender voll“, berichtet die 35-Jährige von der unmittelbar hohen Nachfrage. „Anfangs hatten wir aber keine eigenen Räumlichkeiten für das Catering. Da haben wir dann die Desserts in der Küche des Sweet ’n’ Salty in Kirchheim vorbereitet, die anderen Sachen in der Backstube des Freundes meiner Schwester in Aichwald“, schildert Benjamin die anfänglichen logistischen Herausforderungen, bevor sie das leerstehende Gebäude des ehemaligen Bäcker-Cafés in Notzingen entdeckten und es im Januar 2024 erstmals besichtigen konnten. „Wir sind dran geblieben und konnten den Eigentümer mit unserem Konzept überzeugen“, freuen sich die beiden. Dann ging es ans große Renovieren. Ein Jahr nach der ersten Besichtigung konnten Vanessa und Benjamin Schmitz in der modern sanierten Küche in der früheren Backstube zudem die ersten Pizza-Backworkshops inklusive Drei-Gänge-Menü anbieten. „Da kommen Leute aus ganz Deutschland“, sagt Benjamin, „ob als kleines Teamevent, Cliquen, Junggesellenabschiede, Paare oder auch ehemalige Hochzeitspaare, auf deren Feier wir waren.“ Der Kalender für die Einsätze auf Hochzeiten ist nach wie vor gut gefüllt. „Das Konzept kommt gut an“, freuen sich die zwei kreativen Gründer.
Alle Infos unter: www.bapibagelspizza.de