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Vom Sprössling zur Blume zum Kranz

Nachhaltigkeit Vor Ort und ohne Düngemittel baut Caroline Wolf ihre eigenen Blumen, Kräuter, Stauden und alles, was sie zum Kreativsein braucht, an. Von Debora Schreiber

Den Schwerpunkt setzt Caroline Wolf auf heimische Pflanzen – ohne typisch beliebte Pflanzen wie den Eukalyptus gehe es aber nicht. In ihrem Geschäft bietet die gelernte Dekorateurin auch viel zum Selbermachen an, wie Näh-, Keramik-, Malerei-, aber vor allem Blumenworkshops. Das lockt auch viele begeisterte Kirchheimerinnen nach Bad Boll. Die Pflanzen, die sie für ihre Arbeit importieren musste, waren ihr schon lange ein Dorn im Auge. „Ich lebe vegan und achte auf einen nachhaltigen Lebensstil, deshalb wollte ich schon lange selbst Pflanzen anbauen“, sagt Caroline Wolf, die Inhaberin von „urwüchsig“. 

In diesem ganz besonderen Fall kam der mit Corona einhergehende Lockdown nicht ganz


„An Weihnachten braucht es genauso wenig Tulpen wie Erdbeeren
Caroline Wolf
Inhaberin von „urwüchsig“ in Bad Boll

ungünstig. „Ich hatte die Zeit, mich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen und mich durch den Behördenkram zu kämpfen“, sagt die gelernte Dekorateurin. Den nötigen Rückhalt hat sie vor allem von der Slowflower-Bewegung bekommen, die sich für Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit bei der Arbeit mit Blumen einsetzt.

 

Von der Wiese zum Acker

„Dass es schließlich so kam, war absoluter Zufall – fast schön Fügung.“ Eine zukünftige Braut war das Bindeglied: Sie wünschte sich ihren Blumenschmuck im Flower-Power-Style aus Wiesenblumen. „Ich habe dann gesagt, dass ich das sehr gerne machen würde, dass ich dafür aber eine Wiese brauche“, sagt Wolf. Zufall oder Fügung? Die zukünftige Schwiegermutter der jungen Frau hatte tatsächlich eine Wiese in der Nähe, die Caroline Wolf pachten konnte. Ganz so einfach war es dann aber doch nicht: „Eine Wiese darf man nicht einfach zum Acker umfunktionieren. Es muss eine Ausgleichfläche her, die mindestens genauso groß ist und in Baden-Württemberg liegt“, erklärt Wolf. Eine Portion Glück später: „Auf Ebay habe ich eine Privatperson gefunden, die mir ihre Wiese in Beuren verpachtet.“

Jetzt baut sie ihre Pflanzen schon zum dritten Mal in Bad Boll an und das ganz ohne Düngemittel. Ende gut, alles gut: Auch die Hochzeit wurde wegen Corona verschoben, sodass die Braut ihre Flower-Power-Arrangements von der Wiese ihrer eigenen Schwiegermutter bekommen hat.

 

Lieber heimisch

In ihrem 1500 Quadratmeter großen Garten wachsen rund 150 verschiedene Pflanzen – Stauden, Kräuter, Gräser und vieles mehr. Einen besonderen Fokus legt Caroline Wolf dabei auf heimische Gewächse. Zur Zeit wolle jeder Eukalyptus haben – ohne den gehe es auch bei ihr nicht – aber sie verwende auch gerne Alternativen wie Salbei, der nahezu den selben Ton hat. „Mir ist ganz wichtig, den Menschen regionale Lösungen aufzuzeigen und das Verzichten wieder mehr zu etablieren. An Weihnachten braucht es genauso wenig Tulpen wie Erdbeeren. Es gibt auch bei uns in der Region schöne Dinge, an denen man Freude haben kann“, sagt Caroline Wolf.

Im Sommer gibt es frische Blumen – im Winter getrocknete: So kommt sie mit ihren eigenen Blumen über das ganze Jahr. „Beim Trocknen ist es wichtig, dass die Pflanzen genügend Luft abbekommen und nicht zu viel Sonnenlicht ausgesetzt sind, sonst verlieren sie ihre Farbe.“ Wolf hat die ideale Lösung gefunden: Sie trocknet sie in ihrer eigenen Kreativwerkstatt. Das sieht nicht nur schön aus, sondern riecht auch gut.

Was sie mit den Pflanzen macht, ist vielfältig: „Ich binde Adventskränze, mache Karten, Festschmuck und vieles mehr.“