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Von Aphrodite, Joséphine und den Rosen

Botanik Die Notzinger Landfrauen bekommen Besuch von Karin de la Roi-Frey. Die in Föhr geborene Schriftstellerin erzählt über die Königin der Blumen.

Notzingen. Als Aphrodite, die Göttin der Schönheit und Liebe, aus dem salzigen Schaum des Meeres geboren wurde, blickten die Götter auf sie herab. Während sie staunten, ließen sie den Meeresschaum, der an Aphrodite klebte, zu weißen Rosen werden. Als die Göttin später ihren verwundeten Geliebten Adonis in den Armen hielt, bekam sie etwas von seinem Blut ab – die Rosen färbten sich rot und wurden zum Symbol für Liebe und Leidenschaft.

Das ist eine der Geschichten, die Karin de la Roi-Frey im Bürgerhaus Wellingen auf Einladung der Notzinger Landfrauen zum Besten gibt. Bei dem Besuch weckt sie eine Begeisterung bei den Besucherinnen. Der Raum füllt sich mit Erstaunen, Melancholie und Verzückung, als die Autorin von Aphrodites Entstehung und der Färbung der roten Rosen, von der Rosenkaiserin Joséphine und von Mörikes Liebe zum Rosenduft berichtet. Karin de la Roi-Frey hat sich ausgiebig mit der Königin der Blumen beschäftigt und berichtet von deren Bedeutung in Kunst, Kultur und Kulinarik. Ob sie cremeweiß ist oder bordeaux, ob bauschig oder schmal – die Rose ist seit jeher bekannt als die Blume der Blumen.

 

Joséphine war Napoleons große Liebe, und ihre große Liebe galt, vielleicht sogar mehr als Napoleon, den Rosen.
Karin de la Roi-Frey über die Beziehung der Kaiserin Joséphine zu ihrem geliebten Rosengarten im Schloss Malmaison

 

Schon der Dichter Eduard Mörike war sich der Macht des Rosendufts, die Melancholie zu vertreiben, bewusst, erzählt Karin de la Roi-Frey. Im Sommer war er im Süden Deutschlands damit immer gut versorgt, im Winter eher weniger. So trug er in den rosenlosen Monaten ein kleines, gekorktes Fläschchen mit Rosenöl bei sich – und wenn es ihm schlecht ging, roch er daran. Unter erstauntem Raunen erklärt die Autorin, dass für ein Kilogramm dieses feinen, reinen Rosenöls zwischen 3500 und 5000 Kilogramm frische, erblühte, handgepflückte Rosenblätter benötigt werden.

„Joséphine war Napoleons große Liebe, und ihre große Liebe galt, vielleicht sogar mehr als Napoleon, den Rosen“, beschreibt Karin de la Roi-Frey die Beziehung der Kaiserin Joséphine zu ihrem geliebten Rosengarten im Schloss Malmaison. Die Kaiserin war von 1799 bis 1814 in Besitz des Schlosses. Die sonst recht eitle Dame hegte und pflegte die Rosen zusammen mit ihren Gärtnern und kultivierte Pflanzen aus der ganzen Welt in ihrem Garten. Die Gäste verfallen in Staunen, als Karin de la Roi-Frey von den Liebesbriefen Napoleons, dem verhängnisvollen Rosengarten und der Sage des Rosentransports aus aller Welt durch Kriegsgebiete erzählt.

Auch die unterschiedlichen Arten von Rosen kommen bei der Autorin nicht zu kurz. Zum Beispiel sind Wildrosen etwas völlig anderes als die heute aus dem Supermarkt bekannten, duftlosen und gestutzten Rosen. Sie haben eine eigenwillige Aura und mögen Licht und offene Standorte – darum war die Insel Föhr, die Heimat von Karin de la Roi-Frey, auch einst die „Roseninsel“. 

Ob man sich an die verschnörkelten „Wandrosen“ erinnere, die die Schlafzimmer der Eltern oder Großeltern schmückten, fragt Karin de la Roi-Frey in die Runde. Kurz danach klärt sie mit dem Spruch auf: „Unser Kosen bleibt unter den Rosen.“ Die Rosen symbolisieren in diesem Zusammenhang die Verschwiegenheit über das, was in diesem Raum passierte – sie seien teilweise auch noch in Gerichtssälen zu finden. 

Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Landfrauen Württemberg-Baden wurde 2021 eine insektenfreundliche Kleinstrauchrose des Hauses Tantau auf den Namen „Landfrauen Rose“ getauft. Das Exemplar der Notzingerinnen steht behütet ganz in der Nähe des Bürgerhauses. Mila Schmitz