Fahrradabenteuer
Von Berlin nach Moskau geradelt

Pablo Krappmann hatte die Idee, mit dem Rad bis zum Roten Platz in Moskau zu fahren. Dabei ging es ihm nicht nur darum, die Kultur kennenzulernen, er wollte auch ein Zeichen für einen Dialog setzen. 

Pablo Krappmann (links) und Jonas Pollin erreichten am 27. August den Roten Platz in Moskau. Fotos: pr

Mit den Rädern und jeweils acht Kilogramm Gepäck waren Pablo Krappmann und Jonas Pollin von Berlin nach Moskau unterwegs. Sie sind jeden Tag etwa sechs Stunden gefahren, haben drei Pausen gemacht und dann abends an einem See oder im Wald ihre Zelte aufgestellt, erzählt Pablo Krappmann.

Den Entschluss zu der Reise hatte der in Bad Boll aufgewachsene Krappmann schon vor längerer Zeit gefasst. In Kirchheim hat er im Jahr 2022 sein Abitur gemacht. Mit zunehmender Besorgnis habe er in den vergangenen Jahren die politischen Entwicklungen beobachtet – so auch die Wehrdienst-Debatte. Deshalb habe er sich dazu verpflichtet gefühlt, ein Zeichen für einen Dialog zu setzten. Denn: „Ich bin damit groß geworden, dass man bei Konflikten miteinander spricht.“ Eben das wünsche er sich auch von der Politik. Ganz losgelöst davon interessiert sich der 23-Jährige für die russische Kultur und hatte längst den Wunsch, sie aus der Nähe zu erleben. Alles, was noch fehlte, war ein Reisepartner.

Über fünf Ecken kennengelernt

Pablo Krappmann machte seinen gesamten Freundeskreis mobil: Und die Suche nach einer Person, die etwas Russisch sprechen kann und zu einem Fahrradabenteuer bereit war, begann. Über fünf Ecken hinweg hat es schließlich geklappt – der Kontakt kam zustande. Es folgte eine kurze, dafür aber umso intensivere Vorbereitungszeit: Sie haben fast täglich per Videocall zusammen recherchiert und organisiert. Die gesamte Reiseplanung haben die beiden im Schnelldurchlauf durchgezogen: Nach nur zwei Wochen waren sie startklar. Pablo Krappmann erklärt: „Davor war ich auf einer größeren Reise nach Südamerika.“ In Sachen Planung war er also geübt.

Morgens gegen 8 Uhr begannen die Abenteurer ihre Tage.

Am 4. August dieses Jahres hieß es dann: In die Pedale treten. Pablo Krappmann und Jonas Pollin fuhren in Berlin los und standen am 27. August mit ihren Rädern auf dem Roten Platz in Moskau. Von Berlin aus ging es nach Polen, von Warschau aus fuhren sie nach Belarus und in die Stadt Minsk, bis es schließlich über die Grenze nach Russland ging und über Smolensk bis nach Moskau. Bevor es aber so weit war, mussten die beiden die eine oder andere Hürde überwinden. So begann die Reise denkbar schlecht: Gleich am zweiten Tag war Dauerregen angesagt. „Wir waren gerade in Polen und es regnete wirklich den ganzen Tag“, sagt der 23-Jährige. Das war nicht nur ziemlich unangenehm, sondern auch kalt. Ans Aufgeben war aber nicht zu denken.

„Wir hatten durchgehend Motivation“, sagt Pablo Krappmann. Und das bei einer Strecke von durchschnittlich 120 Kilometern, die die beiden pro Tag in etwa sechs Stunden zurücklegten. Geplant hatten sie eine gemächlichere Geschwindigkeit. Eigentlich wollten sie 90 Kilometer pro Tag in rund acht Stunden schaffen. „Das ist schon ein sehr bequemes Tempo“, sagt der Radsportler. Sie konnten sich jedoch kontinuierlich steigern. In Kirchheim war Pablo Krappmann im Mountainbikeverein und ist dort regelmäßig Rennen gefahren, sodass er mit dem Tempo gut zurechtkam, obwohl sein Rennrad voll bepackt war.

Keine Angst vorm Wildcampen

Da es für die beiden nicht in Hotels zum Schlafen ging, sondern Wildcampen auf dem Plan stand, mussten sie ihre gesamte Campingausrüstung transportieren. Das Gepäck befestigten sie an den Rahmen, Lenkern und den Sattelklemmen. Obwohl sie sich auf das Allernötigste beschränkten, hatte jeder rund acht Kilogramm Gepäck.

Sie legten pro Tag durchschnittlich 120 Kilometer in etwa sechs Stunden zurück.

Morgens gegen 8 Uhr begannen die Abenteurer ihre Tage. Die Zelte mussten wieder in die Taschen – nach etwa einer Stunde waren sie startklar. Der erste Weg führte zum nächstgelegenen Supermarkt, damit sie sich mit Sandwiches, Obst und allem, was sie brauchten, eindecken konnten. Etwa dreimal am Tag gab es solche Zwischenstopps. Manchmal haben sie auch an Häusern geklingelt und gefragt, ob sie ihre Wasserflaschen auffüllen können. Wenn es nicht anders möglich war, klappte die Verständigung auch nur durch Zeichensprache. Um 17, 18 Uhr stand dann die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz auf der Tagesordnung. Sie zelteten an Waldrändern, auf gemähten Wiesen, an Flüsse, Seen und manchmal auch im Wald. Am Lagerfeuer wurde dann gekocht, sodass sie sich immer auf eine warme Mahlzeit am Abend freuen konnten. Gegen 20 Uhr ging es dann ab in die Zelte.

Abends schlugen sie ihre Zelte auf und kochten am Lagerfeuer.

Auf der Reise gab es so viele Highlights, dass es Pablo Krappmann schwerfällt, sich auf eines festzulegen: Es bis nach Russland geschafft zu haben, stehe aber ganz oben auf der Liste. Zu Beginn der Reise habe er noch die Sorge gehabt, vielleicht angefeindet zu werden, weil sie aus Deutschland kommen, sie seien aber stets sehr offenherzig und freundlich empfangen worden.