Kira Köhler wollte Geld verdienen und nicht nur in der Schule sitzen, deshalb hat sie eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht. Dann ist sie jedoch ihrer Leidenschaft nachgegangen und hat eine weitere Ausbildung zur Erzieherin begonnen. Schon im zweiten Jahr arbeitet die 21-Jährige nun im Weilheimer Kindergarten in der Schellingstraße. „Es wäre mir einfach zu theoretisch gewesen, immer nur in der Schule zu sitzen“, sagt die Auszubildende. „Ich dachte mir damals: Mit meinem Realschulabschluss komme ich auch weit.“
Um 6 Uhr steht sie auf, denn um 7 Uhr fängt ihr Dienst im Kindergarten an. Zumindest zweimal in der Woche kann sie in den Alltag einer Erzieherin eintauchen. Ganz ohne Schule geht es jedoch auch in der praxisorientierten Ausbildung (PiA), für die sich Kira Köhler entschieden hat, nicht. So drückt sie die übrigen Tage in der Fritz-Ruoff-Schule in Nürtingen die Schulbank und lernt alles Theoretische, was sie braucht, um Erzieherin werden zu können.
Dabei weiß sie schon heute, dass es vor allem auf eines ankommt: auf Empathie. „Man muss geduldig sein. Es ist unsere Aufgabe, die Kinder zu bestärken und ihnen Dinge mitzugeben, die sie fürs Leben brauchen.“ Der 21-Jährigen gefällt es, für Kinder da sein zu können und dabei zu wissen, für ihre Entwicklung wichtig zu sein. Schülerinnen und Schülern, die sich überlegen, die Ausbildung zur Erzieherin zu beginnen, möchte sie sagen, dass es gar nicht so wichtig sei, in der Schule gute Noten zu haben, sondern gut mit Kindern umgehen zu können.
Alle tauschen sich aus
Einen besonderen Mehrwert zieht Kira Köhler aus den sogenannten Fallbesprechungen, die es einmal im Monat mit allen Weilheimer Kitas gibt. Und so funktioniert’s: In einer Online-Besprechung werden verschiedene Fälle aus dem Alltag einzelner Erzieherinnen und Erzieher geschildert. Anschließend bespricht das Team verschiedene Lösungsansätze: „Jeder hat eine andere Ansicht, es gibt nicht einen pädagogischen Weg, sondern viele verschiedene. Alle profitieren voneinander. Man lernt immer dazu und nie aus.“
Wenn Kira Köhler dann aber selbst in der Gruppe ist und mit den Kinder spielt, bastelt oder Geschichten erzählt, legt sie viel Wert auf Kreativität: „Mitmachgeschichten sind eine tolle Möglichkeit, um Kinder zu begeistern.“ Aus einer Kiste ist zum Beispiel ganz schnell eine Drachenhöhle entstanden, in der Kinder Gegenstände erfühlen können, die in die Geschichte eingewoben werden. Eine Prinzessin und ein Prinz gehören natürlich dazu. Dabei sei es nicht so wichtig, alles exakt zu planen, sondern in der jeweiligen Situation, die sich ohnehin nicht vorhersagen lässt, pädagogisch zu handeln.

Im Moment ist Kira Köhler in der Krippe eingeteilt. Sie kümmert sich also um Kleinkinder, die bis zu drei Jahre alt sind. Den Großteil ihrer Zeit verbringt sie deshalb mit Windelwechseln und damit, die Kinder in den Schlaf zu bringen.
Zur Ausbildung gehört außerdem das Elterngespräch. Dabei sei es wichtig, alles wertneutral zu formulieren. Es gehe darum, die Kinder bei ihrer Entwicklung zu unterstützen und den Eltern Hilfsmittel mit an die Hand zu geben, sagt die Auszubildende. In Wort und Schrift alles neutral zu formulieren, sei aber sehr schwierig und müsse oft geübt werden.
Genauso, wie das Elterngespräch zur Ausbildung gehört, ist auch die Lehrprobe ein Teil davon. Diese dauert rund 40 Minuten, doch bevor sie beginnen kann, muss in einer 15-seitigen Ausarbeitung der Inhalt dargelegt werden, erklärt die 21-Jährige. „Das ist ziemlich viel Arbeit, aber das Schreiben gehört einfach zur Ausbildung dazu. Das ist auch gut so, denn das festigt das Gelernte noch besser“, sagt sie. Bei der Lehrprobe käme es unter anderem darauf an, verschiedene pädagogische Methoden einzuarbeiten. Kira Köhler fasst zusammen: „Es ist schon eine anstrengende, anspruchsvolle Ausbildung, aber es macht auch sehr viel Spaß.“