Zwischen Neckar und Alb
Von der Python bis zum Schäferhund

Tierschutz Jürgen und Lenore Völker betreiben die Tierrettung Mittlerer Neckar. Sie helfen sowohl Haus- als auch Wildtieren. Im Zweifel raten sie immer, anzurufen. Sie haben 24 Stunden Bereitschaft. Von Julia Theermann

Aichwald Tiere, mit denen er bei seiner Arbeit noch nicht zu tun hatte, gibt es für Jürgen Völker von der Tierrettung Mittlerer Neckar praktisch nicht. Egal ob Pythons, Uhus, Waschbären, Schwäne: Wenn sie im Kreis Esslingen laufen, schwimmen oder fliegen und Hilfe brauchen, sind er und seine Kollegen zur Stelle. „Wir päppeln auch Füchse und Greifvögel auf und haben inzwischen glaube ich schon allen Esslinger Schwänen geholfen“, sagt Völker. Er und seine Frau Lenore betreiben die Tierrettung jetzt seit fast zehn Jahren.

„Ich fand schon immer, dass Tiere die besseren Menschen sind“, sagt Völker über seine Motivation, sein Leben den Tieren zu widmen. Im Jahr 2010 wollte er sich beruflich neu orientieren und war im Internet auf eine Tierrettung gestoßen. „Ich habe Kontakt aufgenommen und bin für eine Woche mitgefahren. Dann habe ich einen Rettungswagen gekauft.“ Ohne Idealismus geht es nicht, ist sich das Ehepaar einig, das mit seinen sieben Hunden - teils nicht mehr vermittelbare Hunde aus dem Tierheim, teils gerettete Tiere aus schlechten Verhältnissen - in Aichwald wohnt. Gefühlt alle paar Minuten klingelt eines der Telefone. Immer kann ein tierischer Notfall am anderen Ende der Leitung sein.

Die Völkers sind die einzigen beiden Festangestellten in der Tierrettung, mehrere ehrenamtliche Mitarbeiter runden das Team ab. Nicht jeder darf mit auf Rettungsfahrten mit dem umgebauten Rettungswagen. „Dafür gibt es eine Ausbildung, die von uns finanziert und teilweise auch bei uns absolviert wird“, so Völker. Neben einem Erste-Hilfe-Kurs, der für jeden Ehrenamtlichen dazugehört, können sich die Mitarbeiter zu Tierrettungssanitätern und Tierunfallsanitätern ausbilden lassen. Aber auch Informationsstände, zum Beispiel auf Messen, gehören zum täglichen Brot der Tierrettung. Auch hier sind Ehrenamtliche gefragt - und werden immer gesucht.

Die Tierrettung finanziert sich zu einem großen Teil über Spenden, aber auch die Einsätze selber bringen etwas Geld ein. Für den Transport des Haustiers oder für das Einfangen eines Wildtiers auf dem eigenen Grundstück wird ein gewisser Betrag fällig. „Wenn Sie zu Hause Ratten haben und einen Kammerjäger rufen, müssen Sie ja auch zahlen“, begründet das Völker. Wer dagegen einen Unfall oder ein verletztes Tier irgendwo im Landkreis Esslingen meldet, wird nicht zur Kasse gebeten.

Obwohl sich die Tierrettung auch mit Wildtieren und Exoten auskennt, Hund und Katze sind die häufigsten Kunden. „Wenn ein 14-jähriger Hund schon seit Tagen starken Durchfall hat, wird er natürlich zum Notfall“, erklärt Lenore Völker. Nach der Erstversorgung werden Notfälle direkt zum Tierarzt oder in die Tierklinik gebracht.

„Als Allererstes sollte man uns anrufen“, sagt Völker, der auch ans Telefon geht, wenn es um drei Uhr nachts klingelt. Seine Frau fügt hinzu: „Oft sagen die Leute dann am Telefon, was sie schon mit dem Tier gemacht haben, aber das war dann vielleicht genau falsch.“ Beispielsweise bei einem Unfall mit einem Tier solle man natürlich zuerst die Unfallstelle absichern. „Aber nicht versuchen, das Tier zu bergen“, ermahnt Lenore Völker. „Eventuell bestehen Rückenverletzungen, die dadurch verschlimmert werden.“ Und noch ein wichtiger Tipp: „Nach dem Anrufen bitte vor Ort bleiben“, sagt Völker. „Wenn wir ankommen und das Tier ist weg, kostet die Suche nach dem verletzten Tier wertvolle Zeit.“

Telefonisch ist die Tierrettung 24 Stunden erreichbar unter der 07 11/4 11 51 03