Karamellisiert und knusprig, süß oder pikant: Popcorn lässt den Fans das Wasser im Mund zusammenlaufen. Erinnerungen an Kinoabende und häusliche Netflix-Runden kommen auf. Süßes Popcorn ist in Deutschland die unschlagbare Nummer eins. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Curry, Pfeffer oder Kräuter – alles passt zu den aufgepoppten Maiskörnern. Am schönsten ist es, wenn der leckere Knabberspaß in der Tüte direkt aus der Region kommt und der „Knallmais“ keine weite Reise hinter sich hat.
Jürgen Hieber und seine Frau sind nicht nur langjährige Popcorn-Fans, sondern Inhaber der Firma Hilenta, die einheimische Lebensmittel produziert und vertreibt. Sie kamen vor vier Jahren auf die Idee, Popcornmais in Ulm herzustellen. Doch der Anbau von Mais birgt Herausforderungen. Das hochgewachsene Getreide mag keine Kälte und ist ziemlich durstig.
Da passte es, dass das Ulmer Paar mit seiner Idee in Kirchheim auf Gegenliebe stieß. Die Region am Fuße der Teck ist als Standort für den Anbau besser geeignet als die Umgebung in Ulm. „Hier scheint die Sonne ein wenig öfter“, sagt Jürgen Hieber. Begeisterte Kooperationspartner hat er über eine Anzeige in den Landwirten Albrecht Blessing und Benjamin Osswald gefunden. Sie haben die Felder zwischen Jesingen und Ohmden unter ihren Fittichen. „Unsere Flächen befinden sich auf einer anderen Höhenlage als vergleichbare Areale bei Ulm. Die Klimazone ist für den Maisanbau besser geeignet“, erklärt Albrecht Blessing.
Schnell war die Kooperation mit der Ulmer Firma in trockenen Tüchern. Über den Sommer konnten Spaziergänger und Fahrradfahrer die markanten grünen Pflanzen beim Wachsen beobachten. Aufgrund der Nässe im November hat sich die Ernte etwas verzögert. Jetzt war es endlich so weit: Ulrich und Matthias Münsinger, Landwirte aus Holzmaden, rückten mit dem Mähdrescher an. Bei der Ernte wurden sie von einem Filmteam des SWR begleitet.
Für die Bewirtschafter der Flächen ist der Anbau von Popcornmais eine echte Win-win-Situation: Die Reste der Pflanze bleiben nach der Ernte auf dem Acker zurück und unterstützen den Humusaufbau. Der Boden kann dadurch Nährstoffe und Wasser besser speichern. „Das ist sehr wichtig für die Folgefrucht. Nach der Ernte bauen wir auf den Feldern Weizen an, ebenso Hafer und Gerste“, erzählt Benjamin Osswald. Abwechslung auf dem Acker beugt Krankheiten vor.
Unterschieden wird übrigens nicht nur zwischen Futtermais und Popcornmais. Letzteren gibt es in zwei unterschiedlichen Sorten: Der „Butterfly“-Mais entfaltet sich beim Erhitzen und erinnert dann an einen Schmetterling. Die Maiskörner der Sorte „Mushroom“ ploppen kugelförmig auf und erinnern daher an einen Champignon. Am Fuße der Teck hat sich die hochwertigere Art „Mushroom“ durchgesetzt.
Neue Anbauflächen sind Jürgen Hieber nicht genug, er will auch geschmacklich Akzente setzen und neben dem klassischen Karamellpopcorn auch ausgefallene Sorten verkaufen. „Nur süßes Popcorn ist ja auf Dauer langweilig“, begründet er die neue Produktpalette, die von Ulm aus Popcornfreunde überzeugen soll. „In der Weihnachtszeit ist das Popcorn mit Wintergewürzen sehr beliebt, aber auch die Sorten Knoblauch und Chili stoßen auf Begeisterung“, erzählt er. Das eben erst geerntete Popcorn wird in zahlreichen Läden in der Region angeboten, beispielsweise bei Rewe, bei Edeka und in verschiedenen kleineren Geschäften rund um die Teck.
Die Reportage über die Maisernte zwischen Jesingen und Ohmden läuft am Mittwoch im Rahmen der Landesschau ab 18.45 Uhr im SWR.