Aichwald. Wie viele Finger und Hände sie durch ihre Erfindung weltweit schon gerettet hat, weiß Familie Fiessler nicht. Sicher ist jedoch, sie ist mit ihrer Erfindung „Akas“ zum Weltmarktführer geworden. Lutz Fiessler, der Älteste der drei Brüder des Aichwalder Unternehmens, steht vor der fünften Generation von Akas, einem Sicherheitssystem, das in Abkantpressen eingebaut wird, und erklärt, wie es funktioniert.
Er schiebt ein Blechteil in die Vorführmaschine. Die Maschine bewegt sich von oben auf das Blechteil zu. Greift Lutz Fiessler versehentlich hinein, stoppt die Maschine sofort. Möglich macht das ein Laserstrahl, der gleichmäßig auf einen Empfänger gegenüber treffen muss. „Ist er unterbrochen, hält die Maschine automatisch an“, erklärt der 62-jährige promovierte Maschinenbauingenieur. Er erzählt, wie schwierig es war, 1998 die Berufsgenossenschaften davon zu überzeugen, dass ein Sicherheitssystem in der Maschine und nicht außerhalb angebracht ist. Drei Jahre habe es gedauert, bis seine Erfindung in Deutschland zugelassen wurde.
Mittlerweile vertreibt das Familienunternehmen das Sicherheitssystem auf allen fünf Kontinenten mit 20 Vertretungen, erklärt Götz Fiessler. Der Diplomkaufmann mit technischer Orientierung ist für das Kaufmännische zuständig, der jüngste der drei, Stefan Fiessler, von Beruf Industriemechaniker, leitet die mechanische Abteilung. Dort arbeitet seit November 2019 auch die Tochter von Götz Fiessler, Amelie. Mit der 28-jährigen Ingenieurin für Mechatronik und Elektrotechnik ist die dritte Generation im Unternehmen. Gegründet wurde der Betrieb 1956 von ihrem Großvater Hugo Wolfgang Fiessler. Er meldete bereits Patente an, darunter 1963 den ersten vollelektrischen Sicherheitsvorhang.
Inzwischen beschäftigt das Familienunternehmen 50 Mitarbeiter, darunter allein sieben in der Forschung und Entwicklung. Zwei bis drei Patente meldet es jährlich an. „Wir leben von Vorschriften“, sagt Götz Fiessler. Sobald es eine neue Vorschrift gibt, floriert das Geschäft. Doch nicht erst seit Corona sei es rückläufig. „Das hat sich bereits Ende 2019 abgezeichnet“, sagt Götz Fiessler. Nach zehn Jahren Hochphase käme irgendwann ein Abschwung. Was die Brüder fast noch mehr umtreibt als die Pandemie, ist es, Auszubildende zu finden. Realschüler, die gut in Mathematik seien und logisch denken könnten, seien selten geworden, sagt Lutz Fiessler.
Sechste Generation von „Akas“
„In einem Betrieb unserer Größe hat man ein wesentlich breiteres Aufgabenfeld und ist nicht so spezialisiert wie in einem großen Unternehmen“, sagt Lutz Fiessler. Dies sei gerade ihre Stärke. Auch was die Erfindungen betrifft. Derzeit arbeitet er an der sechsten Akas-Generation. Die Kunden aus dem Maschinenbau wollen, dass das Lasersicherheitssystem noch schneller reagiert, wenn ihre 20 bis 50 Tonnen schweren Blechbiegemaschinen auf das Werkstück steuern. So könnten mehr Teile gebogen werden. Marion Brucker