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VR-Bank: Mitglieder stimmen für Fusion

Finanzen Bei der Vertreterversammlung der VR Bank Hohenneuffen-Teck votierten rund 91 Prozent für den Zusammenschluss mit der Volksbank Mittlerer Neckar. Mitglieder bekommen zwei Prozent Dividende. Von Henrik Sauer

Am Ende fiel das Ergebnis eindeutig aus: 158 der anwesenden Vertreter stimmten mit Ja, 15 mit Nein. Eine satte Mehrheit von 91 Prozent also für die geplante Fusion mit der Volksbank Mittlerer Neckar. Die notwendige Dreiviertel-Mehrheit war erreicht. „Danke für diese zukunftsweisende Entscheidung“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Bernd Kratschmer.

 

Wir werden nicht geschluckt.
Thomas Krießler, Vorstandsmitglied der VR Bank

 

Mit 174 Vertretern waren etwas mehr als die Hälfte der insgesamt 331 gewählten Delegierten in die Frickenhäuser Festhalle gekommen, um über die Zukunft ihrer Bank zu befinden. Bei vier Veranstaltungen im März waren sie über die geplante Verschmelzung informiert worden. Bekannt gemacht worden waren die Fusionspläne bereits vor einem Jahr.

Vorstandsmitglied Thomas Krießler ging nochmals auf die Gründe ein: Ein Hauptpunkt sei die seit Jahren massiv steigende Bankenregulierung, die Personalkapazitäten und Kapital binde. Weitere wesentliche Veränderungen in der Bankenbranche seien die digitale Transformation und der Fachkräftemangel. Man könne Synergien nutzen und Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter innerhalb der Bank anbieten. Im neuen Verwaltungsgebäude in Wendlingen entstünden attraktive und moderne Arbeitsplätze. So sei zum Beispiel auch eine temporäre Kinderbetreuung geplant, berichtete Krießler.

Das Ziel sei eine verbesserte Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowie die langfristige Existenzsicherung beider Banken. „Wir werden nicht geschluckt“, betonte Krießler. Die Fusionsverhandlungen seien konstruktiv und kollegial verlaufen: „Wir haben unsere Mitarbeiter gut positioniert und können mitgestalten.“ Er sei auch oft gefragt worden, warum die Fusion gerade jetzt gemacht werde, wo es beiden Häusern doch gut gehe. Krießler: „Zusammenschlüsse sind nur in einem gesunden Zustand sinnvoll.“ Wobei der Verwaltungsneubau durch die Volksbank Mittlerer Neckar die Fusionsgespräche schneller als gedacht ins Rollen gebracht habe. Die VR Bank hatte ihrerseits eine solche Investition in Dettingen geplant.

Die geschäftspolitische Ausrichtung beider Häuser sei nahezu identisch. Ein wesentlicher Grund für die Fusion sei auch, die Vor-Ort-Präsenz mit den Geschäftsstellen aufrechtzuerhalten. Ein Arbeitsplatzabbau sei kein Thema, das Gegenteil sei der Fall: „Aktuell suchen wir Arbeitskräfte.“

Eine Erhöhung der Vorstandsgehälter sei mit der Fusion nicht verbunden: „Ich versichere Ihnen, ich verdiene nachher keinen Euro mehr“, sagte er. Krießler würde in der neuen Bank einen von vier Vorstandsposten übernehmen.

Aus der Versammlung gab es nur wenige Wortmeldungen. So wurden Bedenken geäußert, dass in der neuen Größe die bisherige persönliche Beratung und Flexibilität auf der Strecke bleiben könnten.

Vor der Abstimmung über die Fusion hatte die Vertreterversammlung den Jahresabschluss 2022 genehmigt und einstimmig die Gewinnverwendung beschlossen. Die Mitglieder erhalten eine Dividende von zwei Prozent. Rund 577 000 Euro des Bilanzgewinns von 807 000 Euro werden in die Rücklagen eingestellt. Vorstand und Aufsichtsrat wurden entlastet.

Vorstandsmitglied Stefan Gerlach berichtete über die geschäftliche Entwicklung. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Umstände sei man mit der Bilanz zufrieden. Das betreute Kundenvolumen konnte um 1,2 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gesteigert werden. Der Ertrag wurde belastet durch den Zinsanstieg, weil festverzinsliche Wertpapiere, die die Bank hält, niedriger bewertet werden mussten. Dies sei aber nicht von Dauer, da die Papiere bei Fälligkeit zum Nennwert zurückgezahlt würden und sich dies in den Folgejahren wiederum positiv auf den Jahresabschluss auswirken werde, so Gerlach.

Außerdem nominierte die Versammlung Bernd Kratschmer aus Weilheim und Dr. Thomas Millich als künftige Aufsichtsratsmitglieder der neuen Bank. Das Kontrollgremium wird nach der Fusion aus 15 Mitgliedern bestehen, zwei von der VR Bank Hohenneuffen-Teck, acht von der Volksbank Mittlerer Neckar und neu, aufgrund der neuen Größe, fünf Arbeitnehmervertretern. Bruno Franz, seit 23 Jahren Aufsichtsratsmitglied der VR Bank, wurde bei der Versammlung verabschiedet und geehrt.

Am Dienstag stimmen die Vertreter der Volksbank Mittlerer Neckar bei ihrer Versammlung in der Kirchheimer Stadthalle über die Fusion ab. Sind auch sie dafür, würden am Samstag, 22. Juli, die beiden Banken zusammengeführt. Der Name VR Bank Hohenneuffen-Teck wäre dann Geschichte.