Frickenhausen. „Die Luft wird dünner“, sagt Bruno Foldenauer und beschreibt damit sehr treffend das Dilemma der Kreditinstitute in Zeiten von Niedrig- und Negativzinsen. Der Vorstandssprecher der VR Bank Hohenneuffen-Teck konnte gestern zusammen mit seinen Vorstandskollegen Thomas Krießler und Stefan Gerlach eines der erfolgreichsten Geschäftsjahre der Bank präsentieren. Sowohl bei den Krediten als auch bei den Einlagen verzeichnete die Genossenschaftsbank überdurchschnittliche Zuwachsraten. Gleichwohl blieb das Betriebsergebnis auf dem Vorjahresniveau, und die Mitglieder müssen sich mit einem Rückgang ihrer Dividende von vier auf drei Prozent anfreunden.
Um das Ergebnis stabil zu halten, müssen die Banken ihren Umsatz kontinuierlich steigern und gleichzeitig ein wachsames Auge auf die Kosten werfen. Die VR Bank hat dies 2019 geschafft. „Die Umsatzzahlen liegen deutlich über den Erwartungen und zeigen, dass unsere Strategie der regionalen Nähe und der sehr guten Marktkenntnis von den Kunden geschätzt wird“, betont Foldenauer. Das betreute Anlagevolumen der Bank kletterte um 9,4 Prozent in die Höhe, das betreute Kreditvolumen konnte um 8,1 Prozent gesteigert werden. Die Bilanzsumme überwand dank dieser Zuwächse die 800-Millionen-Marke und liegt jetzt bei 847 Millionen Euro. Damit spielt die VR Bank nun in Baden-Württemberg im Mittelfeld der Genossenschaftsbanken.
Die lebhafte Kreditnachfrage wurde vor allem durch den anhaltenden Run auf Immobilien befeuert: Von den 137 Millionen Euro an Neukrediten entfielen 84 Millionen Euro auf Wohnimmobilien. Besonders hoch, so Foldenauer, ist die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern derzeit in Kirchheim und Weilheim.
Im betriebswirtschaftlichen Ergebnis schlägt sich die positive Entwicklung nur in einer Seitwärtsentwicklung nieder. „2019 war deutlich von der Niedrigzinsphase geprägt“, sagt Stefan Gerlach. „Um auf den denselben materiellen Erfolg wie in den Vorjahren zu kommen, bedarf es immer größerer Anstrengungen.“ Der Zinsüberschuss und damit die wichtigste Einnahmequelle der Bank ging leicht zurück, Gleiches gilt für das Betriebsergebnis. Allerdings wurde das gute Geschäftsjahr auch genutzt, um das Eigenkapital aufzustocken und damit für kommende Herausforderungen gewappnet zu sein.
Vor diesem Hintergrund schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Vertreterversammlung vor, die Dividende auf drei Prozent abzusenken. Angesichts des allgemeinen Zinsniveaus und der wachsenden Herausforderungen sei dies eine „angemessene Größenordnung“.
Neubau startet im Sommer
Die Planungen für das neue Verwaltungszentrum der VR Bank in Dettingen haben sich etwas verzögert. Mittlerweile liegt aber die Baugenehmigung vor. Mitte des Jahres soll Baubeginn sein, und im Frühjahr 2022 können die neuen Räume voraussichtlich bezogen werden. Frank Hoffmann