Beim reinen Blick auf die Zahlen der VR Bank Hohenneuffen-Teck würde man nicht denken, dass 2020 ein Jahr war, in dem mit enormen Folgen durch die Corona-Pandemie zu rechnen war. Die Bank verzeichnet durchweg zweistellige Wachstumsraten. Entsprechend positiv fiel am Dienstag die Bilanz des Vorstands aus. Abstriche gab es allerdings beim Ertrag.
„Corona konnte die erfreuliche Entwicklung unserer Bank nicht aufhalten“, sagte Vorstandssprecher Bruno Foldenauer gestern bei der Bilanzpressekonferenz. Ein stark wachsendes Kredit- und Einlagengeschäft ließen die Bilanzsumme um über 100 Millionen Euro auf 950 Millionen Euro wachsen. Als einen wesentlichen Schlüssel zum Erfolg nennt Foldenauer die Mitarbeiter: „Sie haben sich mit Disziplin an unsere Corona-Vorsichtsmaßnahmen gehalten und zugleich bemerkenswert viele Beratungsleistungen für unsere Kunden erbracht.“
Foldenauer sprach von einem Jahr der Herausforderungen, „wie sie unsere Bank noch nie erlebt hat“. Nach einer Schockstarre habe man die Geschäfte dann jedoch „nahezu im Normalbetrieb weiterführen können“, so der Vorstandssprecher. Profitiert habe man auch davon, dass man in einem wirtschaftlich starken Geschäftsgebiet tätig sei. Dies spiegle sich in einer hohen Kreditnachfrage wider. 150 Millionen Euro Neukredite wurden vergeben. „Viele Branchen haben in der Krise aus unserer Sicht klug und weitsichtig agiert“, so Foldenauer. Auf Privatkundenseite sei die Nachfrage nach Finanzierung von Wohneigentum unverändert hoch gewesen. Auch die Kundeneinlagen sind 2020 um über zehn Prozent angestiegen. „Das ist einerseits ein Vertrauensbeweis, andererseits ist dies auch eine Herausforderung“, so Foldenauer. Ein guter Teil dieses Geldes liege nämlich auf den Konten der Bank bei der Genossenschaftlichen Zentralbank und vor allem der Bundesbank, wofür man Negativzinsen entrichten müsse. Diese gebe man bislang nur in Einzelfällen an die Kunden weiter, bei Privatkunden fordere man weiterhin keine Negativzinsen. Foldenauer schließt dies aber für die Zukunft nicht aus.
Die wachsenden Anlagen in Wertpapiere und Immobilien sind wohl auch ein Ausdruck der Pandemie-Situation. Weil die Leute nicht reisen oder Anschaffungen tätigen können, legen sie das Geld an. Das Vermittlungsgeschäft der VR Bank ist um vier Prozent auf 5,5 Millionen Euro angestiegen. „Das hätte ich im vergangenen März und April nicht erwartet“, sagte Vorstandsmitglied Thomas Krießler. Ausgezahlt habe sich, dass man auf Telefonberatung ausgewichen sei. Derzeit baue man das Angebot an Videoberatung aus.
Die Summe der betreuten Kundengelder, also auch der Einlagen und Kredite über die Verbundpartner, überstieg im vergangenen Jahr mit einem Plus von zehn Prozent die Zwei-Milliarden-Marke. „Das macht uns stolz“, sagte Krießler. Man erwarte eine weitere Zunahme der digitalen Zugangswege. Die VR Bank wandelt derzeit sechs Geschäftsstellen in SB-Stellen um.
Bau in Dettingen soll starten
Rückläufig war trotz des starken Wachstums das Ergebnis, was vor allem der europäischen Zinspolitik geschuldet sei, sagte Vorstandsmitglied Stefan Gerlach: „Wir müssen ein immer größeres Volumen drehen, um unsere Margen zu erreichen.“ Der Zinsüberschuss stieg von 14,5 auf 14,9 Millionen Euro. „Gemessen am Strukturwert, also im Verhältnis zum Bilanzvolumen, müssen wir damit zufrieden sein“, so Gerlach. Der Provisionsüberschuss stieg von 5,3 auf 5,5 Millionen Euro. Unter dem Strich weist die Bank einen Jahresüberschuss von 1,3 Millionen Euro aus. Den Mitgliedern soll eine Dividende von fünf Prozent vorgeschlagen werden
Entspannt sei nach wie vor die Risikosituation, so Gerlach. Man bewege sich im Rahmen der erwarteten Kreditrisiken vor Corona. Der Großteil der Firmenkunden sei bislang ganz gut durch die Krise gekommen. Der Neubau des Verwaltungssitzes in Dettingen indes ist durch die Corona-Situation ins Stocken geraten. Eigentlich habe der Bau vergangenes Jahr beginnen sollen. Man sei allerdings guter Hoffnung, dass der Bau dieses Jahr starten könne.