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VR-Bank: In schwierigem Umfeld gut behauptet

Wirtschaft Die VR Bank Hohenneuffen-Teck zieht eine insgesamt positive Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres. Sorgen bereitet dem Vorstand der rasante Zinsanstieg durch die Politik der EZB. Von Henrik Sauer

Die Bilanzpressekonferenz der VR Bank Hohenneuffen-Teck dürfte wohl zugleich ihre letzte gewesen sein. Am 27. April stimmen die Vertreter in der Festhalle in Frickenhausen über die beabsichtigte Fusion mit der Volksbank Mittlerer Neckar ab. Wenn dann auch deren Vertreter knapp eine Woche später in der Kirchheimer Stadthalle für die Fusion sind, dann wird voraussichtlich am 22. Juli der Zusammenschluss technisch vollzogen, sprich, die Rechenwerke beider Banken werden zusammengeführt. Es wird also auch für die Kunden langsam ernst. 

Gestern berichteten die beiden Vorstandsmitglieder der VR Bank, Thomas Krießler und Stefan Gerlach, noch mal für sich von einem recht guten Geschäftsjahr 2022. „Wir haben uns in einem wirtschaftlich extrem schwierigen Umfeld gut behauptet“, sagte Thomas Krießler. Das Wachstum der Vorjahre habe man zwar nicht mehr erreichen können, aber sowohl das Kredit- als auch das Einlagengeschäft habe man moderat weiter steigern können. Der Jahresüberschuss ging um 300 000 Euro auf 1,1 Millionen Euro zurück. Das sind etwa 20 Prozent weniger als im Vorjahr. „Das ist trotzdem ein respektables Ergebnis, wenn man bedenkt, was alles los war“, so Stefan Gerlach. Das Eigenkapital habe man um 1,4 Millionen Euro weiter aufgestockt. Der Vertreterversammlung werde man eine Dividende wie im Vorjahr von zwei Prozent vorschlagen. 

Der Krieg in der Ukraine mit der Folge von massiv ansteigenden Energiepreisen, weiter nicht funktionierenden Lieferketten und einer Inflationsrate von über zehn Prozent wirkte sich auf das Geschäft der VR Bank aus. Die EZB habe erst spät reagiert und zunächst an ihrer Null-Zins-Politik festgehalten, so Krießler. Durch die seit Juli rasche Erhöhung des Leitzinses auf 2,5 Prozent zum Jahresende sei in der Folge das Kredit- und Immobiliengeschäft eingebrochen. „Immobilienkauf ist für viele Menschen nicht mehr bezahlbar“, so der Vorstandssprecher. Zwar seien die zehnjährigen Bauzinsen mit aktuell vier Prozent historisch betrachtet noch immer niedrig. Aber eben doch viermal höher als noch vor einem Jahr. Dies bei zudem deutlich gestiegenen Baukosten. 

Die Bank konnte dennoch immerhin 134 Millionen Euro an neuen Krediten vergeben. Aufgrund hoher Tilgungen verblieben davon allerdings nur 24 Millionen Euro in der Bilanz. Die Einlagen stiegen um 15 Millionen auf 829 Millionen Euro an. „Unsere Mitglieder und Kunden wissen, dass wir auch in Krisenzeiten ein verlässlicher Finanzpartner vor Ort sind“, so Thomas Krießler: „Sorgen macht uns allerdings der rasante Zinsanstieg, den die EZB derzeit forciert. Weil sie eben viel zu lange an der lockeren Geldpolitik samt Negativzinsen festgehalten hat.“ 

Der starke Zinsanstieg habe die Bank selbst bei ihren Eigenanlagen „erwischt“, sagte Stefan Gerlach. Weil die Kurse insbesondere von festverzinslichen Wertpapieren signifikant gefallen seien, habe man hier hohe Abschreibungen vornehmen müssen. Langfristig sei dies indes kein Problem, da man diese Papiere in der Regel bis zum Laufzeitende halte und die zinsbedingten Abschreibungen somit in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung nach und nach wieder zugeschrieben werden könnten. „Spekulative Eigenanlagen spielen bei uns keine Rolle“, so Gerlach. 

Die Bilanzsumme der VR Bank hat sich um 2,6 Prozent erhöht. Für Einlagen gebe es mittlerweile wieder Zinsen, sagte Gerlach. Aktuell von 1,6 Prozent für zweijährige Anlagen bis 2,1 Prozent für fünfjährige Anlageformen. Beim Tagesgeld halte man sich indes noch zurück. Ohnehin müsse man die Erwartungen diesbezüglich einbremsen, so das Vorstandsmitglied. 

Investiert habe man im vergangenen Jahr weiter in den Ausbau des digitalen Angebots. 70 Prozent des Geschäfts werde mittlerweile online abgewickelt. Stark zu spüren bekomme man den Fach- und Arbeitskräftemangel. Gut ausgebildetes Personal sei sehr schwer zu finden. Hier stehe man im harten Wettbewerb insbesondere mit Großbanken. Die VR Bank Hohenneuffen hat aktuell 137 Mitarbeiter, fünf weniger als im Vorjahr, was unter anderem auch darauf zurückzuführen sei, dass man offene Stellen nicht habe besetzen können. 

Die Vorbereitungen für die Fusion laufen indes seit der Ankündigung im vergangenen April auf Hochtouren. Derzeit sei man in Gesprächen mit den Vertretern, berichtete Thomas Krießler. Der Zusammenschluss sei sinnvoll, um die Leistungsfähigkeit nachhaltig zu erhalten. Bei zunehmendem Konkurrenzdruck sehe man seine Chance in der Beratungs-Kompetenz: „Die Beratung wollen wir aufrechterhalten, das ist unsere DNA.“ Wegen der rasant fortschreitenden Digitalisierung und auch wegen des Fachkräftemangels tue man sich in der neuen Größe leichter. „Nur eine effiziente Verwaltung erlaubt künftig noch eine dezentrale Kundenbetreuung“, so Krießler. 

Das Geschäftsgebiet mit der Volksbank Mittlerer Neckar überlappe sich in etlichen Teilen. So in Oberensingen, Raidwangen, Nabern, Dettingen, Weilheim, im Lenninger Tal und in Neuffen. Für einige Kunden rücke die nächste Geschäftsstelle mit dem Zusammenschluss sogar näher. So zum Beispiel in Kohlberg, wo die Kunden die nächste Filiale künftig in Neuffen hätten, die bisher noch zur Volksbank Mittlerer Neckar gehört. Es seien keine Filialschließungen geplant und auch kein Abbau von SB-Stellen.

Letzteres auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Sprengstoffanschläge von Banden auf SB-Automaten. Am 31. Januar war der Geldautomat der VR Bank in Nabern gesprengt und ein großer Schaden angerichtet worden. Der Automat werde wieder aufgebaut, berichtete Stefan Gerlach. Man denke intensiv über Sicherheitsmaßnahmen nach, dabei ziehe man auch das Abschließen der SB-Bereiche nachts in Erwägung.