Bissingen. Gemeinsam mit Owen und Dettingen habe sich die Gemeinde Bissingen „als erster interkommunaler Konvoi im Landkreis Esslingen“ auf den Weg gemacht und eine Kommunale Wärmeplanung durch das Büro ebök aus Tübingen erstellen lassen. Bezuschusst werde das Projekt durch das Umweltministerium Baden-Württemberg, fasste Bürgermeister Marcel Musolf in der Sitzung des Gemeinderats nochmals die Ausgangslage zusammen.
Holger Zimmermann vom Büro ebök präsentierte anschließend die Ergebnisse der aktuellen Potenzialanalyse zur Kommunalen Wärmeplanung in der Gemeinde. Diese sei noch nichts Konkretes, betonte Marcel Musolf. Ziel sei zunächst einmal gewesen, herauszufinden, ob es überhaupt Potenzialgebiete zur Entwicklung einer klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2040 gebe. Das Ergebnis: „Übermäßig viele sind es nicht. Es braucht eine weitere konkrete und aufwändige Planung, um eine seriöse Bewertung abgeben zu können, gerade auch was die Umsetzung von klassischen Wärmenetzen angeht. Zudem sind dafür zwingend Fördermittel nötig.“ Undenkbar sei, dass die Gemeinde eigene Betreiberstrukturen entwickle. Natürlich werde man die Bürgerschaft aber zum komplexen Thema informieren, zumal der Schwerpunkt eher auf privaten Projekten wie Gebäudesanierungen und dem damit verbundenen Einsatz erneuerbarer Energien liegen werde, also auf dezentralen Lösungen.
Wärmenetz frühestens 2030
Ende Juni 2023 wurde die Bissinger Bestandsanalyse abgeschlossen, anschließend wurden in Sachen Potenziale Aspekte wie Energetische Gebäudesanierungen sowie unter anderem der Einsatz von Photovoltaik/Solarthermie, Erdwärme, Abwärme oder auch Biogas untersucht und darauf basierend „Eignungsgebiete“ für klassische Wärmenetze ermittelt. Klar ist: Im Ortsteil Ochsenwang besteht aufgrund des felsigen Untergrunds keine Option für die Nutzung von Erdwärme mittels Sonden. Auch der Aufbau eines Wärmenetzes scheint aufgrund der niedrigen Wärmedichten dort nicht möglich. Alternativ sind in Ochsenwang vor allem dezentrale Heizungsanlagen mit Luftwärmepumpen oder Holzheizungen denkbar. In Bissingen könnte gegebenenfalls frühestens ab 2030 aus der bestehenden Heizzentrale der Schule ein Wärmenetz entwickelt werden, das neben der Schule und öffentlichen Gebäuden auch größere private Wohnanlagen im nördlichen Gemeindegebiet mit den vorhandenen Wärmeverbünden anschließen könnte. Auch für Gewerbetreibende könnten das interessant sein. Dazu könnte das Wärmenetz in Richtung Süden entlang der Ortsdurchfahrt wachsen. Mit welchen Wärmequellen bleibt abzuwarten.
„Ergebnisse sind ernüchternd“
Siegfried Nägele (UVW) bezeichnete das vorläufige Ergebnis der Analyse, was tatsächlich möglich wäre, als sehr ernüchternd: „Wir müssen an dem Thema aber auf jeden Fall dranbleiben.“ Hans-Dieter Aberle (FWV) hakte nach, ob auch das geplante Gewerbegebiet „Fürhaupten“ bei der Potenzialanalyse berücksichtigt wurde und ob es gegebenenfalls Synergieeffekte bei anderen Tiefbauarbeiten geben könnte, was das Verlegen von Leitungen angehe. Neubauten könne man nur berücksichtigen, wenn deren Größe, der Energiebedarf und die Nutzungsarten bekannt seien, so Holger Zimmermann. Grundsätzlich sollte bei einem Neubau auch ein begleitendes Energiekonzept in Sachen Klimaneutralität erstellt werden, „soweit technisch und wirtschaftlich möglich“. Bei anderen Tiefbaumaßnahmen pro forma einfach mal direkt Leitungen mitzuverlegen, sei nicht so optimal, da man damit potenziellen Betreibern vorgreife. Katja Eisenhardt
Info Der aktuelle Entwurf des Kommunalen Wärmeplans wird ab dem 5. Februar auf der Homepage der Gemeinde ebenso wie im Foyer des Rathauses öffentlich zugänglich sein. So kann die Bürgerschaft eigene Anregungen einbringen. Dafür soll auch ein Beratungstag angeboten werden, bei dem man sich individuell informieren kann. Wenn dann mögliche Änderungen im Entwurf eingearbeitet wurden, wird der Gemeinderat den Kommunalen Wärmeplan beschließen.