Mit Leben füllen will die Stadt Weilheim das bürokratische Wortungetüm „Kommunale Wärmeplanung“. Am besten funktioniert das mit konkreten Beispielen, und genau die hat Tobias Nusser vom Planungsbüro EGS-Plan mitgebracht, um den Abschluss der Wärmeplanung im Gemeinderat in dessen letzter Sitzung vor den Kommunalwahlen zu präsentieren. Die Beispiele zeigen vor allem eins: Der Weg zur Klimaneutralität ist lang.
Für die Potenzialanalyse konnten die Planer auf sämtliche Verbrauchsdaten der Weilheimer und Weilheimerinnen zugreifen – anonymisiert, versteht sich. Das Erhebungsrecht sei eigens für die Beschleunigung der Energiewende im Klimaschutzgesetz verankert worden, erklärt Tobias Nusser, um datenschutzrechtliche Bedenken zu zerstreuen.
Welche Dimensionen das Vorhaben hat, zeigt die Differenz zwischen dem Ist-Zustand und dem Zielszenario der Klimaneutralität im Jahr 2040, wenn Weilheim seine Wärmeversorgung komplett emissionsfrei abdecken will. Im Jahr 2021 lag der Endenergiebedarf für Wärme für die gesamte Stadt Weilheim bei 127 Gigawatt, davon entfallen rund 70 Prozent aufs Wohnen.
Die Planer gehen nun davon aus, dass durch Sanierungen und Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs bis 2040 der Endenergiebedarf bei etwa 92 Gigawatt liegt. Dennoch bleibt es eine Mammutaufgabe, diesen klimaneutral zu decken. Aktuell heizen 70 Prozent der Haushalte noch mit fossilen Energien, also Öl oder Gas. Bürgermeister Johannes Züfle sieht die Vorteile einer lokalen Energieversorgung auch vor dem Hintergrund globaler Krisen und Unsicherheiten. „Die lokale Wertschöpfung könnte sich ändern.“
Die Zukunft in Weilheim könnte dann so aussehen, dass rund drei Viertel der Haushalte mit Wärmepumpen beheizt werden, die mit Außenluft, Geothermie oder Abwasserwärme arbeiten sollen. Die restlichen 30 Prozent sollen aus lokalen Wärmenetzen kommen. Das Ingenieursbüro hat das Städtle in 64 sogenannte Cluster unterteilt und für jeden eine Art Steckbrief erstellt. Darin steht, ob sie für lokale Wärmenetze geeignet sind oder eher andere Wärmequellen sinnvoll wären.
Fünf konkrete Maßnahmen
In der Gemeinderatssitzung ging es nun darum, über das weitere Vorgehen abzustimmen. Tobias Nusser schlug fünf konkrete Maßnahmen vor: einen Stromnetz-Check, um zu überprüfen, ob das Netz den Ausbau der Wärmepumpen verkraften würde. Als zweite Maßnahme eine Straßenkarte für grünes Gas, also welche „Cluster“ geeignet wären für diese Art der Energieversorgung. Drittens sollen die Potenziale für Sanierungen und Effizienzsteigerungen in den Gebäuden genutzt werden. Drittens und viertens stehen zwei Studien auf dem Plan: Zum einen steht ein Check an, ob Weilheim West mit Abwärme aus der Kläranlage beheizt werden könnte, zum anderen inwieweit die Firmen im künftigen Gewerbegebiet Rosenloh als (Ab-)Wärmelieferant infrage kommt.
Für die letzten drei Maßnahmen sind bereits 300.000 Euro eingestellt, die aber zu 50 Prozent gefördert werden. Weilheims Vorteil ist: Die Zähringer-Stadt hat freiwillig früh begonnen und liegt daher aktuell noch weit vor den Fristen. Bis zum 30. Juni 2028 müssen Gemeindegebiete mit weniger als 100.000 Einwohnern Wärmepläne erstellen. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, meint Rainer Bauer (UMV), und Dr. Ulrich Mors (SBV) findet: „Unser Geld für Energie fließt weg in Diktaturen, besser wir behalten es im Land, da muss der Gebäudesektor jetzt nachziehen.“ Das Votum des Gemeinderats fiel dann auch einstimmig aus: Angenommen.