Nürtingen. Die geplante Bebauung des Wörth-Areals am Nürtinger Neckarufer hat jahrelang für Diskussionen gesorgt. Nun hat der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss des Nürtinger Gemeinderats beschlossen, die Kaufverträge mit den beiden Wohnungsbauunternehmen rückgängig zu machen.
Spätestens seit einer nicht öffentlichen Klausurtagung im Mai vergangenen Jahres ist man sich im Gemeinderat einig, die ursprünglich geplante Bebauung nicht weiter zu verfolgen. Die Stadt möchte die Planungen am Wörth-Areal jedoch wieder aufnehmen. Dazu brauchte es aber einen Beschluss für eine Rückabwicklung der Kaufverträge. Diese hatten ohnehin nur eine eingeschränkte Gültigkeit, weil für sie ein vollständiger Hochwasserschutz am Wörth Bedingung war. Den gibt es bislang nicht.
Die Stadt hat sich durch ein Gutachten die Möglichkeit bestätigen lassen, die Kaufoptionen ohne größeren Schaden für alle Seiten rückgängig zu machen. „Die beiden Bieter wurden informiert“, bestätigte Oberbürgermeister Johannes Fridrich in der Ausschusssitzung. Der Beschluss wurde einstimmig gefasst. Damit sei die Diskussion, was mit dem Wörth-Areal geschieht, wieder auf null gesetzt, so Fridrich.
Hochwasserschutz als Krux
Dem war jedoch nicht ganz so. An die Beschlussfassung war gekoppelt, über den künftigen Verlauf des Hochwasserdamms zu entscheiden. Dieser hängt wiederum davon ab, wie die Baukörper platziert werden und in welcher Art und Weise gebaut wird.
Bernd Schwartz, Leiter des städtischen Amtes für Liegenschaften, Wirtschaftsförderung und Bürgerbeteiligung, wies darauf hin, dass der Dammverlauf auch Auswirkungen darauf hat, in welchen Dimensionen die weiteren Abschnitte des Hochwasserschutzes am Neckar auf Nürtinger Stadtgebiet geplant werden müssten. Die planerische Hoheit hat das Regierungspräsidium. Die Stadt soll über eine Kooperationsvereinbarung einbezogen werden. Sie muss 30 Prozent der Kosten mittragen und hat ein Interesse daran, an der Gestaltung mitzuwirken.
Schwartz stellte weitere Varianten vor. Die Bebauung könnte einreihig erfolgen, der Damm zurückverlegt und der seitherige zurückgebaut werden. Dadurch würde das Neckarufer im Bereich zwischen Ruderclub und Steinachmündung durchgängig erlebbar. Der Damm müsste allerdings um das noch bestehende, nicht in städtischem Besitz befindliche Gebäude, gebaut werden. Dafür spricht sich der Oberbürgermeister aus.
Der Damm könnte auch bis zur Wörthstraße verlegt werden, die Aussparung für das Bestandsgebäude bräuchte jedoch eine längere Dammlinie, die Mehrkosten müsste die Stadt alleine tragen. „Ein Damm in einer solchen Schlangenlinie und nahe der Wörthstraße ist städtebaulich keine gute Lösung“, so Fridrich. Auf der verbleibenden Fläche könnten Gebäude entstehen, die durch eine hochwasserangepasste Bebauung von sich aus geschützt sind. Oder die ganze Fläche könnte von einer Bebauung freigehalten werden.
Eine weitere Variante wäre, nur etwas mehr als die Hälfte der Fläche bis knapp an den Ruderclub hin zweireihig zu bebauen, die andere Hälfte dafür gar nicht. Diese Variante wurde von Schwartz selbst ins Spiel gebracht.
Bürgerbeteiligung im Gespräch
Pit Lohse (NT 14) sah keinen akuten Zeitdruck. Er plädierte dafür, wirklich auf null zurückzugehen und ergebnisoffen in eine Bürgerbeteiligung zu starten. „Das müsste in den nächsten drei Monaten hinzubekommen sein“, so Lohse. Bei der Abstimmung kristallisierten sich jedoch keine klaren Mehrheiten heraus.
Er könne sich vorstellen, zunächst mit dem Hochwasserschutz für den ersten Abschnitt in Zizishausen und Oberensingen zu beginnen, wo es das größte Schadenspotenzial gebe, so der Oberbürgermeister. Am Wörth sei dies geringer. Auch alternative und kostengünstigere Schutzmaßnahmen für bestehende Gebäude kämen für ihn infrage. Er lasse die Vor- und Nachteile der Varianten nochmals aufarbeiten, um ohne Entscheidungsdruck und unter Beteiligung der Bürgerschaft in eine erneute Diskussion zu gehen. Uwe Gottwald
Seit 2007 ist das Wörth-Areal immer wieder Thema im Gemeinderat. Seitdem währt auch die teils hitzige Diskussion, wie das Gelände für Wohnungsbau genutzt werden könnte. Im Jahr 2012 wurde der Beschluss gefasst, das Gelände an die HKPE Hofkammer Projektentwicklung GmbH und die Siedlungsbau Neckar-Fils zu vergeben, die als Sieger des ausgeschriebenen Wettbewerbs hervorgegangen waren. Deren Pläne stießen allerdings auf erheblichen Widerstand.