Für den Schlierbacher Kommandanten Heiko Hüftle stand fest: „Das ist eine Materialschlacht.“ Denn hinter der 75. Waldbrandübung steckte viel mehr, als der erste Blick vermuten ließ. Auch an Einsatzkräften: Neben der Freiwilligen Feuerwehr Schlierbach waren die Feuerwehr aus Albershausen und die Feuerwehr aus Ebersbach mit den Abteilungen Stadt, Roßwälden und Bünzwangen beteiligt, dazu das Deutsche Rote Kreuz (DRK) aus Hattenhofen und Schlierbach und die Rettungshundestaffel. Dazu kam Unterstützung von der Führungsgruppe des Landkreises Göppingen aus Uhingen und die in Donzdorf und Salach stationierten drei Abrollbehälter mit jeweils 9.000 Litern Wasser waren im Einsatz.
Die drei Feuerwehren in Schlierbach, Albershausen und Ebersbach führen diese Übung traditionell gemeinsam durch, die Gemarkung wird im Turnus gewechselt. Diesmal hatte der Schlierbacher Simon Haller die Organisation der Übung übernommen. Insgesamt dürften nach einer groben Schätzung bis zu 100 Einsatzkräfte beteiligt gewesen sein. Zur Schlierbacher Feuerwehr gehören 52 Einsatzkräfte, darunter drei Frauen.
Angenommen wurde ein Zeltlager auf der Bergreute, das von einem Unwetter überrascht wurde. Orkanböen zerstörten die Zelte, es gab mehrere Verletzte, Jugendliche flohen vor Schreck in den Wald. Durch Funkenflug kam es zu Bränden. Die Verletzten wurden von der Jugendfeuerwehr gespielt. „Dort musste man nicht lange nach Freiwilligen fragen“, sagte Heiko Hüftle. Schnell war klar, dass zur Versorgung der Verletzten das DRK gebraucht wird, die Feuerwehr rief dieses zur Verstärkung herbei.
Bei Glutnestern im Wald werden oft keine großen Wassermengen gebraucht, gefragt ist die sehr gezielte Nutzung. Feuerwehrleute zogen mit Löschrucksäcken los, die jeweils 20 Liter fassen. Parallel wurde eine große Wasserversorgung aufgebaut, denn bei einem Verbrauch von 400 Litern pro Minute reichen die 2.000 Liter im Fahrzeug gerade einmal fünf Minuten. Eine Quelle war der Hydrant beim nahen Tennisheim. Die zweite Quelle bestand aus einem Shuttleservice der drei Abrollbehälter. Zwei davon pendelten zur Schlierbacher Kläranlage, wo ein freies Becken vor der Übung mit Regenwasser gefüllt worden war. Vom Abrollbehälter wurde das Wasser in große Faltbehälter abgelassen, von dort saugte die Pumpe eines Feuerwehrfahrzeugs das Wasser an. Fünf Spritzen parallel verteilten pro Minute rund 600 Liter im Wald.
Einsatzleitung auf der Wiese
Auf der Wiese wurde eine Einsatzleitung eingerichtet: Dort lief der gesamte Funkverkehr zusammen, dort standen im Fahrzeug Laptop, Drucker und vieles mehr zur Verfügung. Dort war auch der Anlaufpunkt der Führungskräfte, so ein Einsatz braucht eine klare Hierarchie: Einsatzleiter, Zugführer, Gruppenführer, Mannschaft.
Vor der Übung hatte die Feuerwehr, in Absprache mit der Forstverwaltung, mit gefällten Bäumen einen Waldweg blockiert. Feuerwehrleute schafften mit der Motorsäge einen freien Durchgang. Ein Rettungshund konnte es kaum erwarten, bis er sich im Wald auf die Suche nach einem vermissten Jugendlichen machen durfte.
Am Ende wird aufgeräumt
Beim Nachtreffen am Schlierbacher Feuerwehrhaus sprach Heiko Hüftle von „einer sehr erfolgreichen Übung“. Ganz zu Ende war diese noch nicht, blieb doch manches aufzuräumen und zu reinigen – für die Schläuche gibt es aber in Göppingen eine professionelle Putz- und Prüfanlage. Die Nachsitzung bei Roten, Gemüsesuppe und Bier hat auch eine wichtige kameradschaftliche Funktion. So war es angemessen, als ein Ebersbacher Feuerwehrmann am Biertisch auf sein Smartphone blickte und sagte: „Status 4, also noch immer im Einsatz.“