Im Kirchheimer Wald ist ein kleines Häuschen: Hier treffen sich gelegentlich viele Kinder, lernen Stifte aus Holz zu schnitzen, machen selbst Feuer und essen Stockbrot am Grill. Die Leiterin verschiedener Kurse ist Nadine Zink, Waldpädagogin und Falknerin. Sie bringt Kindern bei, was früher normal war: Draußen spielen mit natürlichen Gegenständen – und ganz ohne Handy oder Tablet. Die Kirchheimerin arbeitet hauptberuflich in einem Kindergarten in Dettingen. Bei ihrer Arbeit merkt sie oft, dass viele Kinder nicht mehr gewohnt sind, draußen ohne Spielzeug zu spielen.
Viele Kinder können sich über Medien unterhalten, aber nicht auf einen Baum hochklettern, und das finde ich traurig.
In Stuttgart hat Nadine Zink eine Ausbildung zur Waldpädagogin gemacht. Jetzt bietet sie thematische Kurse für Kinder in verschiedenen Altersklassen an, aber auch für Kindergärten und Schulklassen. Im Vordergrund stehen dabei Spaß und Bewegung. Themen sind zum Beispiel Kochen im Freien, Kräuter im Wald oder Tiere im Winterschlaf.
Nicht selten ist auch der kleine Steinkauz Ludwig mit dabei. Die Eule ist von Hand aufgezogen und zutraulich. Nadine Zink hat extra den Falknerschein gemacht, um das Tier großzuziehen. „Das ist für die Kleinen immer ein Erlebnis, eine Eule ganz nah zu sehen“, erzählt die Kirchheimerin und fügt hinzu: „Das Tierwohl geht aber vor. Wenn ich merke, dass Ludwig unter den Kindern gestresst wirkt, biete ich ihm sofort einen Rückzugsort.“ Zu Hause lebt die Eule in einer großen Voliere. Mit Ludwig möchte Nadine Zink auch darauf aufmerksam machen, dass Steinkäuze in der freien Natur vom Aussterben bedroht sind, denn: Der Mensch nimmt ihnen gewaltig viel an Lebensraum weg.
Wenn die Kleinen den Wald und die Natur erkunden, werden gleichzeitig deren Konzentration, Fantasie und vor allem auch die Abwehrkräfte des Immunsystems gestärkt. Aber auch motorische Fähigkeiten wie Beweglichkeit oder Gleichgewichtssinn werden dadurch verbessert. „Ich merke, dass viele Kinder Defizite in der Motorik haben. Das kommt auch davon, dass sie zu Hause nur noch vor dem Fernseher sitzen“, meint Nadine Zink. Auch bei den Freunden von ihren Söhnen fällt ihr auf, dass viele Gleichaltrige heutzutage in anderen Verhältnissen aufwachsen. „Manche Kinder waren verwundert, dass wir zu Hause nicht den neuesten Fernseher haben“, erzählt sie.
Draußen spielen bei Wind und Wetter – das bringt auch schmutzige Kleidung mit sich. „Oft werde ich von Eltern gefragt, was passiert, wenn es regnet oder warum die Kinder dreckig geworden sind. Das gehört einfach dazu, aber viele Familien sind das gar nicht gewohnt“, erzählt Nadine Zink. Sie springt mit Kindern auch in Pfützen. Das einzige No-Go ist Gewitter, da kann der Kurs im Freien nicht stattfinden.
Nadine Zink möchte als Waldpädagogin nicht nur unterhalten, sondern auch wichtige Werte vermitteln und einen bewussten Umgang mit der Natur vorleben. „Die Kleinen in meinen Kursen wissen jetzt zum Beispiel schon, dass Müll nicht in den Wald gehört“, erklärt sie. Sie erhofft sich von ihrer Arbeit, dass bei den Kindern für die Zukunft etwas von dem Gelernten hängen bleibt.
Info Ab 21. März bietet Nadine Zink jeden Montag Kurse für Kinder verschiedener Altersklassen an. Über die Nummer 01 71 /7 47 87 40 kann man sie bei Interesse erreichen.