Lenningen/Kirchheim. Lohnt die neue Version, oder sind die Änderungen nur Kosmetik? Das fragt sich so mancher Nutzer von Software.
Beim Buch "Vulkanalb" lohnt das Update seines Vorgängerbands aus dem Jahr 2003, "Der Schwäbische Vulkan", auf jeden Fall. Aus dem stillen Bestseller ist ein ganz neues Buch geworden.
Wer sich für Vulkane interessiert, der muss nicht zum Vesuv bei Neapel oder nach Sizilien reisen: Mit seinen 1 800 Quadratkilometern ist das Gebiet des Schwäbischen Vulkans sogar etwas größer als das des Ätna. Heute sind in diesem Gebiet rund 360 Vulkanschlote bekannt.
Das neue Buch "Vulkanalb" lädt zu 16 Touren zum Wandern und Wundern ein, vom Teckberg bis zum Georgenberg bei Pfullingen und zum Sternberg bei Gomadingen. Rund die Hälfte der Touren ist neu, sie hat der neu hinzugekommene Autor Fritz Rosenberger beigesteuert. Die anderen Touren wurden neu bearbeitet. Ganz aktuell sind die Karten des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung, die passende Wanderkarte zu jeder der Touren ist also im Buch gleich mit drin.
Der Informationsteil zum Albvulkanismus wurde ebenfalls auf den aktuellen Stand gebracht. "In der Geologie hat sich in 13 Jahren einiges getan", sagte Dr. Wolfgang Roser, der zweite der drei Autoren. Dritter im Bunde ist Jürgen Mauch. Maarvulkanismus wie auf der Schwäbischen Alb, in der Eifel oder im Hegau sei weltweit betrachtet selten, sagte Roser. Es gebe ihn aber in aktueller Zeit in Alaska. Die zehntägige Eruption bei den Ukinrek-Maaren im Jahr 1977, mit bis zu 4 000 Meter hohen Dampf- und Aschewolken, wird im Buch als Modell für die Vergangenheit vorgestellt. Das Buch enthält viele neue Fotos, die meisten von Reiner Enkelmann und Wolfgang Roser.
"Vulkanalb" ist – wie sein Vorgänger – ein Projekt von ehrenamtlichen Landschaftsführern am Naturschutzzentrum Schopflocher Alb, in dem das neue Buch präsentiert wurde. "Viele wissen nicht, dass das Randecker Maar und der Jusi auf Vulkanismus zurückgehen", sagte Dr. Wolfgang Wohnhas, Leiter des Naturschutzzentrums. Das Randecker Maar zähle zu den 77 bedeutendsten Biotopen in Deutschland. Das Buch schließe eine Wissens- und Marktlücke.
Vor einem Jahr, erinnerte Verleger Ulrich Gottlieb, habe sich die Frage gestellt: Nachdruck oder komplette Neubearbeitung? Nun stieg der Umfang auf 176 Seiten. "Wer mehr weiß, sieht mehr, schont und schützt", sagte Gottlieb. Er dankte der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, sie hatte über ihre Stiftung das Erscheinen des Buches finanziell unterstützt.
"Ich will Ihnen Lust machen auf die Vulkanalb", begann Roser seinen Vortrag und stellte einige der Touren zu Magmabrocken im Wald, zum Vulkanschlot mit Magmagang und zum durch Erosion freigelegten Vulkanstiel vor. Diese Erosion wird auch dadurch stärker, dass sich die Schwäbische Alb insgesamt immer mehr hebt. Besonders eindrucksvoll ist das in Heldenfingen bei Gerstetten auf der Ostalb zu sehen. Dort blickt der Wanderer auf 570 Metern über Normalnull auf eine ehemalige Meeresküste, das ist allerdings schon Millionen Jahre her.
Noch gar nicht lange her ist hingegen der Fund eines 16 Zentimeter langen Krokodilschädels im Randecker Maar, er geht auf die jüngsten wissenschaftlichen Grabungen des Naturkundemuseums Stuttgart und der Universität Tübingen in den Jahren 2009 und 2011 zurück.
In anderen Maaren ließe sich nicht so leicht graben, denn das Donnstetter Maar und die Zaininger Hüle – Ziel von Tour Nummer 14 – sind bebaut. Das ist kein Zufall, denn Vulkantuff speichert Wasser, dadurch konnten zahlreiche Brunnen angelegt werden. Wasser war auf der Albhochfläche, auf der das Wasser sonst ganz schnell im Untergrund versickert, stets knapp.
Roser hatte Gesteinsproben ins Naturschutzzentrum mitgebracht, unter anderem Bändermarmor, Anfassen war ausdrücklich erlaubt. Ebenfalls gerne griffen die Besucher zum neuen Buch: Die ersten 75 Exemplare sind schon weg.
Das Buch "Vulkanalb" (ISBN 978-3-925589-66-9) ist im Buchhandel, beim Naturschutzzentrum Schopflocher Alb und beim Teckboten zu 12,80 Euro erhältlich.