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Wanner in Dettingen: Die junge Generation rückt nach

Unternehmen Die Kinder Karlheinz Wanners übernehmen in der Dettinger Traditionsfirma neue Verantwortungsbereiche. Er selbst bleibt Geschäftsführer. Von Heiko Paul

Dieser Anblick machte den Silverdream berühmt. Mit den Markisen schaut er aus, als wolle er gleich abheben. Fotos: Heiko Paul

Karlheinz Wanner hat die Geschäftsleitung seiner Firma „Wanner Freizeit“ erweitert und die Unternehmensbereiche zwischen seinen Kindern neu aufgeteilt. Max Wanner (27) ist für den Neu- und Gebrauchtwagenverkauf zuständig, Geschäftsführerin Lisa Wanners (24) Verantwortungsbereich sind Finanzen und Geschäftsführer Philipp Wanner (22) verantwortet die Sparten Technik und Einkauf. Karlheinz Wanner selbst bleibt Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter.

Karlheinz Wanner hat die Firma in Dettingen 1969 gegründet. Zunächst verkaufte er überwiegend Wohnwagen von Dethleffs und Hobby. Drei Jahre später übernahm er auch die Wohnwagen der Firma Fendt in sein Programm. Zwei Jahre später dann war Wanner Dethleffs-Exklusiv-Händler und mauserte sich zur größten Dethleffs-Vertretung in Deutschland. Damit einher ging die Erweiterung der Hallenkapazitäten, zuerst auf 10 000 und vier Jahre später auf 20 000 Quadratmeter.

Weitblick zeigte Wanner, als er Detleffs anstieß, Reisemobile zu bauen. Für seinen Betrieb ließ er bei der Firma Goesser das Wannermobil 460 bauen, ein nur 4,60 Meter langes Reisemobil auf Mitsubishi-Basis. Bereits 1979 stand das erste Wannermobil bei ihm in Dettingen auf dem Hof – längst vor dem großen Reisemobiltrend. Das Wannermobil war damals zukunftsweisend: Den Reisenden war es möglich, autark unterwegs zu sein, mit Wassersystem samt Wassertank, einer Toilette, einem Kühlschrank, einer kleinen Küche und einer Batterie im Wohnaufbau an Bord. Ein Wannermobil kam also ohne Campingplatz aus.

Der Betrieb hatte 1998 über 25 Mitarbeiter und setzte über 20 Millionen Mark um. Selbst Luxusmarken wie Carthago und Phoenix waren bei Wanner zu erwerben. Die Firma erhielt in diesen Zeiten mehrere Male vom DCHV (Deutscher Caravan Händlerverband) „Das goldene C“, unter anderem für gute Platzgestaltung, technische Ausstattung und beispielhaftes Umweltbewusstsein.

Doch das Internet machte anfangs der 2000er Jahre den Dettingern zu schaffen. Auf einmal wurden Wohnwagen und Reisemobile supergünstig verkauft. Kiesplatz-Händler ohne Werkstatt schossen wie Pilze aus dem Boden, überwiegend im Norden und Osten Deutschlands, dort, wo Land besonders günstig war. Irgendwo in der Walachei supergünstig gekauft, aber Garantie-Reparaturen am Reisemobil sollte dann der Händler im Süden machen. Da spielte Karlheinz Wanner nicht mehr mit. Zudem war der schwäbische Tüftler mit der Qualität der Massenware immer weniger zufrieden. Der leidenschaftliche Bootsfahrer Wanner wollte seine Erfahrungen aus dem Wassersport in ein Reisemobil umsetzen. Es musste also ein GfK-Mobil her, gebaut als Monocoque wie ein Formel-1-Renner, quasi aus einem Guss, mit hoher Steifigkeit, unfallsicher und dicht.

Weil in Deutschland dazu wenig Know-how vorhanden war, machte er den Schritt in die Bootsbauernation Italien. Dort fand er ein Werk, das ein Reisemobil nach seinen Vorstellungen baute – der Silverdream war geboren und Karlheinz Wanner hatte damit eine eigene Marke. Heute vertreibt er seinen Silverdream in ganz Europa.

Den immer anspruchsvolleren Kunden bietet er mit der Mercedes-Sprinter-Basis des Silverdreams ein Wohmobil mit viel Komfort. „Schließlich erwarten die Käufer hohe Standards adäquat modernen Pkws. Früher war ABS was ganz besonderes, heute muss ein neues, modernes Reisemobil alle verfügbaren Fahrassistenzsysteme haben“, sagt Wanner. Große Wasser- und Abwassertanks seien mittlerweile ebenso selbstverständlich wie Kühlschränke mit Haushaltsmaßen. Lithium-Batterien mit großen Kapazitäten, Solarzellen auf dem Dach, Rückfahr- und Rundumkameras, alles sei möglich, betont er. Kein Wunder, dass bei diesen Ansprüchen die Preise gewaltig steigen.

Noch einen weiteren Trend hat er ausgemacht. Reisemobile, selbst große und teure, seien überwiegend für zwei Personen konstruiert, für das ältere, wohlhabende Ehepaar in Rente. „Vielleicht noch ein drittes Bett, falls das Enkele mal mitfahren möchte.“ Mehr sei nur selten gefragt.

Neu im Dettinger Traditionsbetrieb steht jetzt der Wanner Liner, ein Modell auf einem Reisebuschassis mit jder Menge an Ausstattung. Da findet sich selbst eine Haushaltsspül- und Waschmaschine. In Düsseldorf auf den Caravan Salon und auf der CMT in Stuttgart sorgte der Neuling jüngst für Aufsehen. Doch er denkt noch weiter, um seine Branche voranzutreiben.

„Leider fehlen nach wie vor Stell- und Campingplätze. Der Reisemobil- und Campingboom der letzten Jahre hat das Problem noch deutlich verstärkt“, sagt Karlheinz Wanner. Er wünscht sich deshalb für den weiteren Erfolg der Branche vereinfachte Bau- und Genehmigungsverfahren. Aktuell würden durch ausufernde Bürokratie viele Geldgeber abgeschreckt, in die Reisemobil-Infrastruktur zu investieren.