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Was alles in Frauenbüchern steckt

Literatur Im Rahmen der Frauenkulturtage ist Heidrun Küster der Frage nachgegangen, mit welchen Themen sich Frauen beschäftigen. Von Helga Single

Was machen all die Frauen, die irgendwo zwischen „MeToo“ und „Shades of Grey“ stehen? Was lesen Sie? Dieser Frage ging Diplom-Bibliothekarin Heidrun Küster im Max-Eyth-Haus im Rahmen der Fauenkultur­tage auf den Grund. In einem Schnelldurchlauf galoppierte sie durch den Inhalt von 49 Büchern, querbeet durch Romane, Biografien, Unterhaltsames mit Happy End, Nachdenkliches ohne Happy End, Erbauungsliteratur und Frauenratgeber. In einer Power-Point-Präsentation ergänzte sie diese Informationen mit Auszügen aus alten Werbespots, mit Artikeln aus der Zeitschrift Brigitte und Informationen zum Thema Frau aus anderen Frauenratgebern vergangener Zeiten, um zunächst festzustellen, dass es um das Verhältnis zwischen Männern und Frauen nicht gut bestellt sei.

In Zeiten von überhitzten übermoralischen „MeToo-Debatten“ auf der einen Seite und einer „Übersexierung“, angeheizt durch drei Bände von „Shades of Grey“, auf der anderen Seite, gehöre der „Feminismus“ und die Debatten um „divers“ zu einer Empörungsrhetorik, die einen Zeitgeist träfe. So wäre es nicht erstaunlich, dass sogenannte „Re-Reading“-Bücher, deren Inhalt schon vor hundert Jahren Themen wie Lohngleichheit, Vereinbarkeit von Liebe und Beruf sowie Jugendfürsorge hatten, ihre Brisanz bis heute nicht verloren hätten. „Sie sind Trend“, erklärte Heidrun Küster. In Umbruchszeiten nach dem Ers­ten Weltkrieg fand Literatur um Apostel, Heiler und Propheten Absatz, in den 60er-Jahren bewegte Spiritualität die Menschen. Heutzutage liegen Bücher über Meditation, Yoga und Achtsamkeit im Trend.

Männer sind Abfall

Die Autorinnen der jüngeren Generation beleuchteten das Geschlechterverhältnis genauer. Das Buch „Scharfstellung“ von Heike Melzer beschreibt verstörend, wie Künstliche Intelligenz alles Gewohnte verändere und den Mann überflüssig werden lasse. „Men are trash“ ist die These, die sie aufstellt. Die unbegrenzte Verfügbarkeit sexueller Superstimuli fixiere auf Reize, die in Beziehungen nicht zu erreichen seien. Heidrun Küster ordnete dieses Buch als ein Cocktail zwischen Pseudowissenschaft und Unterhaltung ein.

Mit Svenja Flaßpöhler, „Die potente Frau“, sei eine Autorin am Start, die von der weiblichen Opferrolle in der „MeToo“-Bewegung genug habe und den Frauen den Weg des geringsten Widerstandes vorwerfe. „Der Feminismus erwartet alles vom Mann und nichts von der Frau“, sei hier die Botschaft.

Zwei Autoren, die polarisierten und dafür mit Hassbotschaften aus dem Internet zu kämpfen hätten, wären Margarete Stokowski und Harald Martenstein, der einzige männliche Autor an diesem Abend. So vergleicht Stokowski die Casting Shows der Heidi Klum mit dem Vorgang einer Hinrichtung im Mittelalter. Nach den Büchern über das Geschlechterverhältnis folgten die Ratgeber für Singles wie „Weiblich, ledig, glücklich - sucht nicht“, von Gunda Windmüller. Auf die Single-Ratgeber folgten Familienratgeber, in denen das Kind als Organisationsproblem auftaucht.

Susanne Fröhlich, die es mit „Ausgemustert“ in die Bestsellerlisten geschafft hat, lässt ihre Protagonistin bei Tinder ein Happy End finden und Heike Blümmer und Laura Ewert behaupten in „Schluss jetzt“, dass keine Partnerschaft besser sei als eine schlechte. Verena Brunschweiger - „Kinderfrei statt kinderlos“ - zweifelt komplett am Kinderkriegen und hält an einem Freiheitskonzept fest. Heidrun Küster verwies, dass dies nichts Neues sei und bereits in den 80er-Jahren Frauen beschäftigte. „Die heutigen Frauen kritisieren den Zeitgeist akademisch, urban und wohlhabend“, sagt Heidrun Küster. Weiter ging es mit Büchern zum Thema Hormone, zum Älterwerden, zu Wechseljahren, der „Biologischen Uhr“, zum Generationenverhältnis zwischen Töchtern und Müttern und zur Stellung der Frauen in Afrika.

 

Info: Heidrun Küster ist Bibliothekarin und Rezensentin. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Stuttgart. Sie sichtet jährlich 90 000 Neuerscheinungen.