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Was den Kfz-Betrieben zu schaffen macht

Versammlung Die Mitglieder der Innung Nürtingen-Kirchheim beschäftigen sich mit aktuellen Entwicklungen. Von Peter Dietrich

Der Prüfungsausschussvorsitzende Daniel Krämer (links) und Obermeister Karl Boßler umrahmen die Gesellen, die eine hervorragende Prüfung abgelegt haben: Fabian Jordan (Autohaus Grau in Kirchheim), Fatih Oguz (Hahn Automobile in Wendlingen), Ümit Köse und Kevin Pfisterer (beide Ramsperger Automobile in Kirchheim) und Rafail Tourlianidis (Russ Jesinger Automobile in Dettingen). Foto: Peter Dietrich

Ehre, wem Ehre gebührt: Sechs junge Männer wurden bei der Mitgliederversammlung der Kraftfahrzeuginnung Nürtingen-Kirchheim in der Nürtinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule für ihre hervorragenden Leistungen bei der Gesellenprüfung 2023/2024 geehrt. Fabian Jordan wurde beim Autohaus Grau in Kirchheim in der Fachrichtung Personenkraftwagentechnik ausgebildet, Fatih Oguz hat dieselbe Ausbildung bei Hahn Automobile in Wendlingen absolviert. Die anderen vier Geehrten hatten sich für die Fachrichtung System- und Hochvolttechnik entschieden: Alexej Klauser bei Auto Deininger in Nürtingen, Rafail Tourlianidis bei Russ Jesinger Automobile in Dettingen sowie Ümit Köse und Kevin Pfisterer bei Ramsperger Automobile in Kirchheim.

Zertifikat wird Pflicht

Ab 1. April, das ist kein Aprilscherz, brauchen Kfz-Werkstätten laut einer EU-Verordnung ein „SERMI-Zertifikat“. Ohne ein solches sind sie von allem ausgeschlossen, was diebstahl- und sicherheitsrelevant ist: Sie können also keinen Schlüssel und keine Wegfahrsperre mehr programmieren. Was als sicherheitsrelevant gilt, bestimmen die Autohersteller, dies kann auch der Scheinwerfer sein. Ausgenommen vom neuen Zertifikat sind Werkstätten, die ausschließlich mit den Marken des Vertragspartners arbeiten. Die Kfz-Innung sieht das Zertifikat mit gemischten Gefühlen: Einerseits kostet es jährlich Geld und bedeutet zusätzlichen Aufwand. Andererseits bedeutet es einen Schutz für seriöse Werkstätten.

Womit sich Kfz-Betriebe sonst so alles beschäftigen müssen, zeigte die Präsentation der Fortbildungsangebote durch Wolfgang Gross. Bei ihnen geht es neben Hochvolttechnik und Klimaanlage auch um Geldwäscheprävention und das Hinweisgeberschutzgesetz. Hansjörg Russ stellte die Öffentlichkeitsarbeit der Innung vor.

Die Förderprämien für Elektroautos sind im Vorjahr ausgelaufen. Die Auswirkungen zeigte Obermeister Karl Boßler in seinem Bericht auf: Im Januar 2024 wurden bundesweit 22 474 reine Elekt­rofahrzeuge zugelassen, 59 Prozent weniger als im Vormonat. Der Marktanteil sank auf 10,5 Prozent. Die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden gingen um 20 Prozent auf 14 394 Exemplare zurück, der Marktanteil liegt bei 6,7 Prozent. Der Gebrauchtwagenmarkt ist bisher nur zu rund vier Prozent elekt­risch.

Boßler erinnerte an den Aufruf der Entlastungsallianz für Baden-Württemberg, belastende Dokumentationspflichten an die IHK zu melden. „Wir wissen nicht, was passiert, aber je mehr Meldungen aus der Wirtschaft, desto besser.“ Gäbe es nur wenige, hieße es womöglich, alles sei in Ordnung.

Eine Abmahnfalle drohe den Betrieben mit der neuen Pkw-Ener­gieverbrauchs-Kennzeichnungsverordnung. Sie sei am 22. Februar im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden und prompt am 23. Februar in Kraft getreten. Aushänge im Autohaus und Werbung im Internet sind nur noch bis zum 1. Mai nach der alten Verordnung erlaubt, Prospekte mit alten Verbrauchsangaben müssen zum 1. August auf den Müll. Immerhin müssen Online-Archive nicht rückwirkend umgeschrieben werden. Die neue Verordnung sorge im Kfz-Gewerbe für viel Unmut, sagte Boßler.

Bund lockt ins Digitale

Als Gastredner präsentierte Stefan Bayer, Leiter der Kfz-Zulassungsstelle im Landratsamt Esslingen, die vierte Stufe der Fahrzeugzulassung per Internet. Mit veränderten Gebühren locke der Bund die Verbraucher ins Digitale. Wer sich mit über 500 Zulassungen im Jahr als Großkunde registrieren wolle, müsse sich auf ein kompliziertes Verfahren gefasst machen. Allein die Registrierung beim Kraftfahrt-Bundesamt kostet eine Gebühr von 3220 Euro. Die Zulassung per Vollmacht durchs Autohaus sei nun möglich, auch die Zulassung auf juristische Personen.

Zudem standen Wahlen an. Obermeister Karl Boßler und sein Stellvertreter Hansjörg Russ wurden wiedergewählt. Ebenso in den Vorstand gewählt wurden Uwe Diez, Oliver Ernst, Christoph Grau, Wolfgang Gross und Daniel Krämer. Gerhard Angelmaier stellte sich nicht mehr zur Wahl und wurde aus dem Vorstand verabschiedet. Anderen Aufgaben bleibt er treu.