Keinen ganz alltäglichen Fund haben kürzlich die „TradBogner“ Kirchheim gemacht. Auf ihrem Trainingsgelände bei Ötlingen stießen ein paar der Bogenschützen auf einen toten Feldhasen. Was tun? Eine Frage, die sich in so einem Fall viele stellen. Ein befreundeter Jäger riet TradBogner-Mitglied Carmen Burghardt, den Wildtierbeauftragten des Landratsamts Esslingen, Daniel Ulmer, anzurufen. Der ließ daraufhin das Tier vom zuständigen Jagdpächter abholen.
Seit März sind im Landkreis mehrere verendete Feldhasen gefunden worden, die das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart positiv auf European Brown Hare Syndrome getestet hat. Die durch eine Virusinfektion ausgelöste Leberentzündung tritt mit einer Sterberate von 80 bis 100 Prozent ausschließlich bei Feldhasen auf. Sie ist nicht auf Menschen übertragbar.
Bestand an Feldhasen hat abgenommen
Da die Feldhasen-Bestände laut Nabu seit den 80er-Jahren durch die Intensivierung der Landwirtschaft um circa 75 Prozent abgenommen haben, sind Jäger und Jagdbehörden bemüht, die Bestände stabil zu halten. „Deshalb sind Hinweise auf tote Exemplare für das Monitoring und die Seuchenbekämpfung wichtig“, so German Kälberer von der Jägervereinigung Kirchheim. Wer ein totes Wildtier findet, sollte es deshalb nicht einfach vergraben. Dadurch besteht das Risiko, dass sich Krankheitserreger weiter ausbreiten, weil zum Beispiel Füchse oder Wildschweine den Kadaver ausgraben. „Manche Wildkrankheiten und Parasiten sind auf Menschen und Heimtiere übertragbar“, betont der Jäger. „Die Überreste mitzunehmen, um sie zum Beispiel an Hund und Katze zu verfüttern, ist deshalb keine gute Idee.“ Abgesehen davon ist es verboten, sich ohne Einwilligung des Jagdpächters totes Wild anzueignen. „Das ist Wilderei, die strafrechtlich verfolgt werden kann“, so Kälberer.
Häufigste Todesursache sind Verkehrsunfälle
Die zahlenmäßig häufigste Todesursache bei Reh und Co. sind Verkehrsunfälle. Laut Deutschem Jagdverband kommen jedes Jahr 200.000 bis 250.000 Wildtiere auf Straßen und Bahnlinien ums Leben. Verantwortlich dafür kann in manchen Fällen auch ein schlechter Gesundheitszustand sein, wie German Kälberers Erfahrungen in der Teckregion zeigen. Weitere Todesursachen sind Zäune, Mäharbeiten in der Landwirtschaft oder wildernde Katzen und Hunde. In solchen Fällen rät der Fachmann, den Jagdpächter zu informieren, in dessen Revier das Tier verendet ist. Auf der Website der Jägervereinigung Kirchheim, www.jv-kirchheim.de, ist im Impressum eine Telefonnummer hinterlegt, die Anrufern den Kontakt vermittelt.
Ansonsten können auch die Polizei oder der Wildtierbeauftragte des Landratsamts Esslingen, die Jagdbehörde oder das Veterinäramt kontaktiert werden. Um einen Kadaver transportfähig zu machen, rät der Experte, ihn mit Handschuhen in einen Plastiksack zu legen und kühl zu lagern. Das helfe, Ungeziefer und strengen Geruch zu vermeiden. Carmen Burghardt jedenfalls freut sich, dass die TradBogner die Behörden beim Schutz der Feldhasen unterstützen konnten.