Tierwelt
Waschbärenplage: Was lässt sich gegen die pelzigen Quälgeister machen?

Durchwühlte Mülltonnen, beschädigte Gebäude, geplünderte Beete: Waschbären sorgen auch hierzulande für reichlich Ärger. Doch es gibt einige Tipps und Tricks, um sich gegen die Tiere abzusichern.

Die Pfoten von Waschbären sind außergewöhnlich geschickt. Mit ihren fünf fingerartigen Zehen können sie nicht nur gut klettern, sondern auch Gegenstände greifen und drehen. Foto: Symbolbild

Gar keine Frage: Der Preis für die wohl niedlichste Plage Deutschlands geht an den Waschbären. Mit den dunklen Knopfaugen, dem tapsigen Gang und dem geringelten Schwanz sehen die Tiere zwar unheimlich liebenswert aus, doch die maskierten Unruhestifter haben es faustdick hinter den Ohren.

Sie wühlen in Mülltonnen, plündern Gärten, Felder und Beete, dezimieren lokale Tierbestände und können Krankheiten übertragen. Pudelwohl fühlen sie sich vor allem da, wo sie nichts zu suchen haben: Sie dringen in Häuser oder Gartenhütten ein, hinterlassen dort ihre Ausscheidungen und richten auch gerne mal ordentlich Schaden an.

Die genaue Anzahl der Waschbären zu ermitteln, die mittlerweile durch die deutschen Wälder, Wiesen und Vorgärten streifen, ist schwierig. Schätzungen gehen jedoch von bis zu zwei Millionen Tieren aus, die ihren menschlichen Mitbewohnern das Leben etwas schwerer machen. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und die Tierschutzorganisation PETA liefern einige Tipps, um die flauschigen Nervensägen fernzuhalten und bereits eingezogene Tiere wieder loszuwerden.

Nahrungsquellen entfernen

Waschbären fressen gerne, viel und im Grunde fast alles. Wer sie nicht aus Versehen anlocken möchte, muss an erster Stelle dafür sorgen, dass die Tiere auf dem eigenen Grundstück keine Nahrung finden.

Essensreste sollten daher nicht auf dem Kompost, sondern in waschbärensicheren Mülltonnen entsorgt werden. Zum Verschließen der Tonnen eigenen sich zum Beispiel Spanngurte oder schwere Steine. Auch an gelben Säcken vergreifen sich die Langfinger gerne: Es ist daher ratsam, diese erst kurz vor der Abholung rauszustellen.

Da Waschbären nicht wählerisch sind, schrecken sie nicht davor zurück, die Mahlzeiten anderer Tiere zu stibitzen. Haustierfutter sollte daher auf keinen Fall draußen herumstehen – auch nicht in geschlossenen Verpackungen.

Wer ein Futterhaus für Vögel im Garten hat, bringt dieses am bes­ten außer Reichweite von Waschbären – etwa auf einem Stab, an einer Hausfassade oder frei hängend an einem dünnen Seitenast – an. Nisthilfen sollten in jedem Fall so am Baum befestigt sein, dass sie sich nicht kippen lassen.

Auch Obstbäume sind vor dem unstillbaren Hunger der Tiere nicht sicher. Fallobst sollte daher schnellstmöglich aufgesammelt und niedrig hängendes Obst abgepflückt werden. Mindestens 80 Zentimeter hohe Folien oder Blech­ummantelungen halten die Störenfriede davon ab, auf die Bäume zu klettern.

Den Einstieg verhindern

Waschbären sind echte Einbruchsspezialisten. Möchte man sichergehen, dass die Tiere sich nicht ungesehen ins Haus schleichen und die Speisekammer plündern oder aus den Dämmmaterialien ein Sofa basteln, kann man einige Vorsichtsmaßnahmen treffen.

Auch in manchen Kirchheimer Gärten haben es sich die Tiere inzwischen gemütlich gemacht. Foto: Iris Häfner

Wer eine Katzenklappe hat, sollte diese nachts verschließen; ein Metallgitter über dem Schornstein verhindert den Einstieg durch den Kamin. Auch offenstehende Fenster oder Dachluken, die sich von außen öffnen lassen, sind eine Einladung für neue Mitbewohner. Die Tür zu einem Gartenhaus oder einer Garage nicht abzuschließen, ist ebenfalls eine schlechte Idee. Ja, viele Waschbären können Türen öffnen.

Doch selbst all das ist keine 100-prozentige Absicherung gegen waschbärenbedingte Schäden. So kann es vorkommen, dass die Tiere bei ihren Einbruchsversuchen Ziegel anheben oder Bleche an Dachgauben verbiegen. Auf der sichereren Seite ist man also, wenn die Tiere gar nicht erst aufs Dach gelangen.

Besonders einfach ist der Aufstieg für Waschbären über das Fallrohr der Regenrinne. Im Handel gibt es diverse Abwehrkonstruktionen, wie Blechmanschetten oder Kletterstopp-Ringe, die das verhindern.

Ratsam ist es auch, nach anderen Klettermöglichkeiten, wie Rankgittern, Ausschau zu halten, diese zu entfernen und Äste in Dachnähe großzügig zu stutzen.​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

Waschbären loswerden

Haben Waschbären das eigene Grundstück erst einmal zu ihrem Revier auserkoren, empfiehlt es sich, den Tieren den Aufenthalt so ungemütlich wie möglich zu machen. Die bereits genannten Maßnahmen sind dabei immer ein Anfang. Um die Tiere aktiv zu verjagen, gibt es ebenfalls einige Tricks.

Waschbären sind keine Fans von Gesellschaft und lauten Geräuschen. Abendliche Rundgänge auf dem Dachboden und laute Musik schätzen sie nicht.

Abgeneigt sind die kleinen Rabauken auch von manchen Gerüchen wie Chili, Cayennepfeffer, Zitrusfrüchte, Essig, Pfefferminz und Lavendel. Wer den Tieren ihre nächtlichen Streifzüge im Garten verderben will, sollte den Kauf von Bewegungsmeldern oder Wassersprengern in Betracht ziehen.

Auf keinen Fall sollte aber versucht werden, die Tiere selbst einzufangen. Wer im Haus oder Garten ein Waschbärenproblem hat, kann sich etwa an Kirchheims Stadtjäger Christian Schwenk wenden. Er ist über den Umwelt- und Naturschutzbeauftragten Wolf Rühle unter w.ruehle@kirchheim-teck.de oder unter 0 70 21/50 24 13 zu erreichen.

Der Siegeszug der Waschbären

Ursprünglich stammen Waschbären aus Nordamerika.

Waschbärenpelz erfreute sich großer Beliebtheit. Um den Pelz nicht importieren zu müssen, brachte man die Tiere kurzerhand nach Deutschland. Dort fristeten sie ihr Dasein eine Zeit lang hauptsächlich in Pelztierfarmen.

Mit dem Ziel, den Waschbär in Deutschland anzusiedeln, wurden zwei Waschbärenpaare im Jahr 1934 in Hessen ausgesetzt. Von dort aus breiteten sich die Tiere rasant aus.

Im Jahr 1945 büxten zudem nach einem Bombenangriff, der eine Pelztierfarm bei Strausberg traf, rund zwei Dutzend Tiere aus ihrem Gehege aus. Die meisten Waschbären in Brandenburg sind Nachfahren der Ausreißer.

Die Stadt Kassel gilt heute als „Waschbärenhauptstadt Europas".

Dass sich Waschbären derart erfolgreich ausbreiten konnten, hat einige Gründe: Sie sind vermehrungsfreudig, haben kaum natürliche Feinde, sie sind Allesfresser und äußerst anpassungsfähig.

Viele Forscher schätzen die Tiere als Gefahr für heimische Ökosysteme ein.