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Weg vom üblichen Klischee der Schulkunst in vielen Köpfen

Aktion Das Kirchheimer Seminar hat im Marstallgarten ein „Festival der Künste“ veranstaltet. Alle Fachbereiche interpretierten das Motto „Natur und Zeit“ auf ihre jeweils eigene Art. Von Günter Kahlert

Der Ort ist perfekt für das Thema des aktuellen Schulkunst-Kampagne. „Natur und Zeit“, das passt im historischen Kirchheimer Schloss und dem zugehörigen Marstallgarten mit seiner großen Rasenfläche und den hohen Bäumen. Zum Start der Aktion hat das Kirchheimer Seminar in Zusammenarbeit mit dem federführenden „Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung BW“ (ZSL) ein „Festival der Künste“ in Kirchheim umgesetzt. Und das in einer ganz eigenen Art.

Der ursprüngliche Ansatz des ZSL, den Begriff „Schulkunst“ um Musik und Theater zu erweitern, wurde sehr eigenständig interpretiert. „Wir wollten über den klassischen Bereich der bildenden Kunst hinaus und haben alle Disziplinen, die es in unserer Ausbildung gibt, in das Thema eingebunden“, erklärt Ricarda Schrempf.

Die koordinierende Fachbereichsleiterin „Bildende Kunst“ am Seminar ist ziemlich begeistert von den Reaktionen der Kolleginnen und Kollegen. Die anfängliche Skepsis („Müssen wir jetzt alle Kunst machen?“) konnte Ricarda Schrempf schnell zerstreuen: „Es ging darum, was können wir mit unserem Fachblick mit diesem Thema anstellen.“

Und dann gab es nach ihren Worten aus allen Bereichen „ganz tolle Ideen“. Die zuständige ZSL-Fachfrau Sara Dahme ist sichtlich zufrieden mit der Umsetzung des Kirchheimer Seminars: „Wir wollen schon lange von dem Klischee ,Schulkunst‘ weg, das in vielen Köpfen existiert.“ Die Ergebnisse waren am Samstag im Schloss und Marstallgarten zu sehen und zu erleben.

In der Mitte des Gartens ist beispielsweise eine Mitmachaktion aufgebaut, es geht um Naturfarben. Ein Tisch mit vielen Gläsern unterschiedlichster Farbtöne aus Roter Bete, Kurkuma und vielem mehr, daneben kleine Becher, mit denen Kinder ihre Lieblingsfarben auf speziell präparierte Leinwände gießen können. Das Ergebnis: erstaunliche Aquarelle, die noch mit Blättern aus dem Garten dekoriert wurden; Thema Natur und Kreativität gut umgesetzt.

Rosen, die gerade verblühen

Noch ein paar Beispiele: Die Bereiche Medienbildung und Musik hatten die Kasematten belegt. Beim Eintritt in die dunklen Gänge empfangen einen diverse Klangcollagen von Geräuschen aus Natur und Umwelt („soundscapes“), die unweigerlich Bilder im Kopf auslösen.

Am Ende landet man bei einer Projektion aus „Stop-Motion-Filmen“ (Zeitraffer) aus der Natur, wie beispielsweise ein Strauß voller Rosen, denen man beim Verblühen zuschauen kann. Der Fachbereich Technik widmet sich dem „Vertical Gardening“ und präsentiert die Kompakt-Ausgabe eines an der Wand hängenden Gartens. Im Grunde ziehen sich die Themen Achtsamkeit und Nachhaltigkeit wie ein roter Faden durch alle Aktionen. Das demonstriert nicht zuletzt die Ruheliege aus alten Industriepaletten inmitten des Gartens, auf der auch Kirchheims OB Pascal Bader und der stellvertretende Seminarleiter Klaus Buck schon mal „Probe-chillen“.

Natürlich war die Veranstaltung auch sehr seminar-spezifisch. Die Kirchheimer Ausbildungsstätte für Fachlehrerinnen und Fachlehrer wollte sich präsentieren, quasi mit einem erweiterten „Tag der offenen Tür“. Sämtliche Ideen sind für die angehenden Fachlehrer und Fachlehrerinnen natürlich auch später in den Schulen umsetzbar.

Eine gelungene Veranstaltung – sehr entspannt, Zeit für Gespräche und Zeit dafür, eine ganze Menge zu schauen und überraschende Eindrücke zu sammeln. Leider beschränkt sich das „Festival der Künste“ auf diesen einen Tag.

Die klassische Schulkunst ist noch bis 12. August in Kirchheim zu finden: im Marstallgarten, in der Kutschenhalle im Schloss, in der Stadtbücherei, im Modehaus Fischer. Allerdings in eher homöopathischer Dosis.