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Weihnachtsmarkt auf dem Sofa

Innovation Lena Vögele aus Kirchheim hat einen virtuellen Adventskalender entwickelt. Auf ihrer Seite lässt es sich auch prima von Stand zu Stand schlendern, in den vor allem Künstler ihre Produkte anbieten. Von Iris Häfner

Nur so vor Ideen und Tatendrang sprüht Lena Vögele aus Kirchheim. Ihr neuestes Projekt aus aktuellem Anlass: ein Weihnachtsmarkt online. Insbesondere Künstler sollen hier eine Plattform bekommen, aber auch andere Kreative, wie das Angebot auf der Homepage https://winterzauber-store.de/ zeigt.

Die Mutter hat Lena Vögele auf die Idee gebracht. Eher zufällig ist die Kosmopolitin wieder in heimatlichen Gefilden, lebt mehr oder weniger aus dem Koffer bei ihrem Opa in Ötlingen oder bei den Eltern auf dem Schafhof. Corona hat auch bei ihr die Pläne ordentlich durcheinandergewirbelt. Aber immerhin war in den Sommermonaten ein zweimonatiger Trip nach Skandinavien für die neugierige und vielseitig interessierte junge Frau möglich. Dafür hat sie eigenhändig ihr Auto umgebaut, um darin schlafen zu können. „Ich reise, um Menschen kennenzulernen und deren Kultur“, beschreibt sie ihre unbändige Reiselust. Statt bei ihrem Großonkel in Nordschweden landete sie über viele spontane Routenänderung irgendwann in Tromsø, etwa 350 Kilometer nördlich des Polarkreises gelegen. „Das ist die Stadt, wo der Nikolaus wohnt. Tromsø hat mein Herz erreicht – ich bin ein Wintermensch und Weihnachtsfan“, beschreibt sie sich. Aus diesem Grund war auch das Gespräch mit der Mutter die Inspiration für den virtuellen Weihnachtsmarkt. Die erzählte von ihrer Freundin Saskia Keller, die den „Advent im Schloss“ in Köngen pandemie-bedingt ausfallen lassen muss. „Ich war richtig traurig darüber, denn ich liebe Weihnachtsmärkte. Jetzt bin ich einmal im Advent in Europa – und dann das“, erzählt sie. So kam ihr der Gedanke: Warum nicht einen digitalen Weihnachtsmarkt anbieten? „Das war endlich eine Idee, die meiner Mutter gefallen hat“, freut sich Lena Vögele.

Nach der Mittleren Reife an der Teck-Realschule begann sie eine dreijährige Ausbildung zur Bühnenmalerin beim SWR in Baden-Baden. Danach arbeitete sie vier Jahre bei SAP, kennt sich also bestens im digitalen Dschungel aus. „Wir haben da total verrückte Sachen gemacht, neben Design ging es beispielsweise darum, wie man Daten erfühlbar macht oder riechen kann“, erzählt sie.

Da sie dank ihrer eigenen Biografie und Malleidenschaft viel mit Künstlern zu tun hat, weiß sie um deren wenig ausgeprägte Computer-Affinität – und genau diese Lücke will sie mit ihrem Online-Angebot schließen. Von Saskia Keller bekam sie zahlreiche Künstlerkontakte. Ein paar von ihnen ließen sich auf die Idee ein, und so gibt es am 6., 13. und 18. Dezember von 18 bis 20 Uhr live einen Weihnachtsmarkt. Die Illustrationen auf der Winterzauber-Seite stammen natürlich von Lena Vögele, und wer auf die unterschiedlichen, mit Schnee bedeckten Häuschen klickt, erfährt schon mal im Voraus etwas über die beteiligten Aussteller. „So kommt man in die virtuellen Stände“, erklärt Lena Vögele. Sie wollte nicht Masse, sondern „Leute, die mit Liebe was erstellen“. So gibt es beispielsweise „Fossil art“ von Ute Hauff aus Holzmaden, Gartenköpfe von Karin Helm aus Esslingen und Bienenprodukte von Marina und Markus Guber aus Notzingen.

Weil Lena Vögele das alles noch zu wenig erschien, hat sie kurzerhand einen virtuellen Adventskalender mit verschiedenen Künstlern aus der Taufe gehoben. Die Türchen gehen nur am jeweiligen Tag auf. „Dass niemand das knacken kann, ist Extra-Arbeit für mich“, kommen ihre SAP-Vergangenheit und ihr Anspruch zum Vorschein. Soviel hat sie aber schon mal verraten: Es sind Kinderbuchautoren dabei, die aus ihren Büchern vorlesen, ein Musiker singt und man kann einem Filzvorgang zuschauen. Möglicherweise gibt es sogar eine Winterzauberparty mit dem Titel „Punsch im Pyjama“.

„Ich bin immer offen für Kontakte. Last-Minute-Projekte nehme ich gerne an von Leuten, die noch einsteigen wollen“, kommt auch hier ihre Spontanität zum Ausdruck. „Meine Kreativität braucht viele Orte, Menschen und Natur. Momentan ist das ein gutes Projekt, um Leute kennenzulernen“, zieht Lena Vögele schon jetzt eine positive Bilanz.